Ich gebe es nicht gerne zu, aber tatsächlich war ich so platt, dass ich fast den ganzen Tag verschlafen habe. Aber zu erzählen gibt es trotzdem jede Menge.
Ich befinde mich also im teuersten Zimmer meines bisherigen Lebens: für diese zwei Nächte „Vorprogramm Miami“ incl. Frühstück, pro Tag ein Freigetränk in der Bar, Einzelzimmerzuschlag, aller Transfers und deutschsprachiger Reiseleitung ruft Phoenix, der Kreuzfahrtveranstalter , 699€ auf, was das Zimmer definitv nicht wert ist, und das Frühstück schon gar nicht. Wobei, bevor Ihr Euch über den hohen Preis aufregt: bucht man das zur Hilton-Gruppe gehörige Hotel direkt, liegt der günstigste Zimmerpreis bei sage und schreibe 450$/Nacht, incl. dem sogenannten Frühstück. Was hat dieses Wunderzimmer nun zu bieten? Nun - es ist nicht ganz klein, aber auch nicht riesengroß.
Neben einem sehr hohen Queensize-Bett, aus dem man echt nicht herausfallen möchte, weil wegen der großen Höhe Verletzungen drohen, gibt es einen altmodischen Sessel, eine nicht modernere Stehlampe, zwei große Spiegel, eine fette Klimaanlage, keine Möglichkeit, das Fenster zu öffnen (bzw. nur einmal, mit einem Hammer oder ähnlichen Hilfsmittel), ein großes Sideboard mit Mikrowelle, Kühlschrank und Schubkästen, alles groß, eine Kofferablage, einen Schreibtisch, einen lebensgefährlichen Schreibtischstuhl, der etwas zu hoch ist (für mich und kleinere) und auf dem glatten Boden ganz leicht rollt, was beim Aufsteigen fatal ausgehen kann. Ansonsten gibt es einen viel zu kleinen Kleiderschrank, dessen theoretisches Volumen noch reduziert wird von Safe, Bügelbrett, Bügeleisen und zusätzlichen Decken. Schließlich haben wir noch ein großes, luxuriöses Bad.
Hier sieht man, wo das Geld hinfließt: Ein sehr großer Waschtisch, sogar mit Einhebelmischer (in den USA noch immer eine Besonderheit), ein riesiger Spiegel, rundum beleuchtet, natürlich das hier übliche, völlig veraltete Stand-WC mit aufgesetztem Spülkasten, aber immerhin stabilem, festgeschraubtem Sitz. Und gegenüber, die Dusche: Ein Traum hinter zwei massiven Glasschiebetüren, bodengleich, und so groß, dass drei dicke Männer gleichzeitig duschen könnten. Also, nicht dass ich mit zwei dicken Männern duschen würde, auch nicht mit dünnen, aber es ginge.
Auch medientechnisch ist das Zimmer gut ausgestattet: in jeder Ecke Steckdosen, immer für Strom und USB, ein großer Fernseher mit 60 gestochen scharfen Sendern, wo leider nirgends was gescheites kommt, und ein wirklich schnelles WLan. Leider hat SKY keine Zulassung für die USA, es gibt also heute keine Formel 1 für mich, aber alles, was ich sonst gerne surfe, kommt hier gut an.
Ansonsten gibt es einen Eiswürfelbehälter (Die Würfel dazu bekäme man kostenlos von einem großen Automaten im Gang) sowie eine Maschine mit Zubehör für Kaffee und Tee. Und obwohl aus dem Pappbecher (jeder einzelne steril in Plastikfolie verpackt), der Kaffee schmeckt sogar. Und damit man sich nicht die Finger verbrennt, gibt es zu jedem Kaffeebecher eine Pappmanschette. Trinkt man einen Kaffee, ist danach von all dem Verpackungswahnsinn der Mülleimer halb voll. Zum Glück hat das Zimmer zwei davon.
Und möchte man nachts schlafen, wird man sanft in den Schlaf gesungen von Polizeisirenen und hochgezüchteten Rennmotoren. Straßenrennen scheinen gerade in Mode zu sein, aber der Schallschutz funktioniert, und im 11. Stock ist man weit weg vom Geschehen.
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