Freitag, 12. Dezember 2014

das letzte

Auch angesichts der Dekorationswut der Hotelangestellten freue ich mich, daß es jetzt wieder heimgeht. Nicht genug, daß hier mindestens zwei riesige Weihnachtsbäume herumstehen, alle Palmen mit Lichterketten geschmückt sind, und überall Blinkesterne hängen, werden seit heute morgen auch noch überall rote Weihnachtssterne verteilt. Ich wusste gar nicht, daß es die hier auch gibt. Aber dann bin ich auch schon weg, der Flieger geht kaum eine Stunde zu spät los, aber holt aufgrund sehr hoher Geschwindigkeit die Hälfte davon bis Frankfurt wieder ein. Und seit Samstag Mittag bin ich wieder zuhause, und hoffe, meine kleinen Geschichten haben Euch gefallen.

Euer

Captain Spareribs

Donnerstag, 11. Dezember 2014

Ideen

Heute gehe ich schon wieder nicht an den Strand, denn ich bin zum einen immer noch flamingofarbig, und zum anderen habe ich heute noch etwas zu tun: die Moderationen für meinen Kreuzfahrtfilm müssen aufgenommen werden, und ich habe noch nicht einmal den Funken einer Idee, wie sie werden sollen. Aber es wird schon werden. Zunächst stehe ich auf, dann gehe ich zum Mittagessen, dann genieße ich ein paar merkwürdige Getränke, um dann auf ein paar merkwürdige Ideen zu kommen. Gut, daß es bald wieder nachhause geht!



Mittwoch, 10. Dezember 2014

Nervenkitzel

Heute gehe ich nicht an den Strand, weil, es gibt zu wenig Schatten dort. Und gestern rächt sich etwas. Stattdessen besuche ich ein paar Hotelangestellte, die eine ähnliche Farbe haben wie ich im Moment. Sie wohnen neben dem Restaurant und heißen Flamingos. Damit Ihnen nicht langweilig wird, gibt es daneben eine Voliere mit Wellensitichen, und für den täglichen Nervenkitzel sorgen eigensinnige Schildkröten direkt in ihrem Gehege. Schildkröte und Nervenkitzel? Geht das? Geht! Leider hatte ich gerade keine Kamera mit, aber stellt Euch vor: ein Flamingo steht vor dem Wassergraben, auf den eine Schildkröte in (ihr möglicher) höchster Eile zu hält. Der Flamingo steht direkt auf ihrem Kurs. Als sie in Reichweite kommt, klopft er von oben mit dem Schnabel auf ihren Panzer, aber die Schildkröte setzt unbeirrt ihren Weg fort, so unbeirrt, daß der riesige Vogel ihr schließlich aus dem Weg springt. Platsch, ist sie im Wasser. Ohne vorher einen Umweg zu machen.



Dienstag, 9. Dezember 2014

Ein schöner Tag

Ich habe wunderbar geschlafen, nicht gefrühstückt, und mache mich nun auf den Weg zum Strand. Es ist 8.00 Uhr morgens, und es gibt jede Menge freie Liegestühle. Was ist geschehen? Eigentlich nichts, es ist einfach noch recht früh. 1 1/2 Stunden später ist die Riege der Bratheringe wieder komplett angetreten, nur sind es diesmal andere, die einen Liegestuhl suchen. Dabei bekommt man übrigens Unterstützung von der Strandsecurity, nur weiß ich das auch erst seit gestern, weil, die machen das nur, wenn man sie darum bittet.

Nach dem Mittagessen ist mein Liegestuhl noch wo er vorher war, belegt mit Handtuch und Sonnenmilch (zum wiedererkennen, denn die Handtücher sind ja alle gleich), und es geht in die zweite Runde sonnenbaden. Als ich davon genug habe, möchte ich doch langsam wissen, wie mein Zimmer aussieht. Und als ich in mein Zimmer, hat sich doch tatsächlich - einiges massiv verändert. Die Betten sind besonders schön gemacht, der Boden wurde gewischt, auch auf dem Balkon und natürlich im Zimmer, auf dem Bett liegen ein Bademantel + Badelatschen für den Wellnessbereich, auf dem Tisch stehen die versprochene Flasche Rum und ein Obstteller, im Bad blendet der WC-Papierhalter in neuem Glanz, und dazu haben sich die bisherigen Vanity-Accessoires (Shampoo, Duschgel, Körperlotion und zwei verschieden große Seifen) vermehrt um Kamm, Zahnbürste, Zahncreme, Nähzeug, Duschhaube, Schuhputzzeug und als Highlight gibt es einen neuen Vergrößerungsspiegel. Ohne Rost, aber dafür mit Beleuchtung. Und es geht noch weiter: Die Balkontür hat einen neuen Griff, und selbst der Radiowecker ist neu, was nun wirklich überflüssig war. Obwohl - der alte, wesentlich größere, fand neben dem großen Telefon und der riesigen Lampe auf dem Nachttisch kaum Platz. Der kleinere sieht da besser aus. Und die richtige Zeit zeigt er auch. Aber wir wären nicht in der Dom Rep, wenn wirklich gründlich gearbeitet worden wäre: Obwohl alle Beteiligten wissen, daß in diesem Zimmer nur einer wohnt, liegen dem Obstteller noch zwei Tellerchen mit Besteck und Servietten bei, und das Entschuldigungsschreiben richtet sich gar an mich und meine Familie. Aber wir wollen ja nicht kleinlich sein.

Montag, 8. Dezember 2014

Reklamation

Es ist 9:00 Uhr morgens, ich habe gut gefrühstückt, und mache mich frohen Mutes auf die Suche nach einem Liegestuhl am Strand. Um es kurz zu machen - heute gibt es nicht einmal mehr einen durchgelegenen. OK, ich habe noch andere Dinge auf der Agenda. Ein Internetzugang wäre z.B. nicht schlecht, den gibt es in einer gemütlichen kleinen Cafébar gleich hinter der Lobby. Weil beim Internetmann eine Schlange steht, lasse ich mich mit einem leckeren Milchkaffee in einem ca. 20 Jahre alten, abgewetzten und komplett durchgesessenen, aber wenigstens freien Sessel nieder. Mit Mühe kann ich mich daraus befreien, probiere einen anderen, und - Ihr ahnt es schon - der ist auch nicht besser. Wahrscheinlich sind auch deswegen fast alle frei, oder, weil die Leute in der Schlange stehen. Die ist irgendwann weg, und ich erfahre die Tarife: 5$ die Stunde, wenn man einen der Computer im Café benutzt, 5$ für WLAN am Tag, wenn man selbst einen dabei hat. Und das funktioniert fast überall, sogar auf dem Zimmer. Sehr angenehm! Weniger angenehmes steht jetzt gleich meinem Reiseleiter bevor, denn ich habe einiges, um das er sich kümmern sollte.

Einer seiner ersten Sätze ist, daß es nur ganz wenige Beschwerden gibt in diesem Hotel. Na, wer's glaubt! Und bevor jemannd von Euch, nachdem er fertig gelesen hat glaubt, ich sei kleinlich: Diese Hotel sagt von sich, es sei ein Luxushotel, bei Holidaycheck hat es 4 1/2 Sterne, bei Thomas Cook 5 Herzen, was auch immer das sein soll. Da ist es nicht kleinlich, wenn man erwartet, daß täglich geputzt wird, und alles funktioniert, was man im Zimmer vorfindet, oder? Nach diesem Vorgeplänkel also zum Reiseleiter.

Meine Liste umfasst auch nur ganz unwesentliche Dinge: Das Zimmer hat eine Kaffeestation, aber es ist nichts zum umrühren da. Und wenn, wäre es nutzlos, weil die Kaffeemaschine nicht funktioniert. Und ich bin ein Kaffeejunkie. Das Zimmer hat eine Minibar, die - nein falsch geraten - zwar täglich aufgefüllt wird, aber im dazugehörigen Schrankfach findet man: einen Eiswürfelbehäter, 2 Untersetzer, aber: keine Trinkgläser. Das Zimmer hat einen DVD-Player, aber keine Fernbedienung dafür. Es hat einen Boden, der nachweislich seit Tagen nicht geputzt wurde. Die Dusche ist ziehmlich verkalkt, der WC-Papierhalter trägt eine monatealte Staubschicht, und der hölzerne Tissuespender ist mit irgendetwas weißen bekleckert. (das letztere habe ich nicht reklamiert und nicht beim RL erwähnt, ist aber wichtig für später). Außerdem - und das habe ich gezeigt, aber NICHT reklamiert - ist die Halterung vom Vergößerungsspiegel wohl auch schon zwanzig Jahre alt und entsprechend verrostet. Also - Luxus sieht ein bißchen anders aus, auch in der Dominikanischen Republik. Da habe ich meine Erfahrung. Der Reiseleiter geht mit mir zum Guest Service, dort wird umgehende Abhilfe versprochen. Ich bin gespannt. Und werde nicht enttäuscht. Als ich abends in mein Zimmer komme, ist doch tatsächlich - augenscheinlich nichts erledigt von all meinen Reklamationen, noch nicht einmal die versprochen Flasche Rum steht da. Aber da entdecke ich doch einen winzigen Lichtblick: es ist jetzt was zum umrühren des Kaffees da. Aber kochen kann ich noch keinen, Ihr wisst schon, die Maschine. OK, der Reiseleiter ist nicht mehr, also gehe ich zum Guest Service. Da ist inzwischen ein anderer Kollege, der mich nach dem durchlesen der Reklamation von heute vormittag darum bittet, das Zimmer in zehn Minuten besichtigen zu dürfen. Er erscheint noch etwas früher, zusammen mit der Hausdame und einer Oberputzfrau und einer Putzfrau, gibt seine Anweisungen, entschuldigt sich mindestens dreimal bei mir und geht wieder, während die Hausdame ihre Mädels herumscheucht, und möglichst unauffällig die bekannten neuralgischen "Staubfänger", wie Bilderrahmen und Lampenschirme mit einem stets schmutzig zurückkehrenden Finger untersucht. Als dann auch noch eine weitere Putzfrau mit Leiter und neuen Vorhängen auftaucht, wird es mir doch ein bißchen viel, und nachdem Kaffeemaschine, Gläser und Fernbedienung erledigt sind, bitte ich die Damen, morgen wieder zu kommen, was die Hausdame dann verspricht.



Sonntag, 7. Dezember 2014

International

Samstags und sonntags kommen in die dominikanischen Urlaubsclubs immer die Einheimischen übers Wochenende, da ist dann so richtig was los. Hierher kommen sie nicht. Wahrscheinlich, weil es keine freien Zimmer mehr gibt, und sowieso dauernd was los ist. Wir sind voll besetzt mit Russen, Franzosen, Kanadiern, Nordamerikanern, und ganz wenigen anderen. Es sollen auch Deutsche da sein, aber die hört man in der Regel nicht so stark. Um diejenigen zu beruhigen, die bei dem Wort "Russen" als erstes zusammengezuckt sind: Nein, es gibt hier weder Wodkaorgien noch überfüllte und kaum angerührte Teller, und auch keine kyrillsche Schrift auf den Hinweistafeln. Alle Nationalitäten gehen sehr freundlich und rücksichtsvoll miteinander um, aber es sind für meinen Geschmack einfach zu viele Leute da für diesen kleinen Strand, und darum gehe ich da heute auch nicht hin. Schließlich kann man den 2. Advent auch anders feiern.



Samstag, 6. Dezember 2014

Am Strand

Ich habe wunderbar geschlafen, lecker gefrühstückt, und mache mich nun auf den Weg zum Strand. Den finde ich auch. Naja, groß ist er ja nicht, aber dafür kann man wegen einer Felskante auch nicht überall ins Wasser. Aber das schlimmste: ich suche eine geschlagenene Dreiviertelstunde nach einem freien Liegestuhl. Alle sind besetzt, aber nicht mit Handtüchern, wie man es sonst oft erlebt, sondern mit richtigen Leuten, die man im Zweifelsfall nicht so ohne weiteres entfernen kann, und auch nicht will.

Aber schließlich habe ich doch Erfolg: ein einsamer, leerer Liegestuhl ruft mir zu: "hier bin ich, nimm mich". Aber wie das oft so ist mit Sonderangeboten - den wollte wohl keiner haben, weil er so durchgelegen ist. Mangels einer Alternative gewöhnen wir uns aneinander, auch mit dem relativ kalten Wasser, das zu allem Überfluß auch noch völlig unbewegt (=langweilig) ist, komme ich zurecht. Und als es nach zwei Stunden kräftig zu regnen anfängt, muß man ja auch nicht mehr am Strand liegen.

Freitag, 5. Dezember 2014

An Land

Trotz aller Schwierigkeiten - das Schiff ist pünktlich in La Romana angekommen, da, wo alles seinen Anfang genommen hat. Wie ungefähr 1.000 andere Passagiere, gehe ich um 9:00 Uhr von Bord und warte auf meinen Transfer ins nächste Hotel ( das tun nicht so viele, die meisten warten auf ihren Transfer zum Flughafen).

Nach kaum einer Stunde warten in der Morgensonne kommt dann auch jemand, der nach mir fragt, mich in einen weißen Kleinbus steckt, und los fährt. Nach kaum einer halben Stunde ist das Ziel erreicht, und nun sollte man annehmen, der langweilige Teil meiner Reise bricht an. Das hatte ich eigentlich auch gehofft. Aber nein...

Nach einer halben Stunde ist das Hotel erreicht. Aus dem weißen Kleinbus vor mir steigt ein Pärchen aus, das ebenfalls mit auf dem Schiff war, und ebenfalls einen individuellen Sammeltransfer gebucht haben, beim gleichen Veranstalter. Die beiden sind zum ersten Mal in diesem schönen Land, und wundern sich noch über die dominikanische Art, Dinge zu organisieren. Ich mich schon lange nicht mehr.

Die Begrüßung an der Rezeption ist freundlich und ausführlich: es gibt mehrere Spezialitätenrestaurants, mehrere Bars, zwei Showbühnen, zwei Pools, einen Club für Leute, die gerne mehr Geld ausgeben für die fast gleiche Leistung, und jedes Zimmer hat neben Fernseher und Minibar auch noch einen Radiowecker und einen DVD-Player. Zimmer - ein gutes Stichwort. Nein, die sind erst um 15:00 fertig, steht auch deutlich dran an der Rezeption. Gut, daß man das vom Schiff aus so deutlich sieht...

Ist doch kein Problem. Gepäck abgeben, Spaß haben. Steht doch jetzt schon alles zu Verfügung. Ach, das Handgepäck? Etwa mit so heiklen Sachen drin wie Paß, Geld, Kamera, IPad? Nein, da muß ich schön selber drauf aufpassen. Nicht auszudenken, wenn in der Obhut des Hotels etwas wegkäme.

Es könnte so schön sein: Handtuch holen, an den Strand legen, auf das Zimmer warten. Aber mit dem ganzen Kram? Bleibt nur trinken und den Plan des Hotels studieren. Irgendwie schlage ich mich bis zur Mittagspause durch, und obwohl ich keinen Hunger habe, gehe ich halt mal hin. Das Hauptrestaurant ist ein riesiger Saal im bekannt-karibischen Stil (= ohne Wände), mit einem endlos langen Buffett mit allem, was man sich vorstellen kann. Und das schlimmste daran: das schmeckt auch noch alles ganz hervorragend. Zugegeben, das hatte ich nicht erwartet.

Um fünfzehn Uhr ist endlich check-in, und nach tausendemal hin-und-her zwischen Rezeption und Putzgeschwader findet sich tatsächlich ein Zimmer, sogar mit Meerblick. Leider befindet sich dazwischen die Swim-up-bar, in der von früh später Amerikaner sitzen, trinken, herumschreien, und auch mal nicht zur Toilette gehen, wie man in einschlägigen Touristikforen glaubhaft versichert. Ansonsten ist das Zimmer in einem schlimmen Zustand: die Schranktüren gehen nicht auf und dann nicht mehr so, sämtliche Möbel sind abgewohnt, beschädigt und wackeln, und der Bodenbelag der Badewanne hat einen tiefen Riß, der reinsetzen gar nicht und duschen nur mit Sicherheitsschuhen erlaubt. Einziger Lichtblick ist das riesige Kingsize-Bett mit nicht weniger als sieben Kissen. Aber vielleicht ist es durchgelegen, ich probiere es gar nicht erst aus. Zugegeben, das hatte ich so wirklich nicht erwartet, und lasse es mir auch nicht gefallen. Der Rezeptionist versteht zunächst gar nicht mein Problem, ich hätte doch nur Gartenblick gebucht, und jetzt Meerblick bekommen. Als ich ihm mehrfach in verschiedenen Sprachen klar mache, daß ich kein kaputtes, schmutziges Zimmer akzeptiere, lenkt er irgendwann ein, und ich darf mir ein neues ansehen.

Der Hauptunterschied: es hat zwei kleinere Betten (mit insgesamt zehn Kissen, gab es wohl im Sonderangebot) und liegt zum Hauptpool, ist also wahrscheinlich laut. Der Zustand insgesamt ist akzeptabel, außer teilweise die Sauberkeit, und ich nehme es.

Donnerstag, 4. Dezember 2014

Aufregend

Der Morgen fängt schlecht an: es klopft an der Tür, und wer steht davor? Mein Koffer. Es ist also wieder so weit: zwei Wochen sind fast rum, wenngleich: es kam mit länger vor. Nein, nicht langweilig, ganz im Gegenteil. Was ich alles gesehen und erlebt habe, reicht für mehr. Heute, am letzten Seetag, gibt es natürlich nicht mehr viel neues. Oder doch? Am besten, ich gehe erst einmal frühstücken, und genieße danach eine ungestörte Massage. Naja, fast. In der Entspannungsphase dröhnt über mit ein Lautsprecher auf, der etwas von "starboard Deck seven Theatre mobil units proceed" erzählt, also rechts vor dem Theater haben wir einen Ernstfall, die mobilen Einsatzeinheiten sollen umgehend ihren Arsch dorthin bewegen, was sie zweifelsfrei auch machen. Was ich noch nicht erwähnt habe, mussten wir gesten Abend die medizinisch erforderliche Notausschiffung einer älteren Dame kurz vor dem Auslaufen vornehmen, was relativ einfach war: Krankenwagen bestellen, Patientin (und Mann und Gepäck) rein, wegfahren. Wir haben zwar ein gutes kleines Krankenhaus, aber schwere Fälle bringen wir lieber an Land. Wir hatten zwar eine Stund Verspätung bei der Abfahrt, sind dann aber einfach etwas schneller gefahren.
Heute liegen die Dinge komplizierter. Der Notfall vor dem Theater ist ein alter Mann mit Herzinfarkt, und wir sind auf hoher See. Naja, eigentlich ist sie spiegelglatt, aber das macht die Sache - zumindest für einen Krankenwagen - nicht einfacher. Die erste Idee: ein Hubschrauber muß her. Puerto Rico ist in der Nähe, da gäbe es Skyhawk-Hubschrauber von der Küstenwache, das sind so richtig große Teile, was nicht so wichtig ist, weil wir ohnehin keinen Landeplatz haben, und den Patienten per Seilwinde und Rettungstrage hochschicken müssen. Platz braucht die Aktion trotzdem, und so ein Hubschrauber macht ordentlich Wind, wenn er über einem hängt. So wird das sehr beliebte vordere Sonnendeck unter dem Protest der dort liegenden geräumt und von allem befreit, was wegfliegen könnte, selbst das gerade angekündigte Barbecue wird wieder weg gefahrw. Vor den Zugängen zum Sonendeck stehen Offiziere, die niemanden mehr auf das Deck lassen sollen. Und jetzt komme ich an einen Punkt, den ich bisher vermieden habe zu erwähnen: das schlechte Benehmen mancher Mittouristen. Allseits bekannt an allen Stränden der Welt ist ja das Reservieren der Liegen mittels Handtüchern (des Hotels), und zwar immer zwei in der Sonne, zwei im Schatten, und zwei wo auch immer, was auch auf dem deutlich kleineren Schiff praktiziert wird (theoretisch 2.000 Leute auf etwa 20 x 30 Meter Pooldeck!). Das wurde dadurch vereinfacht, daß man sich auf dem Pooldeck so vielen Handtücher geben lassen konnte, wie man wollte. Schlaue Menschen haben deswegen die Handtuchkarte eingeführt, für die man nur ein einziges Handtuch bekommt. Allerdings - man kann sich so viele Handtuchkarten geben lassen, wie man möchte. Toller Effekt, oder? Aber ich schweife ab. Wir waren bei der Räumung des Sonnendecks angekommen. Das gibt es doch tatsächlich nicht wenige selbstsüchtige und strohdumme Exemplare, die hinter dem Rücken des aufpassenden Offiziers versuchen, jetzt auf das Sonnendeck zu steigen. Auf die Anweisung des Offiziers zurüvk zu kommen achten sie erst gar nicht, und wollen dann "nur mal schnell" vorsorglich eine Liege besetzen. zur Erinnerung: da ist ein Mensch in Lebensgefahr, wir warten auf den Hubschrauber, und diese...ohne Worte!
Inzwischen geht es dem alten Herrn wohl etwas besser, weswegen der Captain Plan B beschließt: wir bringen den Kranken selbst an Land. Dazu nimmt der Capatin mit einer extrem scharfen Rechtskurve, gemischt mit nahezu voller Fahrt, Kurs auf die Virgin Islands. Das Buffett wir wiedereröffnet, ebenso das obere Sonnendeck, wobei Die beiden Wachhabenden nur ein beherzter Sprung zur Seite vor der Stampede der oben genannten Uneinsichtigen rettet.
Nach gut zwei Stunden fast voller Fahrt (das haben wir noch nie gemacht, also, wenn ich dabei war) überraschen wir die Bewohner von Frederiksted mit unserem Erscheinen, und enttäuschen sie gleich wieder, weil wir nicht neben der dort liegenden Jewel of the Seas festmachen und viele kaufwillige Touristen Touristen ausspucken, sondern nur eines unserer Beiboote schicken, dessen "Inhalt" (Patient, Frau, Arzt, Schwester, Skipper, mindestens drei Matrosen) weder Lust noch Zeit zum shoppen haben.
Nach einer halben Stunde ist der Tender zurück, und wir fahren schnellstmöglich weiter. Nachdem unser schon etwas ältliche Captain für die Seekartenverlosung - das größte gesellschaftliche Ereignis, das er zu bewältigen hat - seinen Vertreter schickt, fragt mich ein Kreuzfahrneuling: "du warst doch schon öfter hier. Ist das immer so aufregend?" Nein, so habe ich es auch noch nicht erlebt. Und es geht noch weiter: vor ca. 1 Woche wurde sogar ein randalierender Passagier über Bord - nein, das wäre übertrieben - am nächsten Tag des Schiffes verwiesen. Tatsache! Und da sag nochmal einer, kreuzfahren sei lamgweilig!
Ein letzter, wirklich cooler Abend mit den Shipping Wizzards folgt, und dann sind wir wieder in La Romana.

Mittwoch, 3. Dezember 2014

Dunkle Sonne

Pünktlich wie fast immer ereichen wir heute unseren letzten und neben La Romana nördlichsten Hafen. Wir sind auf der Insel St. Kitts, die zu den westindischen Inseln zählt (wer jetzt ins grübeln kommt: die westindischen Inseln liegen tatsächlich in der Karibik, für die irreführende Namensgebung bedanken wir uns bei Christoph Kolumbus). Während die fleißigen Decksarbeiter unser Schiff an der schmalen Pier festbinden und ich die Aussicht und den ersten Nespresso des Tages genieße, verdunkelt sich allmählich die Sonne. Aber kein Sturm zieht auf, es ist nur die Celebrity Eclipse, die neben uns festmacht. Was heißt nur, sie ist eine ganze Ecke länger, breiter und höher als wir. Und trägt dementsprechend mehr Passagiere. Da ich es nicht so gerne habe, wenn mir die Nachbarn von gegenüber aus weniger als zehn Meter Entfernung auf den Balkon sehen können, gehe ich erst einmal frühstücken, und denke mir: 5.000 Pasagiere auf einmal! Die Insel wird sich freuen!
Und die freut sich auch, zumindest die reichen Geschäftsleute dort. St. Kitts ist nämlich Freihandelszone, man kann hier steuerfrei einkaufen. Und so haben sich vor ein paar Jahren die (meist ausländischen) Geschäftsinhaber zusammen getan, die lange Pier bauen lassen, einen protzigen Eingangsbereich, und eine disneylandmäßige knallbunte Einkaufsstadt, wo es alles gibt, was nicht zu groß zum mitnehmen ist. Und damit niemand seine goldene Uhr geklaut kriegt, gibt es hier vielleicht mehr Überwachungskameras und Sicherheitsleute als in Monaco. Alle Läden locken mit Sonderangeboten, und manche auch mit Geschenken für Kreuzfahrer. Als ob hier auch andere Kunden her kämen. Aber auch wenn das shoppen hier richtig Spaß macht und ich froh bin, keine Kreditkarte bei mir zu haben - dem echten St. Kitts hat das alles nichts zu.
Das gibt es heute Nachmittag zu sehen, und zwar per Eisenbahn. Bahnstrecken sind auf karibischen Inseln eher selten, aber hier hat man bis 2005 Zuckerrohr angebaut und mittels einer Schmalspurbahn abtransportiert. Irgendjemand kam auf die Idee, daß man das mit den schnell nachwachsenden Touristen auch machen könnte, und schickt sie heute mit einer handvoll altmodisch aussehender, aber neu gebauter Doppelstockwaggons auf die Reise. Im oberen Stock sitzt man sozusagen im Freien, hat aber gegen die Sonne ein Dach darüber. Die untere Etage ist klimatisiert, hat riesige Panoramafenster, man sitzt in bequemen Rattanstühlen und hat nur wenige Mitreisende, weil die meisten oben sitzen wollen.
Während der Fahrt gibt es verschiedene Getränke (jeder Wagen hat eine kleine Bar und eine Toilette und zwei bis drei Mitarbeiter), einen traditionelle Kokoskeks, und ab und zu ein kerolisches Lied, von den Mitarbeitern jeweils zu dritt sehr schön vorgesungen.
Die deutschen Erklärungen zu dem ca. 30km langen Rundkurs entlang der Küste und kreuz und quer durch Berge, Täler, Dörfer, Wiesen und Felder liefert unser mitgebrachter Tourguide, die Kathi.
Und als ob das alles noch nicht genug wäre, gibt es jetzt noch eine spektakuläre Inselrundfahrt per Bus über die engen Straßen von St. Kitts, die ich über weite Strecken mitgefilmt habe. freut Euch auf den Film! Zum neugierig machen nur so viel: ich hatte den Beifahrersitz, und auf St. Kitts fährt man links!

Dienstag, 2. Dezember 2014

Europa 2

Heute hat das Schiff an einer Insel festgemacht, deren Namen mit einem herzhaften Gähnen beginnt: "Guuuaaaaaaa....", den Rest könnt Ihr Euch denken: wir sind auf Guadeloupe, oder kreolisch auch: Gwadeloup. Ebenso wie Martinique ist diese Insel Bestandteil Frankreichs, EU-Mitglied und damit Euroland. Und so wie immer ist das Wetter schwülwarm mit viel Sonne und ganz selten mal ein paar Regentropfen, oder, wie man hier sagt, flüssiger Sonnenschein. Der Hafen ist hier kleiner, die Straßen sind ordentlich beschildert, und so spart man sich die wegweisenden Mädchen, die wir von Martinique her kennen.
Folgt man den Wegweisern, und passt man auf, wohin man tritt (das sollte man eigentlich immer, ganz besonders in der Karibik, denn die lassen auch mal einen Gulli auf, einfach so), dann kommt man nach einer Viertelstunde auf einen wundervoll duftenden Markt voller Gewürze und Honigspezialitäten. Dieser Markt ist umgeben von mehr oder weniger vertrauenswürdig aussehenden Kneipen, Bars und Souvenirläden. Dem am wenigsten baufällig aussehenden Laden der letzten Kategorie nähere mich vorsichtig, gehe rein, und werde auf Französisch nach meinen Wünschen gefragt. Ich erzähle ihm, das ich leider kein Französisch spreche, nur englisch und deutsch (draußen steht, daß sie das auch können. Hoffentlich ist das Schild nicht noch vom alten Pächter). Der junge Mann ist etwas irritiert, weil ich ihm bisher noch alles auf französisch erzählen konnte, holt mit aber dann doch lieber eine englischsprachige Kollegin, die mit freundlich weiterhilft, und ich meinen Einkauf bald beenden kann.
Mittags auf dem Schiff ist das Restaurant so leer, daß ich erst einmal nachfrage, ob ich zu früh dran bin. bin ich aber gar nicht, sondern die anderen Gäste eher zu spät. Eigentlich kommen auch fast keine mehr, und so genieße ich mein Mittagessen neben dem größten unserer vielen Weihnachtsbäume an Bord, der inzwischen Gesellschaft bekommen hat von einem wirklich großen Lebkuchenhaus, an dessen beiden Seiten man jederzeit einen riesigen Teller voller Plätzchen zur freien Verfügung vorfindet, aber nur mit Zange nehmen, wegen der Hygiene. Im Büffettrestaurant steht auch so eins, und das in der Naschbar bietet jetzt ebenfalls Plätzchen an. Wenigstens spielen sie Latinomusik. Sonst kriegt man in dem gut klimatisierten Restaurant wirklich noch Weihnachtsgefühle.

Montag, 1. Dezember 2014

Europa

Es hatte nicht geregnet, und die Nacht mitsamt ihrer langsamen und sehr, sehr warmen (Rück-)Fahrt nach Martinique verging ereignislos, bis ich mich eine Männerstimme mit den Worten "Oh entschuldigung" weckt. Wie kann der Roomboy es wagen...? Tut er auch gar nicht. Der Mann steht auf meinem Balkon und räumt die Stühle beseite. Dann öffnet er die Trennwand und macht das gleiche auf dem nächsten Balkon, dessen Bewohner er aber nicht aus dem Schlaf reißt, zumindest höre ich keine Entschuldigung. Ehe auch noch das Putzgeschwader auftaucht, schließe ich die Balkontür und die Vorhänge, mache mir ein Täßchen Nespresso und studiere im Licht meiner Nachttischlampe das Tagesprogramm. Tatsächlich, heute Reinigungsarbeiten auf den Steuerbordbalkons, Deck 8 und 9, von 8.00 bis 12.30 Uhr. Und was wollen die jetzt schon? Immer diese deutsche Überpünktlichkeit. Bei der Seenotübung stehen auch schon immer alle da, bevor die Sirene hupt. Ein bestätigender Blick auf die Uhr sagt mir - oh, 10.00 Uhr vorbei, ich nehme alles zurück, verzichte notgedrungen auf das Frühstück (weil es keins mehr gibt) und verlasse das Schiff, um möglichst schnell meine täglichen Einkäufe zu erledigen. Aber aus möglichst schnell wird nichts. Allein das Verlassen des Hafens dauert fast zehn Minuten zu Fuß in schwüler Hitze, was auch davon nicht einfacher wird, daß am Schiffsausgang zwei kreolische Schönheiten Stadtpläne verteilen.
Martinique gehört zu den französischen Antillen, ist Bestandteil von Frankreich und damit der EU, man glaubt es kaum. Die Bewohner sind nahezu komplett kreolisch und damit dunkelhäutig. Eine von ihnen steht jetzt gerade vor mir, gekleidet in die leuchtend rot-weiße Uniform der hiesigen Tourist Guides, und erzählt mir in gutem deutsch mit süßem französischen Akzent, wo ich zum einkaufen hin muß. Es ist ziehmlich weit, fast zwei Kilometer, aber es geht. Fast an jeder Ecke findet man diese rot-weißen Mädchen, die einem weiter helfen. Ein guter und freundlicher Service, den sich die Insel - oder zumindest die Stadt - hier leistet. Souvenirstände direkt am Hafen dagegen gibt es leider nicht. Und wären wir gestern gekommen, hätte niemand offen gehabt. 2000 potentielle Kunden? Ist doch egal. Aber ansonsten würde ich Martinique für einen Wiederbesuch durchaus empfehlen.

Heimkehr

Heute geht es nach langer, langer Zeit wieder nachhause. Hoffe ich, denn seit dem letzten Wochenende fällt überall in Deutschland Schnee, je...