Freitag, 14. Oktober 2016

Epilog

Mallorca, fünf Uhr morgens, mein iPad singt ein fröhliches Lied. Noch ist es still auf dem Schiff, denn man könnte die Kabine bis neun Uhr behalten und demnach noch etwas schlafen. Außer, man will nach Leipzig oder Nürnberg, denn dann muss man bereits um sechs Uhr im Bus zum Flughafen sitzen.
Duschen, anziehen, ein letzter Nespresso auf der Kabine, und dann: tschüss Schiff!
Die Heimreise ist ereignislos, der Flug pünktlich, und mittags bin ich wieder zuhause.

Liebe Freunde, Fans und Weggefährten,
vielen Dank, dass Ihr mit mir unterwegs gewesen seid. Ich hoffe, Ihr hattet ein bißchen Spaß und kommt im nächsten Jahr wieder mit mir mit.

Euer
Captain Spareribs


Donnerstag, 13. Oktober 2016

Finale

Morgens um acht in Valencia, 16 Grad, leichter Wind, die Frisur hält...
Allmählich geht die Sonne auf, aber schöner wird der Industriehafen, in dem wir liegen, davon nicht. Aber das ist ja öfter so. Ich freue mich auf einen ruhigen, letzten Tag, denn ich gehe davon aus, dass der große Teil der Passagiere Gebrauch von dem Ausflugsprogramm machen, das unsere Reiseleiter im Laufe einer schlaflosen Nacht (der auf gestern) aus dem Boden, oder besser dem Meer gestampft haben. Vom Balkon aus beobachte ich, wie wirklich ganz viele Passagiere jeden Alters eilig das Schiff verlassen.
Ich gehe zum Frühstück, und mein Plan scheint aufzugehen: Obwohl sonst immer überfüllt, habe ich heute die freie Platzwahl im Buffettrestaurant.
Morgens um zehn in Valencia, 24 Grad, schwül, die Frisur hält.
Jetzt gehe auch ich von Bord, auf der Suche nach einem Souvenirstand. Lange muss ich nicht suchen,  bereits im Hafengebäude werde ich fündig. Mit zwei neuen Kühlschrankmagneten im Gepäck kehre ich zurück an Bord, wo es jetzt richtig angenehm ist.
Mittags in Valencia, 22 Grad, es schüttet wie aus Eimern, trotzdem hält die Frisur. Ich habe es mit auf dem Pooldeck gemütlich gemacht, nein, nicht um zu duschen, es ist teilweise überdacht. Und der Capuccino aus der Grillbude ist auch nicht schlecht. Morgen geht es wieder nachhause, und ein bißchen freue ich mich darauf.



Mittwoch, 12. Oktober 2016

Auf dem Schiff

Heute ist schon wieder Seetag. Offiziell der zweite, aber ich habe das Gefühl, wir sind fast ständig unterwegs. Nicht so schlimm, wenn das Schiff nicht so voll wäre. In manchen Bundesländern sind Ferien. Mehr sage ich nicht.
Überhaupt, das Schiff. Seit es weiss, dass es Anfang 2018 entlassen wird, lässt es sich ein wenig gehen. Es hat zwar schon einen neuen Job bei Thomson Cruises, aber es ist nicht mehr so motiviert wie früher. Viele Holzteile an Deck zum Beispiel, tragen deutliche Spuren von zu viel Sonne und Seeluft, und müssten längst mal wieder gestrichen werden. Schrammen an Wänden und in Aufzügen werden geflissentlich übersehen, und manche Ecken waren früher sauberer. Natürlich wird alles nötige gemacht, aber wenn die Leute an Bord heute etwas neu streichen, kleckern sie mehr als früher, auch ohne Seegang. Überhaupt, die Leute. Die geben sich nach wie vor mega-viel Mühe, sind sehr nett zu den Gästen und tun alles, damit diese sich wohl fühlen. Aber: sie sind zu wenige, und viele von ihnen kriegen nicht genug Schlaf. Das merkt man. Und dann das mit der Sprache. Zur Erinnerung: die Schiffe von TUI-Cruises sind für den deutschsprachigen Markt konzipiert, und werden auch nur dort vermarktet. Die einzige Bordsprache der Passagiere ist deutsch, die Crewsprache englisch. Mannschaftsmitglieder, die direkt am Gast sind, sollten daher einigermaßen bis sehr gut deutsch verstehen und sprechen. Was früher ganz gut funktionierte, hat sich leider dramatisch verschlechtert. War es früher, als die meisten Servicemitarbeiter von den Philippinen kamen, möglich sich im Notfall mit englisch zu behelfen, funktioniert das nach einem Wechsel auf osteuropäisches Personal leider kaum noch. Na gut, manchmal ist es auch lustig. Anbei ein Beispiel, dass sich aber durch den gesamten Servicebereich zieht: Wenn man im Hauptrestaurant ein Menue bestellt hat, dann muss der Kellner, besser gesagt, der foodrunner, bei jedem Gang, den er bringt, dazu sagen, was es ist. So wird aus einer "internationalen Käseauswahl" beim servieren "einmal Internationale", das "rote geeiste Paprikasüppchen mit Ingwer" verwandelt sich in "einmal Rote" und - entschuldigt bitte die etwas abgehobenen Bezeichnungen der Gerichte, aber so stehen sie auf der Karte - die "langsam gegarte Hühnerbrust auf aromatisiertem Basmatireis an jungem Gemüse" wird letztendlich zu - ahnt Ihr es schon? - Genau. Der Servicemitarbeiter stellt den herrlich duftenden Teller auf den Tisch mit den Worten: "Bitteschön, einmal langsame!". Ist das nicht lustig? Ich vergleiche mit früheren Reisen und komme zu dem Schluss: Nein, das ist leider nicht lustig. Der (beispielhafte) Mitarbeiter wurde wie viele andere nur minimal für seine Tätigkeit ausgebildet und soll den Rest beim Job lernen. Mag mit der Zeit leidlich funktionieren, aber einen Deutschkurs besucht er nach einem Zehnstundentag verständlicherweise sicher nicht mehr. Und was uns Gäste betrifft? Natürlich, wir sind selber schuld, wenn wir für eine schnöde Urlaubsreise so viel Geld ausgeben, wie für eine Kreuzfahrt nun einmal verlangt wird. Und ob das Verhältnis zwischen Preis und Leistung in Ordnung ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich habe es getan.



Dienstag, 11. Oktober 2016

Meerblick

Es ist morgens, die Sonne scheint, und als ich auf den Balkon komme, denke ich mir "endlich mal ein Zimmer mit Meerblick". Ich weiß, ich bin auf einem Schiff, die Bemerkung ist dämlich, zumal auf dieser Reise, wo wir sehr viel fahren, also meistens Meerblick haben. Aber trotzdem. Die Pier liegt auf einer schmalen Landzunge, nur etwa drei Häuserreihen breit, danach kommt das Meer. Bei dem Anblick komme ich mir mehr vor wie in einem Hochhaus mit Meerblick. Urteilt selbst.


Bald kommt ein Bus, und es gibt eine kurze Panoramafahrt durch das morgendliche Cadiz. Es liegen noch zwei weitere Kreuzfahrtschiffe im Hafen, aber bis deren Passagiere aufstehen, sind wir schon längst wieder daheim. Hoffentlich. Sonst wird's eng.
Cadiz liegt ganz im Süden Spaniens, etwa 100km westlich von Gibraltar, und gilt als älteste Stadt Europas. Es gibt hier einen kilometerlangen Strand und eine ebensolche Promenade. Der Reiseleiter meint, an dieser Promenade müsse man unbedingt öfter mal entlang laufen, er macht das fast jeden Tag. Ok. Rennen sei noch besser. Warum? Das muss doch nicht sein. Ebensowenig wie ein gehetzter Marsch zur Kathedrale und zurück. Dann zeigt er uns die Babybrücke zwischen Cadiz und Punta Real, die nicht wegen ihrer Göße so genannt wird, sondern wegen ihres Alters: knapp ein Jahr. Größenmäßig ist sie sehr  beindruckend, mehr als 500 m lang. Hoffentlich wächst sie nicht mehr. Insgesamt geht es Cadiz nicht so schlecht wie vielen anderen Städten Spaniens. Auch wenn ein großer Teil der Werften geschlossen wurde, so gibt es heute ein AIRBUS-Werk, wo viele Teile für die ganz großen Typen A400 und A380 hergestellt werden. Außerdem freut sich Cadiz jedes Jahr über große Mengen an Touristen, also richtigen, nicht solchen wie wir, die ihr Hotel selber mitbringen, dumm schauen, und dann wieder davon dampfen. Was wir gegen 18.00 Uhr auch wieder machen. Kurz davor meldet sich, wie immer der Captain, und sächselt uns vor, dass wir uns nicht wundern sollen, ihn ausnahmsweise auch auf der Kabine und sogar in der Krankenstation zu hören. Nein, ich wundere mich nicht ihn zu hören. In der TUI-Bar ist das immer so. Allerdings hat er diesmal wirklich etwas zu sagen: eine Fahrplanänderung steht an. Eigentlich sollten wir übermorgen auf Menorca sein, aber dafür ist jetzt das Wetter zu schlecht. Eigentlich ist es das gar nicht, aber Mahón hat keinen Hafen für erwachsene Schiffe, und ausbooten bei 2m Wellenhöhe ist ungefähr so als wenn man versucht, sicher einen Aufzug zu besteigen, der unvorhersehbar ständig einen Meter hoch und einen Meter herunterfährt, nämlich unmöglich. Alternativ fahren wir - Originalton Captain - in das schöne Valencia. 
Na gut, was bleibt uns übrig.







Montag, 10. Oktober 2016

wieder unterwegs

Ein neuer Tag beginnt, die Sonne scheint, und was fällt mir an diesem schönen Montag als erstes auf? Richtig, immmer noch Lissabon, so war das auch geplant. Da wir erst gegen vierzehn Uhr ablegen, konnte man für heute vormittag noch Ausflüge buchen. Man könnte auch in die hügelige Stadt laufen, mit einem der überfüllten Busse fahren, oder - noch besser - ein Taxi nehmen. Wird nur schwierig werden, denn ausgerechnet heute hat die Gewerkschaft der Taxifahrer zum Generalstreik ausgerufen. Also doch der überfüllte Bus. Oder laufen. Oder, so wie ich, ausschlafen und da bleiben.
Pünktlich legt das Schiff ab, unterquert die riesige Brücke Pont 25 und macht sich dann recht flott auf den Weg, um die zweite Hälfte dieser Reise in Angriff zu nehmen. Schließlich müssen wir schon morgen früh in Cadiz sein, der ältesten Stadt Europas. Und da der Captain den Weg kennt, wird das sicher auch bestens funktionieren.



Sonntag, 9. Oktober 2016

Hügelig

Lissabon. Herrliches Wetter. Wundervolle Aussicht. Naja, der Kran stört ein bißchen, aber egal. Heute steht eine Altstadtfahrt mit einer historischen Straßenbahn aus den Anfängen des Jahrhunderts auf dem Programm (des 20., sonst könnte man kaum von "historisch" sprechen, höchstens von "hysterisch"). Ein lockenköpfiger, blauäugiger Portugiese namens Hans führt durch die Tour (nein, ich erfinde so etwas nicht), und damit es mehr Spaß macht, verteilt eine portugiesische Dame mittleren Alters, gekleidet in eine Hurra-Uniform für Volksfest und Tanz (rotes Kleid, weiße Strickstrümpfe) süßes Gebäck und ebensolchen Portwein. Das tut seine Wirkung.



Und kaum zurück am Schiff, startet schon die nächste Expedition, denn schließlich will ich noch ins Hardrock Cafe, denn auch hier gibt es eins. Der Reiseleiter meint, das wäre nicht weit, ich soll zu Fuß gehen, einfach immer geradeaus. Beides kommt mir spanisch vor, obwohl wir in Portugal sind. Also bemühe ich das Navi im Handy, was der Meinung ist, dass ich in zwanzig Minuten da sein könnte. Auf seinem kleinen Bildschirm zeigt es mit detailliert den Weg, und nach kaum 35 Minuten in Nerdhaltung - den Blick fest aufs Handy gerichtet - bin ich da. Ok, ich war zwischendrin einen Kaffee trinken, das wusste mein Telefon wohl nicht.



Nach dem erfolgreichen Einkauf habe ich aber keine Lust mehr, meine armen Füße den unebenen Gehsteigen voller Menschen anzuvertrauen (obwohl Sonntag ist, haben viele Geschäfte auf), sondern besteige todesmutig ein Taxi. Natürlich versteht der Fahrer kein englisch, aber "ship" und "harbour" hat er wohl schon einmal gehört. Und als dann am Ende einer der extrem hügeligen Straßen Lissabons der Schornstein der Meinschiff1 auftaucht, weiß er auch, wo ich hin will.

Samstag, 8. Oktober 2016

Affig

Heute ist schon der vierte Tag, und wir haben unseren zweiten Hafen erreicht: Gibraltar. Nur acht Stunden werden wir hier sein, und bevor der Landausflug beginnt, sind davon schon drei vorbei. Kein Organisationsfehler, denn wir sind schon früh um sechs eingetroffen, und da war es eben noch stockfinster. 
Egal, carpe diem. Das Land ist klein, und die Busse sind es auch. Das ist aber nicht so schlimm, weil man sich immer nur für ein paar Minuten zusammenfalten muß, um die extrem engen Serpentinen bergauf und bergab zurück zu legen. 
Die Gibralter - oder Gibraltaner? Keine Ahnung - haben einen amerikanischen Latino-Sprachfehler zu ihrer Landessprache erkoren. Passend zu ihrer Lage als englischen Enklave auf spanischem Boden sprechen sie spanglish, das heißt, sie mischen spanisch und englisch, gerne auch mitten im Satz. Das Temperament und die Warmherzigkeit sind eher spanisch, der Humor englisch, oder schlimmer. Frage: was braucht ein Engländer in der einzigen schottischen Kneipe in Gibraltar? Einen Reisepass! Man hat hier das englische Pfund als Zahlungsmittel, englische Polizeiuniformen, und ebensolche Telefonzellen. Allerdings fährt man rechts, denn Gibraltar ist zum einen eine Halbinsel, und zum anderen hat man eine Grenze nach Spanien. Und nachdem die Spanier sich trotz wiederholter Bitten weigern, links zu fahren, hat man sich eben angepasst. 
Sehr hügelig ist es hier, viel Schiffsverkehr zu sehen, und interessante Relikte aus aus dem zweiten Weltkrieg. Doch nichts kann die eigentlichen Stars von Gibraltar übertreffen, auf die schon alle sehr gespannt sind. Vor dem ersten meet-and-greet gibt es - wie bei allen großen Stars genaue Verhaltens-maßregeln: nicht füttern (kostet 4.000 £), nicht anfassen (bissig), und vorsicht mit den Wertsachen. Dem Vernehmen nach haben sie in der Stadt einen Hehler, der ihnen für eine gute Kamera bis zu zehn Bananen zahlt. Die Rede ist natürlich von den weltberühmten Berberaffen, die hier frei leben, etwa schimpansengroß sind, aber vom Gesicht her eher Pavianen gleichen und ein hellbraun-gelbliches Fell haben. Allen Warnungen zum Trotz, gibt es keinerlei Probleme mit ihnen. Sie sind an Menschen gewöhnt und legen ein Verhalten zwischen ignorieren und in-Positur-setzen an den Tag, betteln jedoch nicht. 



Aber auch ohne die netten Vierbeiner ist Gibraltar durchaus mal einen Besuch wert. In Anlehnung an Oscar Wilde sind hier zwar die Basics wie Wasser, Strom, Miete teuer, aber der Luxus, also das, was man wirklich braucht, von Benzin über Zigaretten und Alkohol bis zu Gold und Markenartikeln zollfrei und damit günstig. Die Kriminalitätsrate gilt als sehr niedrig, und zwar nicht, weil die Menschen hier besonders anständig wären, sondern viel mehr, weil jeder jeden kennt. Also kommt gerne mal vorbei. Nur vielleicht nicht mit dem Flugzeug, denn Gibraltar gilt als einer der gefährlicheren Flughäfen. Weiß auch nicht warum. Vielleicht, weil über die Mitte der einzigen Start- und Landebahn eine Hauptstraße führt, die bei Flugverkehr erst einmal gesperrt werden muß...

Freitag, 7. Oktober 2016

Zufälle

Bei einer Kreuzfahrt unterscheidet man zwischen Seetag und Landtag. Und beide Bezeichungen sind irreführend, denn an einem Seetag gibt es in der Regel eher nicht so viel zu sehen (also: außerhalb vom Schiff), und beim Landtag wird alles mögliche gemacht, nur keine Politik.
Heute ist Seetag. Ausschlafen, Frühstücken, Mittagessen verpasst, Mittagsschlaf, erster Cocktail.
Was haltet Ihr übrigens von Zufällen? Gibt es nicht? Gibt es doch! Aber dazu muss ich etwas ausholen.
Vor gut zwanzig Jahren, in meiner aktiven Zeit als Turniertänzer, gab es in meinem damaligen Verein einen jungen Elektroingenieur, Peter hieß er, und wir waren, was unter Tänzern leider nicht so üblich ist, auch ganz gut befreundet. Ich kannte auch seine Eltern, und bevor Ihr jetzt einschlaft, das gehört zur Story. Kaum hatte Peter sein Studium beendet, bekam er von seinem Arbeitgeber Siemens den Auftrag, die Metro in Lissabon in Betrieb zu nehmen, und ging daher mit seiner Frau für ein paar Jahre nach Portugal. Natürlich haben wir uns über die Jahrzehnte aus den Augen verloren, aber Lissabon und Peter, das hatte für mich immer zusammen gehört. 
Zurück zum Zufall: was glaubt Ihr, wer gerade neben mir sitzt, aussieht wie früher sein Vater, und schüchtern fragt, ob ich vielleicht 
der André bin? Richtig - der Peter! Und die Silvia!
Gibt es nun Zufälle?

Donnerstag, 6. Oktober 2016

Liegende Leute

Barcelona gilt als eine der schönsten Städte der Welt. Der Empfang könnte grandioser nicht sein: spektakuläre Lichteffekte, donnernde Musikakkorde, das nicht enden wollende klatschen eines wahrhaft frenetischen Applauses...
O je, da ist es mit mir durchgegangen. Ihr ahnt es vielleicht schon: Wir haben ein Riesengewitter, und zumindest ich keine Lust auf einen wassergekühlten Spaziergang durch die Pfützen der Altstadt. Daher verzichte ich auf die geführte Tour, und frühstücke erst einmal in aller Ruhe. Allmählich wird dem Gewitter langweilig, und es verzieht sich. Das macht mir Mut, und ich besteige einen Shuttlebus, der mich (und viele andere) aus dem Hafen zu einem zentralen Punkt Barcelonas bringt, nämlich dem hiesigen World Trade Center. Das liegt allerdings direkt am Meer, und das zentrale daran ist wohl, dass man es überall hin gleich weit hat. Egal, denn es gibt Busse und Taxis, und da mein Ziel laut Handynavigation nur etwa 20 Minuten entfernt ist, laufe ich mal los.
Die Wege sind uneben und nass, viele Gebäude - und das auf Las Ramblas, einer der wichtigsten Flanier- und Einkaufsstraßen hier, sind ziehmlich heruntergekommen, und was ich echt schlimm finde: vor jedem zweiten oder dritten Gebäude liegt irgenein armer Mensch und schläft auf dem Gehsteig. Und im Laden dahinter verkauft man Gucci oder sonst etwas teures. 
Zurück zu meiner Mission. Zuerst brauche ich einen Souvenirladen, der Kühlschrankmagnete führt. Da die heute praktisch jeder sammelt, der reist (lustigerweise auch "Berufsreisende" wie Seeleute und Angestellte auf Kreuzfahrtschiffen) gibt das kein Problem. Schon der erste Laden hat eine reiche Auswahl zu vernünftigen Preisen.
Der zweite Punkt meiner Mission steht nicht auf der Agenda, riecht aber gut. Der unwiderstehliche Duft nach frischem Kaffee dringt aus einem winzigen Kellercafé, und ehe ich mich wehren kann, stehe ich vor der kleinen, abgenutzten Theke und bestelle in mühsam gelerntem spanisch einen Milchkaffee. Leider verstehe ich nicht die Rückfrage der für den Service zuständigen Spanierin im Westentaschenformat. Während die Kaffeemaschine hoch fährt, rennt sie schnell zum Nachbarn, und kehrt mit einem runden weißen Gegenstand zurück, auf den sie meine Kaffeetasse stellt. Den Preis bekomme ich unmissverständlich per Kassenbon mitgeteilt. Und während ich den herrlichen Milchkaffee genieße, und dabei den Gegenstand betrachte, auf der die Tasse stand - nämlich einem kleinen Kuchenteller mit nicht weniger als drei massiven Beschädigungen am Rand - fällt mir ein, was sie gefragt haben könnte: ob es vielleicht ausnahmsweise mal ohne Untertasse geht. Wäre es gegangen, sicherlich. Aber bei meinem dürftigen spanisch...
Irgendwann ist die angenehmste Kaffeepause vorbei, und ich muss weiter gehen. Die Häuser werden schöner, die Füße werden weher, und die schlafenden armen Menschen leider nicht weniger. Doch dann ist es geschafft: ich habe ihn erreicht, den Plaça Catalunya, einen riesigen Platz voller Getümmel und teurer Geschäfte. Und hier bin ich auch am Ziel meiner Mission, dem Hardrock Cafe. Für diejenigen, die das nicht kennen: HRC ist eine aus einem amerikanischen Gitarrenbauer entstandene Frenchise-Restaurantkette mit fast täglichen Livekonzerten und einem Laden exklusiver T-Shirts und Accessoires. Bis auf das Standardmodell in zwei oder drei Farben, dass weltweit gleich ist (außer dem Städtenamen im Logo) hat jedes HRC zusätzlich eine eigene Kollektion, die es nur dort gibt und die auch nicht über das Internet bestellbar ist. Man muss also unbedingt selber vorbei kommen.
Wie ich das schon aus Santo Domingo kenne (mehr Vergleiche habe ich leider nicht) sehen auch hier die Verkäuferinnen aus wie Popstars und sprechen ausgezeichnet englisch. Sie sind unfassbar gut geschult, stellen blitzartig und auf den Punkt genau die richtigen Fragen und geben einem zu jeder Zeit das Gefühl, der wichtigste Kunde zu sein und dass sie dich wirklich gern bedienen. Während die dominikanischen Mädels immer auch ein ganz kleines bißchen auf cool machten, bedienten mich die Spanierinnen gleich im Zweierpack auf eine quirlige, fröhliche, natürlich wirkende Art, so dass es unfassbar viel Spaß macht, da einzukaufen. Womit wir beim Thema Geld wären. Die Diskussion, ob wir überhaupt welches brauchen, also, in bar, läuft ja schon länger. In Spanien scheint man da schon weiter zu sein, denn als mir die Mädels noch irgeneinen tollen Gürtel nebst Rabatt auf das Mittagessen bei HRC anpreisen, erzähle ich ihnen, dass ich glücklicherweise (kein Schreibfehler) meine Kreditkarte vergessen habe. Auf die Frage, wie ich denn dann bezahlen will, antworte ich "mit Geld". "Mit Geld? Mit richtigem Bargeld?" Vier dunkelbraune Kulleraugen sehen mich ungläubig an. Scheint schon länger nicht mehr passiert zu sein, denn als ich die Scheine auf den Tisch lege, muss das eine Mädchen dem anderen erst einmal sagen, wie man die Registrierkasse entsperrt. Die hatte wohl in ihrem Leben noch nicht bar kassiert. Aber alles ist gut, aus der Kassenschublade steigt keine Fledermaus, Wechselgeld ist auch drin, und ich mache mich mit meinen T-Shirts auf den Heimweg, also zum Schiff. Eigentlich wollte ich ein Taxi nehmen, aber entweder waren sie besetzt, oder der Fahrer hatte gerade Pause, oder keine Lust. Und der Fahrplan an der Bushaltestelle kam mir ohnehin irgendwie spanisch vor. Egal, irgendwann erreiche ich das WTC, und der Bus zum Schiff kommt auch gerade. Und um die wehen Füße kann sich morgen Diana kümmern.

Mittwoch, 5. Oktober 2016

Ein bißchen Seetag

Heute ist ein bißchen Seetag, nur ein bißchen, weil das Schiff zwar den ganzen Tag fährt, aber bereits abends ankommt, nämlich in Barcelona. 
Das Frühstück habe ich verschlafen, das Spätstück wollte ich nicht, und außerdem hatte ich einen Termin im SPA (klingt fast, wie von einem Mädchen geschrieben). Eine Sportmassage sollte es sein (was nicht heißt, dass man dabei herum rennt), und die wurde es auch. Diana heißt die Masseurin, groß, blond (natur) blauäugig, ca. Ende zwanzig, skandinavischer Typ, und figürlich: nicht stämmig, aber man glaubt ihr sofort, dass sie ihre Wasserkästen selbst in den vierten Stock tragen kann. Ohne sich dabei groß anzustrengen.
Die Massage ist toll, denn ich mag es, wenn man mir weh tut (Späßle), aber ich bin doch froh, als ich wieder vom Tisch darf. Mal sehen, wie die nächsten Male werden...
Am Abend haben wir dann Barcelona erreicht, und viele gehen von Bord, um das Nachtleben zu genießen. Ich mache das erst morgen früh, also Barcelona.
Heute gibt es auf die Reise-DVD des Schiffsfernsehens 20% Rabatt. Und weil die sowieso recht teuer ist, nütze ich das und gehe bestellen (ist ja noch nicht fertig, weil wir erst losgefahren sind). Zu meiner großen Freude hat man bei TUI seit meinem letzten Besuch entdeckt, dass die Bluray erfunden wurde und bietet sie jetzt auch an. Und zu meiner noch größeren Freude haben sie ebenfalls entdeckt, dass es so Leute wie mich gibt, die die Aufnahmen vom Schiffsfernsehen gerne in eigenen Filme einbauen. Denen ersparen sie jetzt, die hakelige Codierung der BD zu überlisten, und bieten direkt alles auf USB-Stick im MP4-Format an. Das bedeutet: Nichts mehr denken, und das gewünschte direkt ins Schnittprogramm ziehen. Genau das richtige für mich!

Dienstag, 4. Oktober 2016

Und los geht's

Es ist ein kühler, regnerischer Oktobermorgen, vielleicht fünfzehn Grad. Trotzdem packe ich meine Jacke in den noch ziehmlich leeren Koffer und habe damit die erste gute Idee an diesem Tag, denn das Flughafengebäude mit dem schönen Namen Albrecht Dürer ist gut geheizt. Damit haben die meisten Reisenden zwar gerechnet, was sie aber nicht daran gehindert hat, mit Pullover und Outdoorjacke zu erscheinen. Und zu schwitzen. Was mir diesmal auf der Anreise erspart bleibt. Denke ich jedenfalls. Und zunächst einmal habe ich damit recht. 
Pünktlich geht es ans einsteigen, vor mir eine vierköpfige, italienische Familie mit zwei kleinen, akustisch sehr temperamentvollen Kindern. Es stellt sich heraus, dass die vier getrennt sitzen sollen: drei in der 27. Reihe, und einer sehr weit vorn. Ich sitze auch in der 27. Reihe, und biete daher einen Platztausch an. Die italienische Familie ist froh, dass sie zusammen sitzen kann, und ich auch. So etwas nennt man win-win-Situation.
Auf Mallorca wird gerade umgebaut, das Flugzeug dockt pünktlich an einem ganz neuen Rüssel an, bis zur Gepäckausgabe ist es gefühlt mindestens ein Kilometer zu Fuß. Auf der Insel haben wir 28 Grad, und die Klimatisierung hält sich in Grenzen, und zwar ziehmlich hohen. Das war es dann mit cooler Anreise, aber Hauptsache, der Koffer ist wieder da, geschlossen und vollständig, denn das schafft auch nicht jeder. 
Die Busse vom Flughafen zum Schiff fahren oft und werden nicht ganz gefüllt, was den Mitarbeitern beim Check-In weniger Gäste gleichzeitig auf die Schalter spült, und mehr Zeit für eine individuelle Begrüßung lässt. In meinem Fall geschieht dies durch eine junge Osteuropäerin mit einem derart kompliziert geschriebenen Namen,  dass ich froh bin, sie nicht ansagen zu müssen.



"Mein Herr, Hard Rock" trompetet sie mir entgegen, unterstützt vom Rockergruß, der Faust mit ausgestrecktem Zeige- und kleinem Finger. Wie kommt die nur auf sowas? Ok, meine Haare sind ziehmlich lang, mein Bart unrasiert, und ich mache ein freundliches Gesicht. Reicht das schon? Nein, aber ich trage gerade ein Hard Rock Cafe - T-Shirt, das war es also. Nach den Formalitäten erzählt sie mir noch schnell, wo auf dem Schiff sie arbeitet, dann sind wir durch.

Montag, 3. Oktober 2016

...time to stitch into sea...

Liebe Freunde, Fans und Weggefährten!

Da bin ich wieder, voller Vorfreude darauf Euch mit dummen Sprüchen und falschem Englisch auf meine neueste Reise mit zu nehmen.
Ich wünsche Euch viel Spaß dabei, mich für die nächsten zehn Tage auf meinen schrägen Abenteuern zu begleiten.

Euer 
Captain Spareribs

Heimkehr

Heute geht es nach langer, langer Zeit wieder nachhause. Hoffe ich, denn seit dem letzten Wochenende fällt überall in Deutschland Schnee, je...