Sonntag, 30. November 2014

Advent, Advent

Wir liegen vor Dominica, ausgerechnet an einem Sonntag (Kolumbus hatte die Insel an einem Sonntag entdeckt und dementsprechend getauft). Die Sonne brennt unbarmherzig vom Himmel, Windstille herrscht und schwüle 30 Grad Celsius begleiten mich auf meiner kleinen vormittäglichen Shoppingtour durch die kleine Inselhauptstadt. Es ist ruhig hier, denn fast alle Läden haben geschlossen, außer den Souvenir- und ähnlichen Ständen, die sich auf Kreuzfahrtschiffe spezialisiert haben. Und während ich schwitzend nach dem richtigen suche, zünden viele von Euch zuhause die erste Kerze am Adventskranz an, denn Ihr seid ja schon fünf Stunden weiter. Das machen wir heute nachmittag auch, d.h. die Kaffeestunde im Buffettrestaurant wurde umgewandelt in ein gemütliches Beisammensein mit Lebkuchen und Plätzchen und stimmungsvoller Musik. Echte Kerzen wird es sicher nicht geben, wahrscheinlich auch keinen Glühwein, und ich glaube, auch der Zulauf der Gäste wird sich in Grenzen halten. Grenzenlos ist mittlerweile auch die Dekorationswut der Mannschaft. Standen vor wenigen Tagen nur ein paar harmlose Holzsterne im Hauptrestaurant, geschmackvoll in den Firmenfarben weiß und hellblau, gibt es inzwischen jede Menge Girlanden mit Glaskugeln im Buffettrestaurant, einen Adventskalender mit kinderkopfgroßen Geschenksäckchen im Atrium, ein Lebkuchenhaus in der Naschbar, einen Weihnachtsbaum an der Rezeption, noch einen im Hauptrestaurant, noch sieben kleine im Steakrestaurant, und wenn nachher noch einer in meiner Kabine steht, werfe ich in über Bord! Ach nein, das ist je verboten. Unter "Gegenstände jeglicher Art" fallen auch Weihnachtsdekorationen.

Samstag, 29. November 2014

Seh-Tag

Heute ist Seetag, oder vielleicht sogar Seh-Tag, denn kurz nach dem Aufstehen kommt eine Insel mit zwei Bergen vorbei, nämlich St. Lucia,  so daß ich mich frage, ob wir schon wieder einen außerplanmäßigen Stopp planen. Nein, tun wir nicht. Wir fahren weiter im Schneckentempo nach Dominica, und machen dabei auf dem Pooldeck mit Band + Show + Barbecue jede Menge Krach. Aber das hört ja keiner, außer den Fischen vielleicht.

Freitag, 28. November 2014

Eine Etage tiefer

Es ist dann doch alles gut gegangen, und wir liegen seit den frühen Morgenstunden fest vertäut in Georgetown. Das ist der Tiefsee- und Containerhafen von Barbados, und dementsprechend malerisch ist unser Liegeplatz. Bis tief in die Nacht karren hier hier mehrere seltsame achträdrige Gefährte große und kleine Container von A nach B und manchmal auch nach C, und das unter entsprechender Lärmentwicklung. Es ist halt nicht überall so still wie auf Tobago, obwohl, da gab es jede Menge Autohupen und den ganzen Nachmittag eine lautstarke Steelband, ey Mann, habe ich vergessen zu erwähnen.
Barbados - das ist eine von den wirklich reichen Inseln der Karibik, auch wenn man das dem Shuttlebus, der die Passagiere vom Schiff zum Hafenausgang bringt, nicht wirklich ansieht. Im gut klimatisierten Hafengebäude dagegen drängt sich alles an Geschäften, was gut und teuer ist. Barbados ist Duty-Free-Zone, und gegen vorzeigen seiner Bordkarte darf man hier entsprechend zollfrei einkaufen, was den Einheimischen verwehrt ist. Rein könnten die nämlich auch ins Hafengebäude, es wird nur kontrolliert, wer mit einer großen Tasche rauskommt. Oder, wer auf ein Schiff will. Aber das wiederum nicht von den Behörden. Aber ich verplaudere mich.
Beim Erreichen des Hafenausgangs wird der Bus gegen einen etwas moderneren getauscht, der nicht ganz ausreicht, also, an den ohnehin etwas zu kleinen Sitzplätzen. Aber kein Problem, karibische Busse haben auch noch Notsitze, die man in den Mittelgang hinein klappen kann. Funktioniert prima, jedenfalls dann, wenn alle das gleiche Ziel haben, wie in unserem Fall die nahegelegene U-Boot-Station "Atlantis". Naja, wenigstens nicht "Titanic".
Das Geschäft mit U-Bootfahrten schein gut zu laufen, sie haben aktuell 4 Stück, und das größte, mit 48 Passagierplätzen, wartet schon auf uns. Allerdings vor dem Hafen, ein sehr großes Motorboot bringt uns hin. Dort wird schaukelig übergestiegen, und über eine Leiter hinunter in das U-Boot, wo man in zwei Reihen, Rücken an Rücken, sitzt, und jeder hat ein rundes Panoramafenster vor sich. Dann geht es los: die Sicht ist relativ trüb am Anfang, später besser, und aufgrund des hellen Sonnenscheins ist es auch in 50m Tiefe noch einigermaßen hell. Man sieht einzelne Fische, größere und kleinere, manchmal Rochen, und einmal eine Schildkröte. Wir durchqueren einen ganzen Fischschwarm, und manche Fische sind so gewöhnt an unser seltsames, nahezu geräuschloses Gefährt, daß sie neugierig ins Fenster reinschauen, ohne Scheu. Haie und ähnliche große Tiere gibt es nicht zu sehen, das größte anwesende Lebewesen ist der fast zwei Meter große Captain, der nach der interessanten Tauchfahrt wieder am Motorboot andockt, wo schon die nächste Gruppe wartet. Wie gesagt, U-Boot-Touren verkaufen sich gut.

Donnerstag, 27. November 2014

Ganz relaxt

Heute ist das Schiff am südlichsten Punkt seiner Reise angekommen, was man deutlich an der schwülen Hitze merkt. Beim letzten Besuch, vor zwei Wochen, soll es den ganzen Tag geregnet haben. Da frage ich mich: was ist besser, und wo sind wir hier überhaupt?
Die zweite Frage kann ich beantworten: Wir sind auf Tobago, das ist die noch kleinere Hälfte des kleinen Zwei-Inselstaates Trinidad & Tobago. wir haben an der Hauptstadt Scarborough angedockt, oder fast schon mittendrin, und müssen uns heute nicht über lange Wege beklagen. Höchstens über unebene, bergige, wenig zielführende, denn hier gibt es außer buntem Chaos nichts zu sehen. Auch nichts zu kaufen, denn die meisten Läden werden entweder gerade renoviert oder haben noch zu. Ok, zurück in den Hafen. Hier gibt es alles, was ich will, und dann zurück aufs Schiff, wo es gekühlte Räume und klimatisierte Getränke gibt, oder umgekehrt, was für eine Hitze!
Aber auch heute wird es Irgendwann Zeit zum auslaufen, der Captain hält für die morgen abreisenden seine "letzter-Abend-Rede", verwechselt bei der anschließenden Kurserklärung mehrfach sowohl Backbord und Steuerbord als auch ost und west. Ja, und als er dann noch erzählt, daß der Lotse auf der Pier zurück bleibt, und den mit dem Captain vorher besprochenen Kurs von da aus beobachten will, habe ich sofort Kopfkino: ein Rasta mit Häkelmütze und langen Dreadlocks sitzt auf einem Klappstühlchen auf der Pier, eine Rumflasche in der Hand, und sieht unserem Schiff hinterher, so gerade es geht. Daneben noch ein Klappstühlchen und eine weitere Rumflasche, beide leer. Dort hatte unser Captain gesessen. Close-up auf den Rasta-Lotsen, der trotz der Dunkelheit seine Augen mit der Hand beschattet und dem Schiff sehr relaxt hinterher ruft: "Ey Mann, fahr rechts - rechts - mehr rechts...nein, anderes rechts, Bruder!

Mittwoch, 26. November 2014

Weit weg

Heute sind wir auf der (von mir) bisher meistbesuchten Insel überhaupt: der Isla Margerita, die zu Venezuela gehört. Weil ich schon so oft da war, habe ich auch keinen Ausflug gebucht. Der Plan ist vielmehr, vom Anleger in Porlamar aus mit Bus oder Taxi in die Innenstadt zu fahren, wie früher so oft. Nur - wir legen gar nicht in Porlamar an, dafür sind wir zu groß, sondern in einem Containerhafen absolut weit weg von allem. Es gibt hier: jede Menge Container, etliche kleine Verkaufsständer voller fröhlicher venezolanische Verkäufer (und - typisch für Venezuela - hübscher Verkäuferinnen), viele Pelikane, und einen kleinen Strand mit Liegestühlen und Sonnenschutz. Souvenirs gibt es hier, aber keinen Rum. Also, zumindest nicht den, für den ich mich interessiere. Was aber auch nicht weiter schlimm ist, und meinen Koffer weniger schwer macht auf der Heimfahrt. Aber an die denke ich sowieso noch nicht. An die Weiterfahrt schon eher, ebenso wie unser heutiges Gastland, die zum Abschied ein jugendliches Blasorchester + ein Dutzend Flaggenschwingerinnen + Cheerleader + eine Tanzgruppe geschickt hat, die 1 1/2 Stunden lang alles geben, bis wir endlich losfahren. Schön war's.
Donnerstag, 27. September

Dienstag, 25. November 2014

Erholung auf See

Mitten in der Nacht klingelt das Telefon, und eine viel zu aufgeweckte Stimme meint, ich hätte doch für 9.15 Uhr einen Ausflug gebucht. Um Zeit zu gewinnen, frage ich nach derselben, was prompt mit "9.17 Uhr" beantwortet wird. Nach sehr kurzem Überlegen beschließe ich, daß dieser Ausflug ohne mich stattfinden muß, was er dann auch tut.
Als ich frühstücken gehen will, vibriert das Schiff. Das macht es immer dann, wenn es losfährt. Ok, dann ist wohl schon 13.00 Uhr, und ich disponiere auf ein sehr leichtes Mittagessen um, bevor ich mich erst einmal schlafen lege. Viel mehr mache ich heute auch nicht mehr, und ich trinke keinen Tropfen Alkohol.

Montag, 24. November 2014

Murmeltier, feuchtfröhlich

Pünktlich wie gewohnt ist das Schiff angekommen, das Wetter ist schön, die Häuser bunt, und alle gut gelaunt. Mir geht es gut, auch meinem Kopf, denn gestern habe ich sehr früh Feierabend gemacht. Dennoch - Bonaire hat eine fatale Ähnlichkeit mit Curaçao. Die Schwimmbrücke, die bunten Häuser, die schwimmenden Märkte, nichts fehlt. Sogar das maritime Museum ist da, ebenso die Ölbohrinsel. Und läge jetzt nicht die "Norwegian Pearl" auf unserem Anlegeplatz von gestern, das Murmeltier wäre perfekt.
Was war geschehen? Das wusste ich noch nicht, hatte mir aber vor dem Einschlafen überlegt, daß bei der eingeschlagenen Geschwindigkeit von 14 Knoten, einer Entfernung von 40 Seemeilen und einer angedachten Fahrzeit von 8 Stunden trotz Gegenwind locker eine zusätzliche Ehrenrunde um die Insel möglich sein müsste. Ich ahnte ja nicht, wie nahe ich an der Wahrheit dran war.
Inzwischen weiß ich es, und liege gar nicht so falsch, was den Kurs betrifft. Der Captain erzählt gerade, daß das elektronische Sicherheitssystem auf der Brücke eine Rückkehr nach Curaçao dringend empfohlen hat. Ein paar in sich widersprüchliche Erklärungen folgen, die keinen Sinn ergeben. Unser Captain ist ein alter Haudegen, aber lügen kann er nicht. Zudem hatte der diensthabende Offizier heute nacht den falschen Knopf gedrückt, und alle Passagiere haben den dreifachen "Bravo!"-Alarm gehört, auch diejenigen, die den Code verstehen und ihr Wissen auch gerne weitergeben. Damit wissen es jetzt alle: wir hatten einen Feueralarm, der wohl nicht dramatisch aber bedeutsamer als eine brennende Bratpfanne war. Inzwischen ist alles wieder in Ordnung, und heute morgen versuchen wir es noch einmal, gegen den Wind, Richtung Bonaire. Aus den angekündigten zwei Stunden Fahrt werden vier, und mal sehen, ob wir diesmal richtig angekommen sind.
Sind wir. Vor uns liegt eine kleine, feine Insel voller bunter Häuser, aber ohne Schwimm- und andere Brücken, und schon gänzlich ohne Containerhafen und Raffinerie. Die Betreiber der hübschen kleinen Marktstände freuen sich, daß wir da sind. Kein Wunder, sie warten ja auch schon den halben Tag auf uns. Auch die Nachmittagsausflüge starten planmäßig, nur die Vormittagsausflüge - so auch meiner - sind sprichwörtlich ins Wasser gefallen. Dachte ich jedenfalls, doch davon später. Das Schiff bleibt über Nacht auf Bonaire, und die allabendliche Tanzparty findet auf dem Pooldeck statt. Die Künstler (ein kubanisches Trio, ein Rock'n'Rollsänger aus dem Theaterensemble und die Schiffsband) spielen auf der dachlosen runden Bühne zwischen den Swimmingpools. Letztere allerdings nur ein paar Minuten, dann macht ein tropischer Regenschauer dem ganzen ein Ende. Bin mal gespannt, ob das empfindliche Equipment die Nässe ausgehalten hat. Nachdem die Band jetzt nichts mehr zu tun hat, wird in der Disco gemeinsam gefeiert, bis für Milan, Martina und Emilia die Stunde gekommen ist, wo sie als Mannschaftsmitglieder die Gästedisco verlassen müssen.

Sonntag, 23. November 2014

Sonniges Holland

Pünktlich wie gewohnt ist das Schiff auf Curaçao angekommen, das Wetter ist schön, die Häuser bunt, und alle gut gelaunt. Mir ist schlecht und der Kopf tut weh, denn gestern habe ich mit Martina und Milan von der Schiffsband Wiedersehen gefeiert.
Trotzdem spiele ich den Wachen, und stürme in den Ausflugssammelraum mit einem lautstarken "guten Morgen". Das hätte ich besser gelassen, denn die schon anwesenden 20-30 Leute antworten zu meiner Überraschung genauso lautstark. Mein armer Kopf!
Auf der Insel selbst ist es ordentlich warm, aber der Bus modern und gut klimatisiert. Es ist Sonntag, und kaum jemand unterwegs. Ein rasterhaariges junges Mädchen fährt den Bus, und eine holländische Mutti um die sechzig erklärt alles. Sprachlich klingt sie tatsächlich wie Kees van de Stang, nur daß der nicht auch noch komplette holländische Sätze einfügt.
In der Likörfabrik lernen wir, daß nur der orangefarbene Curaçao-Likör original ist, gefärbt mit der Schale einer äußerst bitteren Orange, die es nur hier gibt. Den dürfen wir auch probieren, ebenso welchen mit Schokolade-, Kaffee- und Erdbeergeschmack. Die bei uns bekannten Färbungen in blau, rot und was auch immer, wurden - im Gegensatz zu Camapari in früheren Zeiten - noch nie aus ekligen Tierprodukten, sondern schon immer mit leckeren Chemiefarben erzeugt.
Entlang an teilweise sehr schönen bunten Häusern und derzeit viel grün (das ist nicht immer so) geht es zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man die Nachbarinsel Bonaire und manchmal auch Venezuela sehen kann, und dann in die Stadt Willemstadt, wo es die weltweit einzige Schwimmbrücke für Seeschiffe gibt. Wir besuchen die schwimmenden Märkte, die die Insel traditionell mit Fisch, Obst und Gemüse direkt von den venezolanischen Erzeugern versorgen, und zum Schluß sehen wir ein kleines unscheinbares Marinemuseum, das jeden Besucher mit einem holländischen Spekulatiusplätzchen und einem Glas selbstgemachter Zitronenlimonade begrüßt. Der eigentliche Grund, hierher zu kommen, ist aber eine gut gemachte maritime Historie Curaçaos vom 12. Jahrhundert bis heute. Als Sahnehäubchen präsentieren sie sogar Originalseekarten von Christoph Kolumbus.

Samstag, 22. November 2014

Nix los

Heute morgen verhalte ich mich einmal vollkommen TUI-Cruises-konform: wache früh um sieben auf, und genieße den Blick auf das spiegelglatte, strahlend blaue Meer mit einem Täßchen Nespresso bei frühlingshaften, sanften 20 Grad Celsius auf dem Balkon.
Nespresso und Balkon sind nicht gelogen, sieben Uhr auch nicht. Aber wir haben bereits 27 Grad, das Meer ist grau, und ich bin froh, daß zwischen dem kräftigen Wind und mir ein ganzes Schiff sind. Das bißchen schaukeln ist da nicht so schlimm, und ich lasse mich nicht vom Balkon vertreiben. Oder vieleicht doch, denn jetzt kommt ein tropischer Regenschauer runter, wohl mehr aus Versehen, denn er entschuldigt sich gleich danach mit einem wunderschönen Regenbogen. Ansonsten schaukelt das Schiff als momentan einziges in der Karibik Richtung Süden und dann immer geradeaus. Morgen sind wir auf Curaçao, da, wo das blaue Zeug herkommt.


Freitag, 21. November 2014

Luxus pur

Nach einen Fernflug Richtung Westen und einer Zeitverschiebung von -5 Stunden wache ich in der Regel ungefähr gleichzeitig mit der Sonne auf. Heute höre ich ihre brüllende Hitze - trotz kaputter Klimaanlage und dementsprechender Raumtemperatur - erst gegen 11:00. Damit ist das Thema Frühstück history. Aber Kaffee gibt es auf dem Zimmer. Der schmeckt in diesem Land immer, denn es ist immer der gleiche, in jedem Hotel. Und auch die Kaffeemaschine ist immer das gleiche Modell. Allerdings weigert sich diese hier, ihren Dienst zu machen. Als ich das Kabel verfolge, finde ich die Lösung: Stecker nicht drin. Um das zu ändern, muß man aber erst den Stecker des Kühlschranks ziehen. Sehr kreativ, die dominikanischen Sparfüchse! Und nachdem nur Wasser und Cola im Kühlschrank sind, kann dort auch kein Bier warm werden, falls mal einer das zurück stecken vergisst.




Als mein Koffer und ich zur Rezeption kommen, erwartet ihn ein klimatisierter Aufbewahrungsraum und mich ein überfülltes Restaurant, auf das ich dankend verzichte. Es kommt auch schon bald mein Transfer zum Schiff. Der Fahrer verzichtet großzügig darauf, das im zugedachte Blatt aus dem TUI-Heft zu reißen, besteht aber darauf, daß er zwei Personen Mit Namen Roy abholen soll. als sich wie erwartet niemand weiter findet, begnügt er sich notgedrungen mit mir.
Das Einchecken in La Romana geht wider Erwarten auch ohne Zuhilfenahme der Köche und Maschinisten schnell und reibungslos. Unter anderem wird ein Blatt herausgerissen aus dem bisher noch nicht beachteten TUI-Cruises-Heftchen. Meine Kabine liegt direkt neben einem rostigen Frachter, der über Stunden auf altertümliche Art und Weise mit quietschenden Kränen entladen wird, und uns beim Auslaufen höflich und lautstark zurück grüßt, genau in dem Moment, wo meine Kabine an seiner Sirene worbei fährt. Zudem haben wir einen sächsischen Kaptitän und einen österreichischen Kreuzfahrtdirektor. Was will man mehr.

Donnerstag, 20. November 2014

Lose Blätter

Es ist ein trister Novembermorgen wie jeder andere: feucht, kühl und grau. Aber das sieht man noch nicht, als mir der Wecker früh um fünf erzählt, wer alles bei Radio F arbeitet. Weil ich das gar nicht hören will, schlage ich ihn auf den Kopf und quäle mich aus dem Bett. Heute war doch irgendwas, bin ich am überlegen, und im Flur sehe ich es dann: anstatt meiner beiden haarigen Mitbewohnerinnen erwarten mich zwei prall gefüllte Gepäckstücke: Ein Koffer (nicht Sommer) in orange, und eine leuchtendblaue Umhängetasche. Ach ja, heute soll es ja in den Urlaub gehen. Cool. Aber 23 freie Tage? Wer soll das denn aushalten? Wird sicher nicht einfach, aber da muß ich jetzt durch.
Da meine Reise diesmal individuell zusammen gestellt wurde, habe ich anstatt eines einzigen, ordentlichen, kompletten, mit perforierten Seiten versehenes "Gutscheinheft" deren gleich drei, zuzüglich einer wilden Loseblattsammlung mit weiteren Buchungsbestätigungen.
Das erste lose Blatt möchte der Zugschaffner sehen, das zweite ist für den Condor-Mitarbeiter, der es aber gar nicht sehen will, sondern alle Daten aus der Nummer meines Reisepasses und seinem Computer zieht. (klassische Flugtickets gibt es wohl auch nicht mehr). Das dritte lose Blatt ist für den Mitarbeiter des Taxidienstes, der mich nach zehn Stunden kurzweiligem Flug die letzte halbe Stunde ins Hotel schaukelt.
Dort reißt man eine Seite aus dem "Thomas-Cook"-Heft und gibt mir dafür ein Zimmer für eine Nacht. Das kostet 47 Euro. Die Klimaanlage funktioniert nicht, das Restaurant ist überfüllt, und der Cuba Libre schmeckt leicht ölig, womit ich kein Salatöl meine. Ach ja, und das Bett ist durchgelegen. Aber egal, jetzt wissen wir wenigstens, warum es so bilig ist. Und nach 24 Stunden auf den Beinen könnte ich wahrscheinlich auch auf einer Parkbank schlafen.

Heimkehr

Heute geht es nach langer, langer Zeit wieder nachhause. Hoffe ich, denn seit dem letzten Wochenende fällt überall in Deutschland Schnee, je...