Dienstag, 18. Februar 2020

Ein Tag mit César Manrique

Wie Ihr schon gelesen habt, sind wir heute auf Lanzarote, meiner weltweit absoluten Lieblingsinsel. Viele Leute mögen sie nicht so, denn hier sieht es über weite Strecken aus wie auf dem Mars, aber ich finde es wirklich schön hier. Ich weiß, mein Geschmack ist schon immer etwas anders gewesen. 
Schon früh am Morgen trifft sich eine riesige Menschenmenge im Theater - oje, so viele! - die direkt vor Ort in verschiedene Gruppen aufgeteilt wird. Mich schickt man in den Bus Nummer 3, und als ich einsteige, ist er nur knapp zur Hälfte gefüllt. Daran ändert sich auch nichts mehr, und mittlerweile bin ich echt froh, dass der Ausflug überhaupt statt findet, denn um sich unter dem Titel „Die Meisterwerke von César Manrique“ etwas vorstellen zu können, sollte man vielleicht schon einmal auf Lanzarote gewesen sein oder sich zumindest eingelesen haben. Wer also ist - bzw. war - César Manrique? Googelt man den Namen, auch ohne Akzent auf dem „e“, findet man folgende Erklärung: „César Manrique war ein spanischer Maler, Architekt, Bildhauer und Umweltschützer auf der Kanareninsel Lanzarote, der das Bild der Vulkaninsel entscheidend geprägt hat“. Das stimmt so weit, jedoch war er - trotz heftiger Bautätigkeit - kein Architekt. Was nicht schlimm ist, denn er hat trotz fehlender Qualifikation viel schönes geschaffen, und zum Glück hat man ihn auch gelassen. Drei seiner besonders interessanten Werke werden wir heute besuchen, geführt von einer sehr charmanten einheimischen Reiseleiterin, die auf den typisch lanzarotinischen Namen Eva-Maria hört. Die Reise beginnt ganz im Süden, in Arrecife, der häßlichen Hauptstadt Lanzarotes, wo man neben dem internationalen Flughafen auch den einzigen Überseehafen findet, und darum haben wir da fest gemacht. Es ist uns auch gar nichts anderes übrig geblieben. Der Bus nimmt Kurs Richtung Norden, kräftig bergauf, und immer weiter. Auf dem Weg bekommen wir die lanzarotinische Architektur erklärt, die Vulkanausbrüche von Timanfaya, und die wirtschaftliche Lage der Insel. Etwas verschämt zeigt Eva-Maria auch den Vulkan La Corona. Er soll aber in keinster Weise ansteckend sein. Ich weiß, der Witz ist doof, aber so etwas erwartet Ihr doch von mir, oder?
Als wir den höchsten Punkt der Insel überschritten haben, geht es direkt wieder abwärts, in das Tal der 1.000 Palmen und das Örtchen Haría. Das ist eine der am dichtesten bewachsenen Stellen der Insel. Wie kann das sein? Zum einen gibt es hier, in einer tiefen Senke, ein günstiges Mikroklima, und zum anderen eine schöne Tradition: Die Historie sagt, dass seit langem für jedes in Haría geborene Kind eine Palme gepflanzt wurde. Wenn man sich die Menge der Palmen so ansieht, müssen die hier seit vielen Jahren richtig Spaß gehabt haben. Vielleicht hat deswegen auch César Manrique von 1988 bis zu seinem Tod 1992 hier in einem Bauernhaus gelebt. Mir persönlich hätte sein vorhergehender Wohnsitz eher zugesagt, doch davon später. 
Der etwas untermotorisierte Bus kämpft sich über steile Serpentinen wieder heraus aus dem Tal, Richtung Norden, und dann immer steil aufwärts. Nicht lange, und wir haben wir den Gipfel des Risco de Famara und damit unser erstes Ziel erreicht. Hier liegt der Mirador del Río, das ist der wohl spektakulärste Aussichtspunkt der ganzen Insel. Er besteht aus einem futuristischen Café mit riesigen Panoramascheiben und felsigem Außenbereich. 


Man hat hier einen grandiosen Ausblick auf das Nachbarinselchen La Graciosa sowie den noch kleineren, mit deren Namen ich Euch gerade nicht langweilen möchte. Zu so früher Stunde gibt es kaum Besucher hier, und es ist sehr angenehm, sich in luftiger Höhe den kühlen, und wie immer auf Lanzarote sehr kräftigen Wind um die Ohren wedeln zu lassen. Wir befinden uns hier in 474m Höhe, was zunächst sparsam klingt, aber: es geht fast senkrecht runter bis auf Meereshöhe. Das sieht viel höher aus, als es ist, also bei aller Schönheit: Nichts für Leute mit Höhenangst.



Während ich noch ein paar Fotos mache, kommt eine junge Frau mit  gestresstem, leicht verkniffenem Gesicht an mir vorbei, wobei sie mich nur knapp verfehlt. Sie rennt suchend nach rechts, kommt wieder, rennt nach links, verfehlt mich wieder knapp, dreht um. Als sie wieder näher kommt, rufe ich ihr aufs Geradewohl „Toilette“ zu und zeige in die richtige Richtung. Sie bedankt sich hektisch und verschwindet in der angegebenen Richtung. Irgendwas lustiges passiert halt immer.

Wenige Kilometer Richtung Süden, in Guatiza, grüßt schon von weitem unser nächstes Ziel in Form eines acht Meter hohen Kaktus (aus Eisen). Hier, in einem ehemaligen Steinbruch, umgeben vom größten Kaktusfeld der Insel, hatte César Manrique sich 1991 zum letzten Mal verwirklicht: Der Jardin de Cactus (Kaktusgarten) angelegt in Form eines Amphitheaters, gekrönt von einer kleinen Gofio-Mühle, die auch heute noch arbeitet. 



Hier kann man sich an über 5.000 kleinen und großen Kakteen stechen oder in einen der vielen kleinen Wasserläufe fallen, während man dutzende von Skulpturen des großen Künstlern bewundert. Oder man genießt auf der Terasse der Caféteria einen leckeren Espresso und sieht sich alles aus sicherer Entfernung an. 



Nein, Späßle, die Wege hier sind gut ausgebaut, die Treppen für Manrique-Verhältnisse einigermaßen gerade, und die meisten Stellen lassen sich auch mit Kinderwagen und sogar dem Rollstuhl erreichen. Kakteenfans sollten für den Besuch dieser Sehenswürdigkeit mindestens drei bis vier Stunden einplanen, wir haben leider nur eine, und es ist so schön hier. Zum Glück bin ich vor ein paar Jahren schon einmal da gewesen, auf eigene Faust und mit dementsprechend mehr Zeit.

Unsere Karawane - quatsch - Gruppe zieht aber schon wieder weiter. Unser letztes Ziel ist die kleine Stadt Tahiche, die auf dem Rückweg zum Schiff liegt. Sie beherbergt den langjährigen, extrem ungewöhnlichen Wohnsitz von César Manrique, mit dessen Bau er 1970 begonnen hatte. Das Gebäude verfügt über eine Garten- und Terrassenfläche von 1200qm und eine Wohnfläche von sage und schreibe 1800qm auf zwei ungewöhnlichen Etagen. Die obere, auf normalem Bodenniveau gebaute Etage, entspricht einem traditionellen, wenn auch ungewöhnlich großen lanzarotinischen Wohnhaus mit sehr großzügigen hellen Räumen, denn hier waren auch die Ateliers von CM gewesen. Die untere Etage sowie z.B. auch Swimmingpool, Tanzfläche und Grillplatz, liegen in insgesamt fünf Lavablasen, die durch teilweise recht enge Gänge miteinander verbunden sind. Die Zimmer der unteren Etage sind verschieden hoch, verschieden groß und liegen - wie überraschend - auch nicht alle auf dem gleichen Niveau.

Das Haus ist seit 1992 unter dem Namen „Fundacíon César Manrique“ Museum und private Kulturstiftung zur Unterstützung von künstlerischen Tätigkeiten, und (leider) sehr gut besucht, jedenfalls heute Mittag.


Nicht zuletzt dank César Manrique baut man auf Lanzarote nicht sehr hoch, möglichst nur 1-2, maximal 3 Etagen, also nicht mehr als ca. 10m. Dementsprechend ungewöhnlich sieht die skyline von Arrecife aus: Lauter flache Gebäude, bis auf die einzige Bausünde aus älterer Zeit: ein 17-stöckiges Hotelhochhaus, gute 50m hoch. Arrecife hat nur ein Hochhaus, erklärt Eva-Maria. Lediglich heute wären es zwei. Denn unser Schiff, das gute 30m aus dem Wasser ragt, wirkt auf die große Entfernung bis zum Hafen ebenfalls wie ein Hochhaus. Aber das ist ja zum Glück morgen wieder weg.

Montag, 17. Februar 2020

Feste Hände oder was ist ein Filet?

Heute früh kann ich meinen ersten Espresso wieder einmal mit einer besonders weiten Aussicht genießen, denn wir fahren noch. Die Aussicht habe ich mir auch mühevoll verdient, denn die Balkontür wollte mal wieder nicht aufgehen. Aber wenn man sich mit all seinem Gewicht ins Zeug legt, und tunlich nicht los lässt, geht es schon einigermaßen. 
Wir haben einen Zwittertag. Das ist ein Tag, bei dem man nicht so recht weiß, ob es sich um einen Landtag (also, einen Tag, wo wir im Hafen liegen) oder einen Seetag handelt. Für mich wäre es ein Seetag, denn unser Weg von La Palma nach Lanzarote führt uns erst heute Abend gegen 19:00 Uhr zum Ziel. Laut Tagesprogramm dagegen sind wir heute auf Lanzarote, von Seetag steht da nichts (trotz korrekter Ankunftszeit). Warum ich das so breit knete: Massagen (und auch sonstige SPA-Behandlungen) wären an Hafentagen günstiger. Aber da lassen sie nicht mit sich reden: Wenn das Schiff fährt, ist Seetag. 
Zurück zum kneten. Alexander, ein großer blonder Mann vom Typ Moskau Inkasso, der auch noch einen harten osteuropäischen slang spricht, nimmt mich mit, ob ich will oder nicht. Während er meinen Rücken durchknetet, und vor keinem Knoten scheut, fühle ich mich sehr mit einem Hefeteig verbunden und würde gerne gehen. Aber da muss ich jetzt durch. Seinen Versuchen, mir die Arme und Beine auszureißen, widerstehe ich noch heldenhaft, aber als er sich über meinen Nacken her macht, der mit Schmerzen und lautem Knacken reagiert, ziehe ich die Bremse. Es scheint es nicht zu verstehen, aber er reagiert und bringt mich in die Entspannungsstellung. Offenbar ist gottseidank die Zeit abgelaufen. Als ich mich mit knackenden Gelenken mühsam von der Massageliege wälze, schwöre ich mir: das war jetzt definitiv das letzte Mal, dass mich ein Mann massiert hat! Ich fühle mich wie ein weichgeklopftes Filet. Was mich zum nächsten Thema bringt: Essen!!!
Das ist ja auf Schiffen immer so eine Geschichte. AIDA punktet zum Beispiel durch sensationelle Buffets, die Amerikaner durch teure aber hervorragende Bezahlrestaurants, Phoenix durch gut gekochtes und schlecht gewürztes Altersheimessen, TUI Cruises durch viel Abwechslung, und speziell die Mein Schiff Herz dadurch, dass Johann Lafer seine Finger im Spiel hatte. Dadurch hat der Gast nun die Möglichkeit, nur im Hauptrestaurant „Atlantik“, in Bedienung, und weltweit nur auf diesem Schiff, abends ein täglich wechselndes 5-Gänge-Menue zu wählen zwischen einem Menue von Johann Lafer, einem klassischen Menue vom TUI-C Küchenchef, einem veganen Menue und einem „Schätze“-Menue, was immer gleich bleibt und was dafür gedacht ist, einzelne Gänge da einzufügen, wo die anderen vielleicht nicht so reizvoll sind. Beispiel: Ich finde das Lafer-Menue toll, aber nicht das Hauptgericht, dann nehme ich das klassische Hauptgericht, oder das vegane, oder eins der beiden (Schweinenackensteak oder Lachsfilet) aus den Schätzen. Also einfach ausgedrückt: alles ist frei kombinierbar. (Mittags haben wir ein ähnliches System, allerdings nur drei Gänge von Lafer und vier von allen anderen). Klingt nach Luxus pur, nur leider - sie kriegen es nicht hin, jedenfalls häufig. Bevor ich los rotze, eine Entschuldigung: Johann Lafer gilt als der König der Nachtische, womit vielleicht auch die hiesigen Köche alles wieder raus reißen können. Aber dazu kann ich nichts sagen, weil ich keinen Nachtisch esse, zumindest keinen so richtigen. Mein Nachtisch hieß immer: „Frische Früchte“, „Käseauswahl“ oder „Gar nix“. Besonders das letztere war immer sehr schmackhaft, und wurde gern durch den Cocktail des Tage ergänzt. Aber jetzt zur Sache: Johann Lafer ist natürlich nicht selbst an Bord, nur seine teuren Kochbücher. Aber alle 19(!) Menues, die es hier an Bord von ihm gibt, sind natürlich selbst kreiert und mit den hiesigen Küchenchefs abgestimmt sowie an die Produktionsmöglichkeiten der Großküche angepasst. Was Lafer sicher nicht wollte, sind klare Suppen, die schmecken wie bei Muttern. (Meiner). Wer den Gag noch nicht kennt: das ist ein Synonym für „völlig ungewürzt“. Ich habe das mehrfach erlebt. „Like dishes water“ haben die philipinischen Kellner bestätigt. Was die Köche ebenfalls sehr gut konnten, war Fische tot braten, Sauerkraut so sauer würzen, dass es nicht mehr essbar war, und statt einem Rinderfilet ein schrecklich durchwachsenes Steak zu braten. Sie haben es sogar fertig gebracht, ein T-Bone-Steak einerseits des Mittelknochens extrem lecker, andererseits ungenießbar zäh zu braten. Das Maximum an Ignoranz war aber der letzte Abend, ich muss ihn mal vor ziehen, wo es als Lafer-Hauptgericht Hummer geben sollte. Gab es auch, aber das Ding war nicht mehr als ein vertrockneter großer Maikäfer, und keiner von denen, die ihn hatten, sah glücklich aus. Aber da ich darauf stehe, dass Geschichten ein happy end haben, nach all dem Mist noch ein positives Beispiel: Es gab einmal eine Lafer-Suppe von zweierlei Petersilienwurzel: weiß und grün. Die sah nicht nur toll aus, die hat nicht nur gut, sondern sensationell geschmeckt, jeder Löffel anders, je nach Anteil von weiß und grün. So oder ähnlich habe ich mir Spitzenküche immer vorgestellt. Wie schön, dass es das, wenn man schon mit so einem großen Namen wirbt, wenigstens einmal gab.




Sonntag, 16. Februar 2020

Couponing

Sicher kennt Ihr diesen Trend aus USA, denn ganze Fernsehsendungen gibt es darüber. Format: Irgendwelche übergewichtigen Großfamilien schneiden wochenlang aus Broschüren und Zeitungen Rabatt- und 2-für-1 und was-auch-immer Gutscheine aus, die sich dann so kombinieren lassen, dass man am Schluss möglichst noch Geld rauskriegt. Ich glaube, so etwas gibt es in Deutschland gar nicht, denn da steht überall dran, dass sich Gutschein x nicht mit Rabattaktion y kombinieren lässt. Nachdem wir aber jeden amerikanischen scheiß nachmachen, mag sich das ja auch noch ändern. 
Warum schreibe ich das alles? Ach ja, weil TUI Cruises den Gutschein entdeckt hat, für die Kundenbindung und zum anfixen oder überzeugen. Für letzteres bekenne ich mich tatsächlich als „Opfer“, denn obwohl alle sieben Schiffe stets sehr gut gebucht sind, gab es im Dezember einen 100-€-Bordguthaben-Gutschein für alle, die noch schnell eine Kreuzfahrt buchen, die im Januar oder Februar stattfindet, gültig für jeden „Vollzahler“ (also keine kostenlosen oder reduzierten Kinder). Das hatte meine Entscheidung, schon wieder auf Reise zu gehen, tatsächlich beeinflusst. Der Gutschein fand sich dann auch tatsächlich in den Reiseunterlagen, überflüssigerweise, denn man musste ihn nirgends einreichen, er wurde auf der Bordrechnung (= die Rechnung über alles, was man an Bord bezahlen muss wie Landausflüge, Friseur, Einkäufe, Kaviar, Champagner, Bezahlrestaurants) automatisch angerechnet.
Ist man nicht auf seiner ersten Reise, sondern vielleicht auf seiner zweiten, dann bekommt man als Dankeschön - gar nichts. Aber auf der dritten, dann gibt es einen Gutschein für ein Glas Champagner, der aber nur in einer bestimmten Bar gilt, sowie einen Gutschein über zwei Edelpralinen nach Wahl, die es ohnehin nur an einer Stelle im Schiff gibt, sich aber von Schiff zu Schiff unterscheidet. 
Ist man hart im Nehmen und zum sechsten Mal dabei, gibt es dazu einen SPA-Gutschein über 15€, den man vor seiner Behandlung (zum Beispiel einer Massage) an der SPA-Rezeption vorlegen muss, sowie einen Ausflugsgutschein über 5€, den man nach seinem Ausflug an der Schiffsrezeption vorlegen muss.
Also, man muss natürlich gar nichts vorlegen, aber dann werden die Gutschein auch nicht angerechnet.
Da dies meine 8.(!) Reise mit TUI Cruises ist, habe ich die nächste Stufe erreicht, das sind on top 10 zusätzliche Nespresso-Kapseln (Man hat hier tatsächlich in jeder Kabine, auch der billigsten, eine Nespresso-Maschine und täglich eine kostenlose Kaffeekapsel pro Person), sowie ein Sack schmutziger Wäsche, also, ein kostenloser Sack schmutziger Wäsche. Es ist übrigens schade, dass man von der original Nespressokapsel umgeschwenkt ist zur kompatiblen Kunststoffkapsel Marke „Inspresso“ von Julius Meinl. War vielleicht etwas billiger. 
Ich glaube, das mit der schmutzigen Wäsche habe ich gerade nicht so gut ausgedrückt. Natürlich handelt es sich um meine eigene schmutzige Wäsche, ich kann gegen den Gutschein einen kompletten Wäschesack voll waschen und schrankfertig bügeln lassen, das hilft ganz schön weiter. Seltenere Gäste bekommen einmal pro Reise das Angebot, die gleiche Leistung für 20€ pro Wäschesack zu bekommen. Immer noch günstig, wie ich finde.

Hat man noch immer nicht genug von TUI-Cruises, dann darf man ab der 10. Reise einmal kostenlos ins Steakhaus und bekommt ein meet&greet mit den Offizieren, ab der 12. besichtigt man die Brücke und noch irgendwas interessantes, z.B. die Bühne mit all ihrer Technik, und ab der 14. besucht man den Küchenchef, der einem unter anderem ganz exklusiv etwas feines kocht. Das mit der Brücke hätte ich schon sehr gern, aber bis dahin wird es zumindest die Mein Schiff Herz wohl nicht mehr geben. Schade.

Samstag, 15. Februar 2020

Tag der Ausfälle

Heute findet ein toller Ausflug statt. Er heißt: „auf der Suche nach Walen und Delfinen“. Mit einem schnellen Motorboot fährt man drei Stunden lang über die Wellen des Atlantik und hofft, ein paar spektakuläre Bilder schießen zu können. Allerdings, so wurde im Vorfeld gewarnt, sei dieser Ausflug nichts für Leute, die leicht seekrank werden. Das hätten sie mal besser nicht getan, denn der Ausflug wurde aus Mangel an Beteiligung abgesagt. Mit mir allein wollten sie anscheinend nicht los. Dabei ist so schönes Wetter. Egal, dafür habe ich morgen noch einen Lehrgang im Obst schnitzen. Aber auch der wird später abegsagt, obwohl man dabei sicher nicht seekrank werden kann. Vielleicht war er ja nichts für Leute, die sich bei fahrendem Schiff leicht in den Finger schneiden. Aber das kann höchstens zwischen den Zeilen gestanden haben.
Also mache ich einen Spaziergang in das eigentlich stille kleine Örtchen San Sebastián, wo wir heute liegen. Wir haben 22 Grad, Tendenz steigend, und es ist ordentlich was los, denn ein großes Straßenfest lockt Einheimische und Touristen. Mich dann eher nicht, denn ich kenne das hier wesentlich relaxter. Aber das Wetter ist wirklich toll, manche Leute baden sogar im Meer. Und abends kann man die Musik vom Straßenfest bequem auf dem eigenen. Balkon hören, quer über die Bucht, und ohne, dass einem dabei die Ohren wegfliegen. Im Festzelt wäre das nicht ganz so angenehm.

Freitag, 14. Februar 2020

Die Menschen ändern sich


Heute früh, also, eigentlich eher heute spät, jedoch noch vor dem Mittagessen, muss ich feststellen, dass es mit dem Frühstück so ganz knapp doch nicht mehr klappen wird, denn selbst die Grillhütte auf dem Pooldeck hat schon die letzte vertrocknete Wurst weggeräumt und gegen frische Salate für das Mittagsgeschäft (lustig, wo doch alles kostenlos ausgegeben wird) ersetzt. Da es heute wieder richtig warm ist, macht der Eismann nebenan auch schon auf. Obschon das „schon“ hier wohl nicht angebracht ist und vielleicht gegen „gerade“ ersetzt werden sollte.
Zurück zum Frühstück. Wenigstens eine gute Tasse Kaffee wäre nicht schlecht. Da haben wir mehrere Möglichkeiten: Frisch gebrüht im Hauptrestaurant „Atlantik“ (passend zu dem Meer, auf dem wir unterwegs sind), aber das hat leider gerade zu. Aus einem Vollautomaten im Buffetrestaurant „Anckelmanns Platz“, wo auch gerade auf Mittagessen umgerüstet wird. Oder aus einem Instant-Automaten hier am Cliff 24, der aus pulverisierten Grundstoffen und heißem Wasser leckeren Milchkaffee machen sollte. Das versucht er auch, allerdings ist der Erfolg minimal. Er kann auch noch schlechten schwarzen Kaffee, Teewasser dessen Qualität ich nicht kenne, und erstaunlich guten Kakao. Das ist für mich zumindest eine Alternative akzeptabel.



Zurück zur Überschrift. Gestern war ja Passagiertausch, und das geht so: tausend Passagiere gehen von Bord, und je nach Tauschkurs (=Termin) bekommt man mehr oder weniger dafür. Mehr ist in dem Fall schlecht, weil das Schiff dann voller wird. Zudem sind von den gestern zugestiegenen 1.100 neuen Passagieren einige ziemlich klein, was bedeutet, dass ich irgendwo die Schulferien übersehen haben muss, und jetzt theoretisch ca. 100 Kinder hier herumtoben. Praktisch sind etliche davon noch zu jung zum toben, was es nicht besser macht, weil sie stattdessen unangenehme, laute Schreie ausstoßen können, gelegentlich unterbrochen von schrillen, nicht weniger unangenehmen klingenden Massregelungen, die ihre Mütter mit erhobenen Stimmen von sich geben. Auch die Passagierstruktur ist jetzt anders, und ich vermute, dass die aktuelle Woche von Madeira bis Teneriffa im Angebot war. Grund: ein großer Teil der bisher coolen Menschen an Bord wurde gegen einfache und/oder uncoole ersetzt, also Familien, Rentnerpaare, deren Frauen die typischen Mumien-Frisuren tragen, (zumeist schwäbische) Paare im späten Berufsalter, deren Frauen ebenfalls die typischen Mumien-Frisuren tragen und pausenlos über Häusle, Gärtle sowie Enkele schwätzen und über Schwiegertöchterle herziehen sowie offenbar stumme Männer geheiratet haben (außer man trifft diese allein), und, und, und. Obwohl - es gibt auch eine ganze Menge mehr gut aussehende jüngere Frauen als letzte Woche an Bord, leider zumeist solche, die schon morgens gestresst wirken, wenn sie sich ein Brötchen aussuchen sollen. Dabei gibt es nur drei Sorten, also, hier an Bord.
Mittagessen ist auch lustig. Seit heute erfreut sich die Grillhütte Cliff 24 zur Mittagszeit größter Beliebtheit, und es bilden sich lange Schlangen, die sich im hinteren Bereich mit den von der Gegenseite wachsenden Schlangen am Eisstand ins Gehege kommen und gemeinsam den Zugang ins richtige Buffetrestaurant erschweren. Aber da will ja offenbar sowieso keiner hin. 
Zwischenzeitlich ist das Schiff losgefahren, in Ermangelung einer Kollegin ohne große Show. Aber das beim Auslaufen obligatorische 3-fache Hupen hört man laut und deutlich genug.


Donnerstag, 13. Februar 2020

Halbzeit


Der Tag beginnt sehr früh, also, zumindest versucht er es. Um vier Uhr morgens fangen die armen guten Geister des Schiffs an, mit zwei lautstarken Kränen das Gepäck der abreisenden Passagiere auszuladen. Das macht dermaßen viel Radau, dass selbst ich, der eigentlich auch auf einem Flugzeugtriebwerk schlafen könnte (oder zumindest sehr nah dran) die Balkontür schließen muss, um weiterschlafen zu können. 

Nach dem Frühstück und einer interessanten Begegnung, von der ich später noch erzähle, geht es mit dem Shuttlebus in die Stadt. Während ich auf die Abfahrt mache, verlässt der griechische Captain das Schiff. Nein, ihm sind nicht die Passagiere zu wenig geworden, aber auch ein Captain braucht mal Urlaub. Da er in Manila lebt, wird es wohl ein längerer Urlaub. 

Die Innenstadt von Funchal besteht aus Souvenirgeschäften, Cafés, Blumenläden, Cafés, Souvenirgeschäften, Kirchen, Banken, und von vorne. Wohnhäuser gibt es natürlich auch, und die ganzen berühmten Sehenswürdigkeiten wie Fischhalle, Botanischer Garten, Kaisergärten, Korbschlitten, Seilbahn, und so weiter. Aber die kenne ich alle schon. So reichen mir zwei Stunden, und gekauft habe ich auch nichts, außer zwei Kühlschrankmagneten. Aber schön war es schon, besonders das sonnige Wetter. Fast zu warm.

Als ich zurück an Bord bin, wimmelt es dort von mir unbekannten Menschen, denen man ansieht, dass sie noch nach dem rechten Weg suchen. Nicht im Leben, aber möglicherweise ins Restaurant. Oder zum Pool.

Am Abend, im Restaurant, komme ich mit zwei davon ins Gespräch, älteren Damen, die so klingen, wie Schauspielerinnen, die Damen aus der „feinen Gesellschaft“ parodieren. Wir sprechen über Essen und Trinken, Ausflüge und das Showprogramm. 
„Letzte Woche soll ja die Mary Roos da gewesen sein!“ meint die eine
„Ja, das stimmt“ kann ich bestätigen
„War die auch wirklich da?“ zweifelt die andere
Jetzt komme ich zurück auf heute Morgen und ziehe den Trumpf: 
„Heute morgen hatte ich sie noch im Arm“ (das ist die Wahrheit, auch wenn es nur für kurz war)
Beide Damen: „Nein, das gibt es doch nicht“
Ich zeige ihnen das Foto, um das ich Mary Roos gebeten hatte, als ich sie heute morgen zufällig getroffen habe. Eigentlich lasse ich Promis immer in Ruhe, wenn sie gerade privat sind. Aber hier konnte ich nicht widerstehen.
Mary Roos war sehr nett und sieht selbst morgens, ungeschminkt, im Sonnenlicht, noch immer unfassbar gut aus. Das Bild wird zuhause, an meiner Promiwand, einen besonderen Platz bekommen.



Mittwoch, 12. Februar 2020

Flottentreffen


Früher Morgen, und wir sind immer noch auf hoher See. Was ja nicht weiter verwundert, denn der Weg zu den Azoren war weit. Warum also sollte der Rückweg es nicht auch sein? Obwohl - unser heutiges Ziel ist Madeira, was auch nicht gerade an der Küste liegt, und so ist es tatsächlich so: zu den Azoren waren wir zwei Tage unterwegs, zurück nur eineinhalb. So sind die gestern beschriebenen 3 1/2 Seetage einer einwöchigen Reise entstanden. Viele Gäste werden das Schiff auf Madeira verlassen, aber erst morgen, denn wir bleiben einen Tag, zwei Nächte, einen Vormittag und einen Nachmittag. (Wer sich sowas immer ausdenkt…) Mit dem Nachmittag fangen wir an, denn bis dahin werden wir wohl da sein. Sehen kann man die Insel inzwischen, und das Wetter ist auch schön. 

Ein paar Stunden später sind wir da. Wir parken rückwärts ein (das tun in diesem engen Hafenbecken alle „erwachsenen“ Schiffe und werden direkt vor unserer „Kollegin“ Mein Schiff 3 festgebunden. Sofort verlassen viele der Gäste, die morgen abreisen, das Schiff, um heute Nachmittag noch möglichst viel von Madeira zu sehen, sei es per Ausflug oder auf eigene Faust. Wer nicht aussteigt, macht das entweder auch oder geniest die Ruhe auf dem Pooldeck. Aber nicht lange, denn der Kreuzfahrtdirektor bittet wortreich darum, dass in einer halben Stunde, wenn die MS3 los fährt und an uns vorbei kommt, wir alle mit den großen hellblauen Poolhandtüchern winken, die man leihen kann, um die Leute auf dem anderen Schiff zu beeindrucken. 

Nach einer guten Stunde ist es dann so weit, und die ca. 600 übrig gebliebenen Passagiere bei uns an Bord tun ihr bestes. Allein, es nützt nicht viel, denn auf der MS3 hatten sie (natürlich) die gleiche blöde Idee. Und sie sind voll besetzt mit 2.500 Passagieren, die gefühlt alle lautstark mitmachen. Das ganze wird noch untermalt von den beiden Schifsssirenen, die abwechselnd dafür sorgen, dass man uns in ganz Funchal hört. Was für eine Gaudi!




Dienstag, 11. Februar 2020

3. Seetag




Man glaubt es kaum: Meine zweiwöchige Reise ist eigentlich eine Kombireise, also zwei einwöchige Reisen. Die erste Reise, die jetzt bald zu ende ist, besteht aus sage und schreibe 3 1/2 Seetagen. 3 1/2 von 7! Normal ist das nicht, und trotzdem haben viele das tatsächlich so gebucht. Wenn man sich jetzt noch ordentlich Wellen vorstellt, wäre das kein reines Vergnügen. Aber das Wetter ist mit uns, immer um die zwanzig Grad mit Windstärke 3 - 5, da gibt es kaum jemanden, dem das unangenehm ist. Aber es gibt.
Der Tag geht seinen Gang, und schaukelt sich dem abendlichen Höhepunkt entgegen. Aus dem Tagesprogramm und allen Aufzügen lächelt sie einen an: Die Grand Dame des Schlagers, Mary Roos, wird heute an Bord ihr Abschiedskonzert geben (wohl eines ihrer Abschiedskonzerte), und das gleich zweimal, damit sie auch jeder sehen kann, denn das Theater fasst nur etwa die Hälfte der Passagiere. 



Natürlich muss ich da auch hin und ergattere für das erste Konzert einen sehr schönen Platz. Begleitet wird sie von einer jungen vierköpfigen Band (ihre unehelichen Söhne, wie sie scherzt), und gelegentlich zwei reiferen Cellisten (die anscheinend dem Tonmeister zu wenig Bier ausgegeben hatten, denn man hört sie kaum. Späßle. Obwohl, solche Dinge geschehen…)
Das Konzert dauert mehr als eine Stunde, ist perfekt und unterhaltsam. Zwischendrin veräppelt Mary Roos sich und andere („Dieter Bohlen, also der ist ja echt ein bißchen doof. Aber er hat tolle Lieder geschrieben“ oder „Man nennt mich auch die Helene Fischer aus der Bronzezeit“. Zwischendrin entschuldigt sie sich dafür, dass sie sich die Reihenfolge ihrer Lieder nicht merken kann, und man ihr dafür einen Zettel auf die Bühne geklebt hat. Den kann sie aber auch nur noch lesen, wenn sie sich tief nach unten beugt, das Alter halt. Als sie das Publikum fragt, ob dem auch heiß ist, und ein „nein“ zurück kommt, kontert sie mit „Sie sitzen ja auch im Schatten“. Egal ob englisch, deutsch oder französisch - Texthänger sind ihr unbekannt, und falsche Töne erst Recht. Alles kommt exakt auf den Punkt, und obwohl sie ihre Zeit schon überzogen hat, gibt es noch zwei Zugaben. Alles ist begeistert, egal ob Schlager- Rock- oder Technofan. Und, man muss es mal erwähnen, wie alle Shows an Bord war auch diese kostenlos.



Montag, 10. Februar 2020

Das Azorentief


Über Nacht hat sich das Wetter gewandelt, die Insel auch, und letztlich die Pläne. Was ist das wieder für ein blöder Satz. Natürlich hat sich die Insel nicht gewandelt, sondern wir sind weiter gefahren, nämlich nach Ponta Delgada, was auf der Insel São Miguel liegt. Die ganze Insel glänzt wie frisch gewaschen, und das ist sie letztlich auch, denn auch wenn es hier wärmer ist als in Irland, das mit dem Regen haben sie richtig drauf. Damit ist auch die für heute angesetzte Tour mit dem Big Truck quer durch unbefestigtes Gelände, bergauf und bergab, über Stock und Stein, storniert da zu gefährlich. Schade, aber ein Tag Urlaub an Bord ist auch nicht zu verachten. Da kommt man mal zum Ausruhen, in der Sonne sitzen, lesen, shoppen - nein, das mit der Sonne ginge nur im Solarium, und das bordeigene Einkaufszentrum hat nur geöffnet, wenn wir auf See sind. Geht in Ordnung, ein Schaufensterbummel ist ohnehin billiger, wenn geschlossen ist. 
Nach dem Mittagessen und dem Tagescocktail plane ich einen Mittagsschlaf. Als ich in die Kabine komme, sitzt da das größte Handtuchtier, das ich je sehen habe. Oder besser, liegt. Es ist auch kein normales Handtuchtier, so wie diese hier:



Anscheinend verfügt mein Steward über überflüssige Energie, denn er hat eine ganze Bettdecke für seine Kreation benutzt:



Dafür geht die Balkontür nicht mehr auf. Ich sage an der Rezeption Bescheid, und schon nach wenigen Minuten kommen der Steward und seine Chefin. Sie kriegen die Balkontür auch nicht auf. Die Hausdame telefoniert mit irgendwem in einer mir unbekannten Sprache und erklärt dann in einer mir bekannten, nämlich meiner Sprache, die Tür würde repariert, ich müsste dazu aber nicht in der Kabine bleiben. Das hatte ich auch nicht vor gehabt, zumal die Sonne heftig herein scheint. Aber noch bevor ich gehen kann, klopft es an der Tür. Davor steht ein blonder, sehr kurzhaariger 2-m Hühne, und trüge er statt dem schwarzen Overall und dem dunkelblauen Werkzeugkasten einen schwarzen Anzug mit Aktenköfferchen - optisch wäre Moskau-Inkasso perfekt. Sogar eine Sonnenbrille hat er auf. Sein Begrüßungslächeln ähnelt dem eines Haifischs, aber jetzt muss ich mal aufhören mit dem Horrorszenario, denn schließlich ist der Mann gekommen, um meine Balkontür zu reparieren, und das sehr schnell.

Er macht sich an die Arbeit und kriegt die Tür auch nicht auf, also, zunächst. Als er sich mit dem ganzen Gewicht seines muskelbepackten Körpers mit Linkstendenz an den Türgriff hängt, gibt die renitente Schiebetür auf und öffnet sich quietschend. Während der große Mann die Schienen reinigt und irgendein stinkendes Schmiermittel verarbeitet, erklärt er mir, dass die Türen wegen der Seeluft öfter gewartet werden müssen. Nehme ich zumindest an, denn wirklich verstehen kann ich ihn nicht.



Später Abend, es war wieder anstrengend gewesen in der TUI-Bar, und die Freude auf eine erholsame Nacht in frischer Luft ist ganz meinerseits. Ich betrete meine Kabine, schließe ab, marschiere zu Balkontür, ziehe locker am Griff und - nichts geschieht. Auch zwei heftigere Versuche werden nur mit Knacksen und Quietschen beantwortet. Wie war der große Mann heute Nachmittag gleich noch mal vorgegangen? Ach ja, er hatte sich mit dem ganzen Gewicht seines muskelbepackten Körpers an den Türgriff gehängt. Muskelbepackt bin ich zwar nicht, aber ganzes Gewicht kann ich auch. Schon nach dem zweiten Versuch gibt die Tür nach und gleitet unter der Erzeugung von ungesunden Geräuschen widerwillig auf. Ich betrete den Balkon, genieße die Seeluft und heute keine Küchendünste, höre das plätschern des langsam fahrenden Schiffes, und die Nachbarn? Bei denen brennt gedämpftes Licht. Obwohl sonst nicht meine Art, peile ich mal vorsichtig um die Ecke, ganz vorsichtig. Da stehen doch tatsächlich meine Nachbarn an der Reling, eng umschlungen, nein, nicht so, sondern wirklich liebevoll aneinander gekuschelt, nur sehr nachlässig die Bademäntel übergeworfen, und ganz still. Es ist erstaunlich, was guter Sex manchmal bewirken kann.

Sonntag, 9. Februar 2020

Das Azorenhoch


Nach zwei Tagen gemütlicher Schaukelei ist er erreicht: unser erster Hafen. Er heißt Praia da Vitória und liegt auf der Azoreninsel Terceiro. Die Inselgruppe liegt etwas abgelegen in einem relativ wilden Teil des Atlantik: zieht man von Lisabon eine Linie genau in westlicher Richtung bis Amerika und macht nach dem ersten Drittel einen Punkt, dann hat man die Azoren erreicht, den meisten Menschen nur aus der Wettervorhersage bekannt. Mir bisher auch, das heißt - stimmt nicht ganz, doch davon später. 
Was sollte man auf den Azoren als erstes tun? Ganz klar - zum Friseur gehen. OK, Späßle, aber ich mache es, weil der von mir gewünschte Landausflug vormittags schon ausgebucht war und für mich erst nachmittags stattfindet. Er heißt: Rundfahrt mit beeindruckenden Aussichten. Beeindruckend beginnt der Ausflug auch, oder besser beeindrückend. Mit drei Bussen geht es los, die - zugegeben - etwas geräumiger sein könnten. Aber ein bißchen übertrieben finde ich es schon, als sich ein Mann jenseits der 200kg beschwert, dass in diesem Bus keine normalen Menschen sitzen können.
Die Fahrt geht über Stock und Stein, aufwärts und abwärts. Wir fahren durch enge Tore, durch die unser Bus eigentlich gar nicht durch passt, und über verstopfte Kreuzungen. John, unser englischsprachiger Reiseleiter, managt alles: entweder mit wildem winken durch die Frontscheibe hindurch, als Copilot des Busfahrers durch den virtuosen Umgang mit Sonnenblende und klappbaren Außenspiegeln, und als Verkehrspolizist, indem er sich todesmutig mitten ins Verkehrsgetümmel wirft, um die ganzen kleinen Touri-Mietwagen zu verscheuchen, damit die Busse irgendwie weiter kommen. Er organisiert einen nicht geplanten Toilettenstop, und einen weiteren bei einem Souvenirgeschäft. Nur eine Situation überfordert ihn total: als sich nach dem ersten Fotostop ein paar Touris im Bus umsetzen - absichtlich oder nicht - und es Diskussionen gibt (wie kann man auch nur, es sind lauter Deutsche im Bus!), die (ohne Scheiß) fast in Handgreiflichkeiten ausarten, da ist John vollkommen überfordert. Zum Glück haben wir für den Job als Friedensengel (und eigentlich als Übersetzerin) die Ausflugsbetreuerin Linda bei uns, ein blonder Charmebolzen von der Waterkant. Sie findet mit strahlendem Lächeln die richtigen Worte, und alles ist wieder gut. Nach mehreren Jahren Erfahrung bei der AIDA-Kinderbetreuung ist sie wahrscheinlich noch schlimmeres gewöhnt…
John erklärt, dass sein Land - die Azoren - schlichtweg das Paradies ist, alles friedlich, alles grün, jeder Einwohner hätte zwei Kühe (vierbeinige), und die einzelnen Felder sind durch Steinmauern voneinander getrennt. Auch wenn die Azoren vulkanisch entstanden sind - hier ist es so grün und lieblich wie in Irland. Nur deutlich wärmer.
Ich komme auf den Anfang zurück, wo ich erwähnt habe, dass ich die Azoren nicht nur vom Wetterbericht kannte, sondern auch vom Hörensagen. Vor vielen Jahren hatte mir der Freund eines Freundes erzählt, dass er ein Haus auf den Azoren gekauft hat. Und dann noch eins, zum vermieten. Als er im Rentenalter war, ist er sogar ausgewandert (was ja innerhalb der EU, die Azoren sind portugiesisch) kein Problem ist. Ich habe mich immer gefragt, warum ausgerechnet hierher. Seit heute weiß ich es: er war ein großer Irland-Fan, aber immer verfroren.
Spät am Abend öffne ich meine Balkontür, was mir nur unter heftiger Gewaltanwendung gelingt. Ich genieße den Fahrtwind, den Küchenduft, das Meeresrauschen, und - nein, die Nachbarn haben sich schon wieder in den Haaren. Diesmal ist die Frau die Aggresive, die kann auch ganz schön Gas geben! Vor meinem geistigen Auge sehe ich ihn mit gefalteten Händen auf Knien herumrutschen, so lahm klingt seine Verteidigung. Hier könnten wir die Linda gut brauchen, da wäre gleich Ruhe. Tatsächlich wird es immer heftiger, gelegentlich knallt es sogar, was aber nach Schlägen auf die Tischplatte klingt. Das Geschrei wird immer wilder, so dass ich ernsthaft erwäge, die Security zu rufen. Doch dann kehrt Ruhe ein, nur gedämpftes Murmel dringt noch aus dem Zimmer. Schade, dass man sich seine Nachbarn nicht aussuchen kann. 

Samstag, 8. Februar 2020

2. Seetag




Ja, so sind sie die Hamburger: einfache, klare Worte. Im Tagesprogramm steht nur „2. Seetag“, denn so eine Verschleierungstaktik wie bei Phoenix, wo diese Tage auch „Urlaub auf See“, „Erholung auf See“ und „anlandungsfreie Zeit“ heißen (ok, das letzte war jetzt erfunden, aber „8. Februar Urlaub auf See“ , und klein darunter: „bis 12. Februar“, das würden sie schreiben), doch so etwas gibt es bei TUI Cruises nicht. Aber einen großen SPA haben sie, und da werde ich später massiert. Mein Steward ist mehr als überrascht, als ich schon kurz nach acht Uhr morgens (!) aus der Kabine stürme und seine schüchterne Frage „jetzt?“ mit einem klaren und entschiedenen „ja!“ beantworte. Ich fühle mich wie neu geboren und habe viel vor. Da ich etwas zu früh im SPA ankomme, biege ich kurz vorher beim Friseur ab und bitte um einen Termin für morgen früh. Klar, kein Ding, sagt man mir, acht Uhr. ACHT UHR? da hat hat mein Nürnberger Friseur noch nicht einmal auf. ACHT UHR?  So eine Uhrzeit kenne ich gar nicht mehr, seit ich im Unruhestand bin. ACHT UHR? Die hübsche junge Friseurin provoziert mich, ohne Worte, doch mit sehr ausdrucksstarkem Blick ihrer großen dunkelbraunen Augen, doch endlich mal zu antworten. Es ist totenstill in dem kleinen Friseursalon.
„Zehn!“ versuche ich mein Glück. „OK“ gibt sie nach, trägt den Termin ein, und ich darf wieder gehen. Anschließend werde ich im SPA fachkundig  und gründlich durchgeknetet von einer kleinen drallen Philipinin, deren blonde Strähnen genauso falsch sind wie meine, und nach einer kurzen Ruhepause steht der nächste Termin an: Fleischverkostung im Steakrestaurant, praktischerweise genau zur Mittagszeit. 



Der riesige steirische Sous-Chef erklärt den Gästen in seinem herrlichen Dialekt, worauf es bei einem guten Steak ankommt: die Tiere müssen stressfrei und glücklich aufwachsen, das Fleisch entsprechend reifen, und dann fachmännisch gegrillt werden. Danach werden wir von dem sehr kleinen Restaurantleiter in ähnlichem Dialekt über die Eigenschaften Edelsalze aufgeklärt, die zur Verfügung stehen. Warum schreibe ich das?  Ganz einfach - der kleine Mann ist unübersehbar Asiate, aber in Österreich geboren, wie er erzählt. Und nachdem jeder das gewünschte Getränk und einen Brotteller bekommen hat geht es los: 



Zuerst ein Filet vom französischen Charolais, das sehr dunkles Fleisch hat, schon beim Kalb. Lustigerweise sind die Tiere selbst weiß. 



Danach ein Roastbeef vom schwarz-weißen Pommernrind, gefolgt von einem extrem leckeren Steak vom Kleeschwein. 



Es hat herrlich geduftet und geschmeckt wie in meiner Kindheit, was aber kein Wunder ist, denn es handelt sich um eine normale Hausschweinrasse. Wie früher üblich, dürfen die Tiere auf der Weide frei herumlaufen und bekommen lediglich Klee als Zusatzfutter. 
Und dann nähern wir uns dem Höhepunkt: Wir bekommen tatsächlich ein kleines Steak vom teuersten Rind der Welt, dem Wague-Rind, das ursprünglich aus Japan stammt. 



Es ist sehr zart sowie durch und durch marmoriert. Trotz dem hohen Fettanteil empfinden viele der Gäste (auch ich) das Fleisch als eher geschmacksneutral bis langweilig, will also sagen, der hohe Preis lohnt sich nicht. Aber das darf jeder gerne für sich entscheiden. Insgesamt kann man die Veranstaltung aber nur loben, es hat Spaß gemacht und sehr gut geschmeckt. Mein Sitznachbar meint sogar, wenn er lange genug an Bord wäre, würde er noch einmal mitmachen. Recht hat er, denn so viele Steaks (auch wenn sie sonst größer sind) + Beilage + Getränke für nur 30,— € bekommt man hier normalerweise nicht.
Wir kommen in die Abteilung für Klugscheisser: Wague-Rind? Das teuerste? Und was ist mit dem hochgelobten, mit klassischer Musik berieselten, mit Reiswein massierten und in aller Munde befindlichen Kobe-Rind? Die Frage ist natüürlich auch aufgetaucht, und wie alle anderen sehr kompetent beantwortet worden: Das Kobe-Rind ist ein Wague-Rind. Allerdings muss es in der japanischen Kobe-Region geboren, aufgewachsen und geschlachtet sein. In der Zwischenzeit hat es zwar ein stressarmes, aber keineswegs schönes Leben: Es lebt in einem fast immer dunklen Stall, und muss jeden Tag zwölf Kilo Futter zu sich nehmen. Es wird zwar nicht gemästet (darunter versteht der Fachmann Praktiken wie das in Deutschland verbotene Stopfen von Gänsen), wird aber so lange vor seinen Futternapf gestellt, bis er leer ist. (mit Kindern meiner Generation hat man das übrigens auch ganz gerne gemacht, also das mit dem Teller leer essen). Die Reisweinmassage dient dann zwangsläufig der Verdauung, sonst bliebe das viele Futter nicht drin. Für mich ist diese Aufzucht üble Tierquälerei, aber ich schreibe trotzdem noch fertig und komme auf das Thema „in aller Munde“. Für das echte Koberind wird üblicherweise der doppelte Preis aufgerufen wie für das Wague-Rind, und da pro Jahr nur etwa 4.000 Tiere gezüchtet werden, ist es auch sehr schwer zu bekommen. Das weckt Begehrlichkeiten, und ich fürchte, dass ein nicht unerheblicher Teil der weltweit angebotenen Kobe-Steaks mangels Masse keine sind, und die Leute abgezockt werden.



Abends, in meiner Kabine, öffne ich nicht ohne Mühe meine Balkontür, genieße den abendlichen Fahrtwind, bestehend aus würziger Seeluft und - je nach Gericht - mehr oder weniger appetitlichen Küchendünsten. Dazu das wundervolle Meeresrauschen, und die Stimme des Nachbarn, der seine Frau wegen irgendeiner Unwichtigkeit lautstark verbal zum Rüsseltier macht. Reihenhausidylle auf hoher See!

Freitag, 7. Februar 2020

Diätvorschläge auf hoher See


Immer wenn ich auf Reisen bin, überlege ich mir, wie man Kalorien sparen kann, die Verlockungen sind doch groß. Ich fange mal bei den Sachen an, deren Verzicht mir leicht fällt: Kaffee und Kuchen am Nachmittag ist so etwas. Und als ich es letzten Herbst dann doch einmal probieren wollte (auf der Artania) durfte ich nicht herein, weil ich kurze Hosen an hatte. Im Aufzug fand ich mich dann mit einer ganzen Gruppe alter Männer in kurzen Hosen wieder, die dann aber alle keine Lust auf Umziehen hatten und nicht mehr zurück gekommen sind. Der eine oder andere hatte damit möglicherweise eine Ehekrise herauf beschworen, aber ich verplaudere mich. Man könnte auch bei den Menues einzelne Gänge weg lassen oder kalorienarm auswählen. Ich habe es heute übertrieben und gleich zwei Mahlzeiten weggelassen, wenn auch nicht ganz freiwillig. Als ich aufgewacht bin, saß in meinem Mund ein Hamster und die Frühstückszeit war gerade abgelaufen. Darum hatte ich mich noch einmal fünf Minuten umgedreht. Nach den fünf Minuten war Kaffeezeit, mein Kopf wieder auf ein erträgliches Maß geschrumpft, und ich fange an, mich für das Abendessen vorzubereiten. In diesem Zusammenhang ein Hoch auf das housekeeping: obwohl ich kein Bitte-nicht-stören-Schild aufgehängt habe, hat noch niemand den Versuch unternommen, zu mir vor zu dringen. Anders als auf der Artania üblich, und wenn man die Tür noch so sehr verrammelt. Eigentlich möchte ich auch kein Abendessen, aber leider findet ausgerechnet heute Abend eine kostenpflichtig gebuchte Craft-Beer-Verkostung statt, und die sollte man nicht ohne Unterlage besuchen. Als ich die Kabine verlasse, hängen überall blaue Tüten, und die Erkenntnis, dass das Schiff schaukelt, und nicht mein Mageninhalt, verbessert mein Befinden schlagartig. 
Beim Abendessen versauen sie diesmal den Hauptgang, der weder - wie versprochen - ein Rinderfilet ist, noch es rechtzeitig aus der Pfanne geschafft hat. Gruselig! Aber dafür hat es sich gelohnt, bis zur Bierverkostung durchzuhalten.



In einer gut gemischten kleinen Gruppe von acht Menschen beiderlei Geschlechts werden unter fachkundiger Anleitung eines jungen Barkeepers vier Sorten Bier erklärt und verkostet - jeder bekommt jeweils eine eigene Flasche von jeder Sorte, die er auch austrinken darf, was aber keiner macht. Tatsächlich aber trinkt jeder seine persönliche Lieblingssorte aus oder mehr, es entstehen lebhafte Tauschgeschäfte um die übrig gebliebenen Reste.
Nach zwei Stunden bekommt jeder noch eine fünfte Sorte Bier, natürlich verschlossen, als Souvenir mit, und alle gehen zufrieden auseinander. Bier macht übrigens nicht dick, aber viel Appetit. Außerdem gilt Bier als das gesündeste isotonische Getränk überhaupt. Und, wann kommt’s? Jetzt kommt’s: leider nur das alkoholfreie!

Donnerstag, 6. Februar 2020

Der Tag hat 30 Stunden


Das ist natürlich Quatsch, aber wir Kreativen schrecken ja vor nichts zurück. Deswegen habe ich an der Uhr gedreht, rückwärts, auf Mittwoch 21:30 Uhr. Wohnung ausgeknipst, Licht abgeschlossen (bin wohl etwas müde, jetzt schon), und rein ins Taxi. 22:05 fährt mein Zug nach Frankfurt, um 0:13 der Anschluss zum Airport. Theoretisch. Tatsächlich geht es erst 22:15 los, und der Anschluss wartet natürlich - dann doch nicht. Egal, man kann ja S-Bahn fahren, dauert auch nur eine gute halbe Stunde, bis die kommen soll. Aber für Unterhaltung ist gesorgt: An einem Ende des Bahnsteigs haben zwei Sicherheitsleute einen Schwarzfahrer gestellt, der versucht wieder abzuhauen woran er lautstark gehindert wird, weil man noch auf die Polizei wartet. Nach dem dritten Fluchtversuch ist erst einmal Ruhe. Damit es nicht langweilig wird, fragt  mich zwischenzeitlich ein gepflegter Mann mittleren Alters in gewählten Worten nach einer Spende für den Ankauf von Getränken, die ich genauso gewählt ablehne. Inzwischen ist es beim Schwarzfahrer richtig laut geworden, ich weiß nicht, was die Securityleute ihm angedroht haben, denn er wird blass unter seiner dunklen Haut. Zum Glück kommt jetzt die S-Bahn, wo es richtig viel Platz hat, mehr als vorher im ICE. Vielleicht wegen der Tageszeit, vielleicht auch, weil sie aus deutlich mehr Wagen besteht.



Nicht lange, und der Ghostport ist erreicht. Seid Ihr schon mal in einem völlig leeren Airport gewesen? Endlose Gänge, Türen die sich bei Annäherung öffnen, Rolltreppen die losfahren wenn man sie betritt, aber keine Menschenseele. Doch, da liegen zwei und schnarchen. Sie riechen fünf Meter gegen den Wind nach Alkohol. Dabei ist hier gar kein Wind. 



Das Condor-Terminal erreiche ich gegen zwei Uhr morgens, dunkel und leer, welche Überraschung. Jetzt kommt der langweilige Teil, zum Glück habe ich was zu lesen dabei. Kurz vor fünf stellen sich alle inzwischen anwesenden Fluggäste am Schalter an, ich bin ungefähr der mittlere von fünfzig und schpn kurz nach fünf durch. Inzwischen wacht der Flughafen langsam auf, und man kann die drei Stunden bis zum Abflug mit Kaffee und Gebäck (nicht Gepäck, das ist schon weg) überbrücken. Theoretisch. Jetzt muss das Flugzeug erst einmal enteist werden. Und dann wird es noch besser: die Fluglotsen in Frankreich streiken heute, und da wir nach Teneriffa müssen, kann das schwierig werden mit dem Überflug, das heißt bis wir einen sogenannten slot bekommen und los dürfen, kann es sich stundenlang hinziehen. Lösung: der kürzeste Weg zwischen zwei Punkten ist manchmal die Parabel. Wir fliegen nach London, biegen dort links ab, bis wir über dem Atlantik sind, biegen noch einmal links ab, und fliegen dann direkt nach Teneriffa. Vorteil: Interessiert keinen französischen Fluglotsen. Nachteil: eine Stunde mehr Flugzeit, aber vermutlich sind wir trotzdem viel früher da.



Im Flugzeug sitzen 248 gut gelaunte Kreuzfahrer, die jetzt schon mehr Spaß haben als es an der Bars der Artania üblich war. Nicht eine Mumie ist dabei. Im Hafen sieht man dann, warum: ich bin zu TUI-Cruises zurück gekehrt und fahre zum ersten Mal mit der Mein Schiff Herz. Sie ist der älteste Pott der TUI-Cruises-Flotte und war die Schwester der von mir heiß geliebten aber leider nicht mehr vorhandenen (alten) Mein Schiff 1. Und da man auf Teneriffa eine andere Zeit hat als in Deutschland, werden die Uhren jetzt nochmal eine Stunde zurück gestellt, und wir haben es kurz nach 14:00 Uhr.



An Bord ist manches vertraut, wie die Kabinen, und manches auch nicht. Doch davon später mehr, damit es spannend bleibt.

Um nicht den Rest des Tages vor Müdigkeit zu verpassen, gibt es einen kleinen Imbiss, danach ein Päuschen, und dann Abendessen (Sie bieten hier Menues von Johann Lafer, wenn man will, kriegen sie aber nicht richtig hin, auch die normalen nicht. Heute zum Beispiel ist die Petersiliensuppe - was ist das Gegenteil von versalzen? - ich habe gerade kein Wort dafür, aber das ist sie!). Und dann nimmt das Unheil seinen Anlauf: Ich nähere mich vorsichtig, nur für ein bis zwei kleine Absacker, der Überschau-Bar auf Deck 12, die einen herrlichen Überblick über das gesamte Pooldeck bietet. Das mach Spaß, mit dem passenden Drink in der Hand. Jede Menge wechselnde Gesprächspartner und Mittrinker beiderlei Geschlechts gibt es auch, und plötzlich wird der Beginn der Auslaufparty angekündigt. Ich war noch nie auf einer, und da ich gerade einen guten Platz habe, bleibe ich halt mal ausnahmsweise da. 



Der Kreuzfahrtdirektor & Team begrüßt alle recht herzlich, das Schiff hupt dreimal so laut es kann, und während die Auslaufhymne lautstark abgespielt wird, tuckern wir langsam los. Auf der Bühne wird getanzt, erst das Showensemble, dann ein paar Gäste, die Gläser werden nachgeschenkt, immer wieder, und ich denke mir: „unser Schiff muss doch jeden Meeresbewohner verschrecken, mit lautstarker Popmusik und wild blinkenden Discolichtern, die man wahrscheinlich sehr weit sieht!“ Allmählich wird es kalt, und eine von den Mittrinkerinnen an der Bar versucht mich zu überreden, mit ihr in die Disco zu gehen. (also, in die vom Schiff, sonst würde es schwierig). Da diese nur zwanzig Meter von der Bar entfernt liegt, hat sie wider Erwarten Erfolg mit ihren Bemühungen, und auch in der Disco werden Gläser nachgefüllt.
Früh bzw. spät um 2:30 Uhr falle ich dann endlich ins Bett.

Mittwoch, 5. Februar 2020

Da bin ich schon wieder


Liebe Freunde und Fans der Reisegeschichten von Captain Spareribs, 
ich freue mich sehr, Euch zu einer Reise begrüßen zu dürfen, bei der manches anders ist als bisher, manches neu, und manches sicher auch vertraut. 
Zum ersten Mal bin ich so früh im Jahr unterwegs, zum ersten Mal schreibe ich den Anfang einer neuen Geschichte bevor ich die alte verbildert und abgeschlossen habe, und zum ersten Mal stehen die ersten Geschichten im Internet, bevor ich Euch überhaupt geschrieben habe, dass ich unterwegs bin. Mag daran liegen, dass ich in letzter Zeit extrem viel zu tun hatte (Rentner, kennt man ja!) und es auf hoher See am Internet fehlt. 
Allen, die mich diesmal begleiten, wünsche ich viel Spaß beim lesen und freue mich auch über feedback.

Euer
Captain Spareribs

Heimkehr

Heute geht es nach langer, langer Zeit wieder nachhause. Hoffe ich, denn seit dem letzten Wochenende fällt überall in Deutschland Schnee, je...