Mittwoch, 13. Juli 2016

13. Juli 2016 - das Abenteuer geht weiter!


Wir haben zwar noch den 12. Juli, aber den Bericht über den Rest der Ereignisse möchte ich nicht unterbrechen. 


16.30 Uhr
Die Maschine ist gut und fast pünktlich in Wien gelandet, und nun heißt es, die knapp 3 1/2 Stunden bis zum Weiterflug nach München möglichst vernünftig zu verbringen. Aber da helfen die Österreicher schon mit: Obwohl direkt aus einem österreichischem Flugzeug und einem EU-Land kommend, müssen wir einen erneuten kompletten Sicherheitscheck über uns ergehen lassen, was besonders den Passagieren mit knappen Umsteigezeiten die Schweißperlen auf die Stirn treibt. Huusch, huusch, ist a Dreiviertelstunde weeg. Was doof ist für Leute, die nur eine halbe Stunde Zeit zum umsteigen haben


17.00 Uhr
Mein Weiterflug soll auf dem Flugsteig F stattfinden, aber an welchem Gate, das weiß man noch nicht, weil, das dauert noch. Ok, kein Problem, ich gehe nach F und suche nach etwas essbarem. Mein Weg führt mich von F1 streng geradeaus über Wege und Rollsteige. Auf Höhe von F32 höre ich zufällig das Gespräch "Wanns Essen gehen wollen, no müssens Richtung F1 und dann a Stückerl weiter. " Ich verlasse den Rollsteig, gehe ein paar Schritte und stehe vor einer Wand. Ein Schild weist auf F37 hin, und weiter geht es nicht. In Erinnerung an das gehörte Gespräch mache ich mich also auf den Weg Richtung F1 und dann a Stückerl weiter. Leider gibt es in dieser Richtung keine Rollsteige, aber ich habe ja Zeit.


17.30 Uhr
Nach längerem Fußmarsch und ebensolchem Suchen habe ich den Meinl Food Court erreicht, einem SB-Bereich mit allen möglichen kalten und warmen Landesspezialitäten und viel Platz zum Sitzen an gemütlichen Tischen, von denen noch viele freie sind. Ich genieße ein leckeres Bier und die teuerste Brezel meines bisherigen Lebens (immerhin ist sie auch gut), mache - nachdem ich inzwischen weiß, dass das Flugzeug auf F1 losfliegt - erst einmal eine längere  Pause und schreibe weiter an meinem Drehbuch.

19.30  Uhr
Frohen Mutes und voller Freude auf zuhause gehe ich den kurzen Weg nach F1, mache einen kurzen Umweg über die Toilette, und stelle dann sehr verwundert fest, dass mein Flugzeug plötzlich nach Oslo fliegt, und mit einer ganz anderen Fluggesellschaft. Ist natürlich Quatsch. Mein Flugzeug fliegt jetzt, als eines der ganz wenigen pünktlich, ab dem Gate F32. War es nichts mit dem kurzen Weg, aber in dieser Richtung gibt es ja die Rollsteige. Das Wetter ist inzwischen übel geworden, es blitzt und regnet, und die Meldungen über verspätete Flugzeuge kommen im Minutentakt durch.

Die Situation scheint sich zu verschärfen, denn die große Gruppe an Leuten, die ich gerade auf dem Rollsteig passiere, bekommt gesagt, dass ihr Flug annulliert ist. Man würde sie mit Taxi- und Hotelgutscheinen versorgen und sich darum kümmern, dass sie heute Nacht gut unterkommen. Und morgen gäbe es dann schnellstmöglich Informationen, wann es weiter geht. Für einen Augenblick denke ich, das wäre doch mal ganz spannend, so eine Extranacht in Wien auf Kosten der Airline, zumindest, wenn noch Zeit dazu ist, und man nicht am nächsten Tag wieder wer-weiß-wo sein muß.  Aber mein Flug ist ja pünktlich.

19.40 Uhr
Gerade erreiche ich F32, da wechselt die Anzeige meines Flugs von 19.50 auf 20.15 Uhr. So viel zum Thema pünktlich. Aber ok, die Umsteigezeit ist jetzt schon so lang, da kommt es darauf auch nicht mehr an. Dummerweise nur ist im Bereich von F32 ein Raucheraquarium, dessen Tür nicht dicht schließt, das heißt, es stinkt wie Sau.

20.30 Uhr
Wir gehen an Bord einer Embraer 195, einem Flugzeugtyp, von dem ich noch nie im Leben gehört habe, und das, wie ich recherchiert habe, offiziell auch nicht Flottenbestandteil der Austrian Airlines ist. Dennoch trägt der in - man glaubt es nicht - Brasilien gebaute Vogel die offizielle rote Beschriftung auf weißem Grund. 

20.50 Uhr
Alle sitzen auf ihren Plätzen, die Maschine ist ungewöhnlich bestuhlt, nur 2-2, also wie ein Omnibus, da knackt es, und aus den Lautsprechern hört man: "Grüüß Good, da spriichd der Kaabidään, und wann ich miich an der Sdelle mölden muuß, hammer a klaans Brobleem. Also, der Sdard verzöögert  siich um 30-40 Minuden. Joo, des ham sie leider richdig verstoonden. Wanns was neies giib, meld ich miich wieder!" Knack.
Aha. Während ich darüber nachdenke, wie ich so lange noch die mittlerweile sehr schlechte Luft im Flugzeug aushalten soll, steigt der erste Passagier wieder aus, und die Klimaanlage läuft hoch und sorgt für ein klein wenig Wohlfühlatmosphäre.

21.10 Uhr
Die netten Flugbegleiterinnen in den roten Strumpfhosen verteilen immerhin mal Wasser an die Passagiere.

21.45 Uhr
Knack. "Grüüß Good, da spriichd der Kaabidään, und wann ich miich an der Sdelle mölden muuß, hammer a klaans Brobleem, ober des wissen ja schon. Also, es dud mir leid, i hob gor kone Informadion wans weider geht, so gor kone. Aber i versuch ois, das weider gehd." knack.

Liebe Freunde, nagelt mich jetzt bitte nicht auf das einzelne Wort fest, aber so war es, nix erfunden, nix dramatisiert, nur damit Ihr etwa mehr Spaß beim lesen habt.

22.00 Uhr
Während die netten Flugbegleiterinnen in den roten Strumpfhosen begonnen haben, die Wanner-Waffeln zu verteilen, und ich mich ganz gut mit meiner unkrainischen Sitznachbarin unterhalte, verlässt wieder eine Handvoll Passagiere das Flugzeug. 

22.15 Uhr
Die Türen werden geschlossen. Wahrscheinlich, damit nicht noch mehr Passagiere abhauen. 

22.20 Uhr 
Tatsächlich: die Triebwerke werden angelassen. Prima, dann geht es jetzt los, und man kann damit rechnen, mit etwas Glück, in München noch den letzten Zug nach Nürnberg zu kriegen. 
Die Kabinenbeleuchtung geht aus, und das Flugzeug rollt durch den stärker werdenden Regen auf die Startbahn zu, bremst, wartet kurz, weil noch ein Flugzeug davor steht.
Dann laufen die Triebwerke höher - und wieder runter. Knack. "Grüüß Good, da spriichd der Kaabidään, und wann ich miich an der Sdelle mölden muuß, hammer a Brobleem, ober des wissen ja schon. Es iis ka klaans diesmal, ober die Flugsicherung hod aufgrund zu loonger Orbeitszeidn diesen Flug soeben annullierd. I hob mir gweehrt, obber es hood nix gnidzd, es dud mir leid. Mir fohrn zurig zum Derminal." So etwas ähnliches hatte ich vor vielen Jahren einmal erlebt: Wir rollen zur Startbahn, und fahren dann wieder zurück. Damals lag es daran, dass jemand aus Versehen bei der Zwischenlandung ausgestiegen war, und wir ihn wieder einsteigen lassen mussten. Das macht man zwar normalerweise nicht, aber es geht schneller und billiger, als wenn man stattdessen seinen Koffer suchen muss und ebenfalls ausladen.
Aber zurück zur Story. Also, in diesem Moment habe ich noch gelacht, in Erwartung von Betreuung und Hotelgutscheinen durch die Austrian Airlines. 

22.30 Uhr
Das Flugzeug kommt zum stehen, aber außerhalb, mit Bustransfer. Der Regen ändert sich zum Starkregen, 45° von links. Das heißt, es regnet durch die Tür massiv ins Flugzeug rein. Als ich die Tür erreiche, ist das Abschiedskomitee in Form vom Captain und zwei Flugbegleiterinnen, schon ziemlich durchweicht. Aber das sind wir Passagiere nach dem kurzen Weg die Gangway runter und die 20 Meter zum Bus auch. Egal, es ist noch immer sommerlich warm. Wenige Minuten später sind wir im Flughafengebäude, wo uns - tatsächlich - niemand erwartet. 

22.40 Uhr
Auf Nachfrage bei irgendeinem Infostand heißt es, bitte zum Schalter der Austrian Airlines im ersten Stock. Dort drängeln sich schon ca. 200 aufgebrachte Passagiere, und machen den dort vorhandenen ca. 3 überforderten Angestellten die Hölle heiß. Hier ist kein Wort von Gutscheinen, hier ist kein Wort von Unterstützung, nur die ständig wiederholte Aussage, dass der Schalter um 23.00 Uhr schließt, und morgen ab 5.00 Uhr wieder öffnet. Nachdem die Situation immer mehr hoch kocht, werden schlecht lesbare Infoblätter verteilt, während im Hintergrund schon die Flughafenpolizei anrückt. 4 gegen 200, das dürfte im Ernstfall zugunsten der Passagiere ausgehen, auch wenn die nicht bewaffnet sind.

23.00 Uhr 
Der Informationsstand ist jetzt der: Die Fluggesellschaft zahlt ein 3-Sterne-Hotel, Taxi vom Flughafen zum Hotel und zurück und 20 € für Essen. Man soll sich halt was suchen, und dann die Rechnungen einreichen. Wohin und wie, unser Problem. Wovon das Geld auslegen - nicht jeder hat eine Kreditkarte, oder schlimmer noch - genug Bargeld für eine längere Taxifahrt - unser Problem. Und die Flughafen-Hotels braucht man gar nicht erst zu fragen, die sind voll, was man denn glaube, wie man von jetzt auf gleich 2.000 ungeplante Gäste unterbringen soll.  Mann soll dann einfach morgen früh ab 5:00 Uhr wieder kommen.
Und - ich sage so etwas schrecklich ungern, aber - bis auf ihren Feierabend, schien den Leuten alles egal zu sein.
Ok, schlecht aber einen Schritt weiter sind wir schon. Nun zum Gepäck. Man schickt uns zum Lost and Found, verarscht uns wieder, denn das Gepäck wurde gar nicht mehr ausgeladen und ist noch im Flugzeug und kommt heute auch nicht mehr. Die arme Angestellte am Lost and Found verschenkt dutzendweise kleine Schlafkissen an die aufgebrachte Menge, was aber leider nicht viel nützt, denn der Flughafen schließt um Mitternacht, und man kann und darf hier nicht übernachten, auch nicht auf dem Boden. 
Nachdem das klar ist, die Stimmung immer mehr hoch kocht, und die Polizeipräsenz enorm ansteigt, ist mir mein Gepäck erst einmal egal, und ich mache mich vom Acker,

23.15 Uhr 
Taxistand am Flughafen. Hier steht ein dunkelhäutiger Mann mit langen Rasterlocken und tut sein bestes, die Reisenden auf die vorhandenen Taxis möglichst sinnvoll zu verteilen. Im Augenblick steht ein kanadischer Reisender neben ihm, woraufhin der Rasterman in die Runde schreit: "Iich brauchert aan, der woo franzeesisch spriicht!". Tatsächlich meldet sich einer der Taxifahrer, nimmt den Kanadier mit, und dann kriege ich auch eine Wagen. Und jetzt stellt Euch vor: fremde Stadt, keine Ahnung, müde. Und doch habt Ihr das Pech, einen der sehr seltenen Taxifahrer ohne hellseherische Fähigkeiten zu bekommen. Ich glaube, der Dialog mit ihm wird auf lange Zeit zu meinen liebsten gehören:

er: ja grüßgood, wo solls denn hiingehn?
ich: ehrlich gesagt, das weiß ich nicht.
er: woos? Des wissen net?
ich: ja, mein Flug ist ausgefallen, und ich bin fremd hier. Ich brauche ein Hotel mit drei Sternen.
er: do, in der Nähe vom Airport?
ich: nein, die sind alle voll.
er: woos? Des wissens?
ich: ja.
er: ober wo fohr mer dann hii?
ich: wenn ich das wüsste. Oder Moment - ich will mit dem Zug weiter. Wissen sie was am Hauptbahnhof?
er: jo mei - joo, da hammer woos.
Nach längerer Zeit erreichen wie ein Motel One in Bahnhofsnähe.
ich: ich frag mal nach, und dann komme ich wieder!
er: des moch mer!
Ich rein, hundert Leute an der Rezeption, ich wieder raus.
ich: hundert Leute, da habe ich gar nicht gefragt!
er: da foohr mer weider!
Nächstes Hotel. Ich rein, alles leer. Kein Wunder, ausgebucht. Der Portier meint, auf der Rückseite gäbe es noch zwei Hotels
ich: der Portier sagt, auf der Rückseite gibt es noch zwei Hotels.
er: jo mei, doo wollt ii hii.
ich: dann mal los
Wir erreichen das Design-Hotel Schani, was keine Sterne hat, und auch ansonsten recht schräg wirkt. Also, normalerweise hätte ich mich da gar nicht rein getraut, das Hotel besteht aus geordnetem Durcheinander mit gut verstecktem Hightech-Luxus.
Ich also rein, und frage den asiatischen androgünen Rezeptionisten, worauf er meint; "isch haben noch letztes Zimmer. Das kosten..."
"Nehme ich" unterbreche ich ihn. 66€ kostet das Zimmer ohne Frühstück, alles drin was ein 4-5 Sterne-Zimmer haben muss, außer einem Safe, einem Telefon (in Österreich mittlerweile ganz üblich, weil ja jeder ein Handy hat) und einer Minibar, dafür hat die normale Bar 24 Stunden auf. Was mir zuerst auffällt: das Zimmer hat Steckdosen, 3 Stück, dazu noch 2 USB-Steckdosen. Dumm nur - all meine Ladegeräte sind im Koffer, und der ist im Flugzeug. Zum Glück sind ipad und Handy voll geladen, und ich komme klar. 
Nachdem ich den Taxifahrer ausgezahlt und verabschiedet habe, ziehe ich mich in die Bar zurück. Inzwischen ist Mitternacht vorbei.



Ich suche noch nach einer passenden Zugverbindung - die gibt es alle zwei Stunden - und frage nach einer Zahnbürste. Leider hat der Vanity-Einkauf nicht aufgepasst, und es gibt keine mehr. Na gut, wenigstens Duschgel ist da, und ich schlafe gut in dem etwas zu weichen Bett. Mittlerweile ist es zwei Uhr morgens, und wahrscheinlich würde ich auch auf einer etwas zu harten Parkbank gut schlafen.

9.00 Uhr
Nicht ohne Mühe stehe ich auf, ziehe ungern meine verschwitzten Sachen von gestern wieder an (weil ich ja keine anderen habe, aber erstaunlicherweise müffeln sie nicht), und gehe zum leckeren Frühstück. Danach checke ich nicht ohne Bedauern aus, denn hier ist es echt cool, und mache mich auch den Weg zum Bahnhof. (wer sich für das Hotel interessiert: http://www.hotelschani.com/wien/ schaut's Euch an, es lohnt sich!

10.15 Uhr
Zu Fuß bin ich unterwegs zum nahegelegenen Hauptbahnhof, und dort zum Fahrkartenschalter. Da stehen aber schon 150 Leute an, und als 151. würde ich den Zug nicht mehr kriegen. Ich wage das Experiment mit dem Fahrkartenautomaten, und manche Dinge gehen in Österreich richtig schnell: nach sage und schreibe 30 Sekunden habe ich mein Ticket nach Nürnberg. Wer es letztlich bezahlt, steht noch in den Sternen

10.50 Uhr
Ein schöner leerer deutscher ICE ist pünktlich in Wien abgefahren, um seine Passagiere nach Hamburg zu fahren, was sicher länger dauert. Bis Nürnberg sollen es nur 4 1/2 Stunden sein.

13.00 Uhr
Da ich nichts besseres zu tun habe, beginne ich nach meinem Gepäck zu recherchieren. Laut dem letzte Nacht ausgeteilten Denkzettel, soll man im Fall dass man nicht weiter fliegt, auf der Homepage ein Lost and Found Formular ausfüllen. Und das - na, ratet Ihr es - gibt es da nicht. 

13.40 Uhr
Auf dem "Denkzettel" der Airline gibt es eine Hotline-Telefonnummer. Ihr kennt das: ewig lange Warteschlangen, Computerstimmen, und falls man doch mal einen echten Menschen erwischt, ist der komplett ahnungslos. Egal, ich brauche meinen Koffer. Ich wähle, es meldet sich eine Computerstimme. Sie verheißt keine verschiedenen Wahlmöglichkeiten, sondern verspricht den nächstbesten Menschen, der frei wird. Das dauert nur wenige Sekunden, und ich habe wieder einmal einen dieser wundervollen Dialoge:

er: Austrian Airlines Hotline, grüß gott!
ich: Ja, hallo, André Roy, ich bin eins der Opfer vom gestrigen Flughafenchaos!
er: o mei, sie oarmer!
ich: und jetzt sitze ich im Zug nachhause, aber mein Koffer ist noch in Wien.
er: und den brauchens jetzt!
ich: genau. Ich habe ein Schreiben, auf dem steht, dass man den Koffer über ein Lost an Found Formular anfordern soll. Auf der Homepage ist aber keins.
er: Homs des scho probiert?
ich: sicher
er: Moment bitte (man hört Tasten klicken) do is nix,
ich: Sage ich doch
er: iich kaant eahna aans aafs iimöhl schicka!
ich: ja bitte

Nachdem ich ihm mehrfach ganz langsam meine Emailadresse genannt und er sie wiederholt hatte, war das Gespräch beendet. Erst einmal.

14.45 Uhr
Das Handy klingelt. Eine etwas aufgewecktere weibliche Stimme der Austrian Airlines ist dran:
sie: Endschuldigens, ich bräuchert noch ein boar Daden zu ihrem Koffer, nämlich die Gebääcknummer!
ich: klar gerne, aber ich bin auf dem Heimweg und habe nicht mehr viel Akku!
sie: probiern mers!
ich: die Flugnummer hätte ich.
sie: Na, die brauch i neet. 
ich: (nachdem ich meine Bordkarte heraus gewühlt und nach der Nummer gesucht habe) XH646603?
sie: joo, des iis. Bitte noch amol!
ich: XH646603!
sie: XH..woos?
ich: (langsamer) X H 6 4 6 6 0 3

die nächsten beiden Wiederholungen überspringen wir.

sie: und jetzt die Flugnummer!
ich: (verkneife mir eine bissige Bemerkung) OS 117
sie: des hobbii eetz. Und sie kenna net zum Flughofn kommen?
ich: nein, wie schon gesagt, ich bin auf dem Heimweg.
sie: dann wollns den Koofer nach München?
ich: nein, nach Nürnberg, wo ich wohne
sie: ok, Ihre Adresse hob ii hier - Karl-Wiechert-Allee in Hannover. (Bevor Ihr Euch jetzt fragt - das ist die Adresse der TUI-Zentrale)
Ich unterdrücke eine Bemerkung, buchstabiere Ihr zweimal die richtige Adresse, und kurz vor dem Auflegen drängelt sich der Kollege von vorhin nochmal dazwischen.
er: Sie horngs, des iimööhl, des get ned durch!

wir vergleichen noch zweimal die Adresse, woraufhin er triumphierend ausruft: eez is durchganga! Endschuldigens viielmols!

15.10 Uhr
Das Email trifft ein. Die Austrian Air verspricht, mir den Koffer zu senden, sobald er gefunden wurde. Ein Link ist auch dabei, wo man den Koffer verfolgen kann. Der funktioniert aber nicht. Aha, denke ich mir, das dauert also noch. 

20.10 Uhr
Telefon klingelt. Jemand vom Flughafen Nürnberg meint, er hätte ein Gepäckstück für mich, und er könnte es innerhalb der nächsten Stunde bringen.

20.40 Uhr
Der Koffer ist da. Nur sieben Stunden nach meinem ersten Anruf bei der Airline. Unfassbar, wie schnell manche Dinge gehen können. Aber wisst Ihr was? So ein Abenteuer möchte ich nicht noch einmal erleben.

Bis zum nächsten mal

Euer 
Captain Spareribs





Dienstag, 12. Juli 2016

Abenteuer - 12. Juli 2016

Heute ist der letzte Tag, der Tag der Heimreise, und alles, was ich zusätzlich in meinem Koffer habe, sind eine Flasche Wein, ein paar Kühlschrankmagneten, und die Erfahrung, dass es mir schwer fällt, ernsthafte, dramatische Filmszenen zu schreiben. Irgendwie schleichen sich immer wieder irgendwelche Gags ein, die zwar saulustig sind, aber unerwünscht. Dennoch habe ich viel geschafft, und darf jetzt auf dem schnellsten Weg wieder nachhause.



Nach dem Frühstück will ich an der Rezeption meine Nebenkostenrechnung bezahlen. Der geforderte Betrag entspricht nicht dem von mir errechneten, und der Grund dafür ist schnell gefunden, zumal ich ihn 120%-ig erwartet habe: Meine Reise war gebucht über TUI, und einer der darin enthaltenen Vorteile lautete: 20% Rabatt auf Minibar und à-la-carte-Restaurant. Das wurde nicht berücksichtigt, und nach kurzer Diskussion der Rezeptionsangestellten untereinander nennt man mir eine neue, günstige Summe mit der Erklärung: "Sie haben Recht. TUI-Gäste bekommen auf alles 20%!". Das hatte ich so nicht gesagt, akzeptiere es aber gern und bezahle die Rechnung aufgerundet.
Dann kommt auch schon der Fahrer, der mich nach Dubrovnik bringen soll. Pünktlich, wie erwartet. Wieder habe ich den Kleinbus für mich alleine, und wieder benutzen wir den kleinen Grenzübergang von Montenegro nach Kroatien. Als ich meinen Reisepass zurück kriege, komme ich ins überlegen: Letztes Jahr, mit der "Artania", hatte ich das Schiff in Kroatien wegen dem schlechten Wetter nicht verlassen, aber es lag in kroatischen Gewässern. War ich nun in diesem Land? Mitgezählt hatte ich es nicht. Genauso wenig vor einer Woche, als ich den kroatischen Boden nur für wenige Schritte betreten hatte, um den Kleinbus zu besteigen. Heute wird es auch nicht mehr, doch in meinem Reisepass finde ich einen frischen kroatischen Stempel. War man in einem Land, wenn dessen Stempel im Reisepass ist? Ich glaube, ein "nein" wäre schwer zu erklären. Damit ist Kroatien Nummer 51. 
Den Flughafen in Dubrovnik erreichen wir sehr früh, und nach drei Stunden betrete ich zum ersten mal ein Flugzeug der Austrian Air, das mich zunächst nach Wien bringen soll, und danach ein anderes nach München. Eine Stunde später gäbe es einen Direktflug der Lufthansa nach München, und auch nach Nürnberg, und was sich die TUI bei der Flugplanung gedacht hat, möchte ich gar nicht hinterfragen. Also, ich betrete ein Flugzeug der Austrian Air, und hier ist so manches anders. Die Musik spielt Klassiker vom Walzerkönig Strauss und die Top Ten von Mozart. Die Flugbegleiterinnen tragen die Nationalfarben, sogar die Strumpfhosen sind rot. Anstatt einem Sandwich bekommt man ein Päckchen leckere Wanner-Waffeln, und alle haben sie einen so schönen Dialekt. Eine der Stewardessen sieht sehr orientalisch aus, da macht sich der Dialekt besonders gut. Und ich habe zum ersten Mal im Leben einen Platz am Notausgang, d.h. doppelt so viel Platz wie die Beine lang sind. Dafür darf man in dem Bereich das iPad nicht benutzen, aber egal.
Und jetzt kommt's. Der Captain erzählt irgend etwas von fertig, aber keine Freigabe, weil man in Wien sehr schlechtes Wetter erwartet. Kurz danach geht es los, und alles ist gut.

Liebe Freunde, eigentlich wollte ich mich an dieser Stelle von Euch verabschieden für diesmal, denn der Flug von Wien nach München und dann S-Bahn/ICE/Taxi ist nicht spektakulär, also tschüss dann bis Oktober, aber weit gefehlt. 

Klickt morgen wieder rein, es lohnt sich, denn:

DAS ABENTEUER GEHT WEITER !

Montag, 11. Juli 2016

Abenteuer - 11. Juli 2016


Information, das ist ja häufig ein Problem. Einige Tage vor meiner Abreise hatte ich das Hotel per email um ein paar Informationen gebeten bezüglich den ca.-Nebenkosten für Getränke, und ob die Mahlzeiten (Halbpension) vielleicht schon welche enthalten. Die Antwort - blieb leider aus.

Das mit dem falschen Zimmer in der ersten Nacht wisst Ihr ja schon, aber dass mir die Rezeptionistin noch vor dem Restaurant den Weg zum Fitness-Studio erklärt hat, finde ich schon dreist. Auch wenn es umsonst ist, denn das sind die hoteleigenen Badetücher für Pool und Strand auch. Wo es die gibt, weiß ich allerdings bis heute nicht. Aber es gibt sie, das habe ich gesehen.

Wenn man in der "Kantine" isst, kann man selbstverständlich auch etwas trinken. Vorausgesetzt, man kann die Aufmerksamkeit eines Kellners auf sich ziehen. Wenn man es dann noch schafft, an die Bestellung ganz schnell die Zimmernummer anzuhängen, bekommt man anschließend das Getränk und dazu eine Mappe mit zwei Kassenbons. Einen muß man abzeichnen, den anderen darf man behalten, zur Kontrolle. Wer macht denn so etwas?  Na, ich. Sogar eine Numbers-Tabelle (für windoof-user: ist so etwas ähnliches wie Excel) habe ich dafür angelegt, und jede Ausgabe im Hotel wird eingetragen. Lohnt sich, doch davon später.

Gehen wir doch erst einmal aufs Zimmer, das richtige. Zunächst einmal: es ist zwar kleiner, etwa 18qm, so war es auch gebucht, und ich denke, den Balkom haben sie dabei mitgezählt, aber es ist in deutlich besserem Zustand als das alte, es gibt also nichts zu bemängeln, bis auf die lustlose Klimaanlage. Bin halt von den karibischen verwöhnt, die beim Anlauf immer versuchen, einen aus dem Zimmer zu blasen. Aber es gibt noch andere interessante Dinge in so einem Zimmer: eine Minibar, deren Verbräuche vom Hotel nicht akribisch festgehalten werden. Sonst würde dem Zimmermädchen früher auffallen, dass etwas nachgefüllt werden muß. So muß man an der Rezeption darauf aufmerksam machen.

Und dann gibt es immer diese Kunstledermappen, mit Prospekten, Briefpapier, und einem warmen "Herzlich willkommen"-Schreiben. Die Kunstledermappengibt es auch hier. Die ersten Seiten sind kyrillisch, ähneln den englischen und deutschen aber so sehr, dass ich identischen Inhalt einfach unterstelle.

Im wesentlichen gibt es zwei eng beschriebene und laminierte Seiten. Die erste trägt die Überschrift "Hausordnung" und beschäftigt sich über zwei Dutzend Punkten in harschem Ton damit, wie man sich zu benehmen hat: Ruhe und kein lautes Singen auf den Gängen, nach zweiundzwanziq Uhr nicht mehr niesen, und ja keine eigenen Getränke in die Minibar stellen. Und - gut dass die fünf Katzen, die auf der Anlage herumlaufen das nicht wissen - Tiere sind grundsätzlich verboten. Wahrscheinlich nur eigene, denn die Getänke des Hotels dürfen ja auch in der Minibar stehen.

Verboten - eines der am häufigsten wiederkehrenden Wörter in der Hausordnung. Aber es geht noch besser:

Über dem zweiten Blatt steht groß und deutlich "Preisliste", und es ist nicht die von der Minibar. Es ist allen Ernstes eine bepreist Inventaraufstellung, von Aschenbecher (im Nichtraucherzimmer, interessant, aber später habe ich entdeckt, daß auf dem Balkon einer steht) bis "Zuleitung Fernseher", einem Koaxkabel, das man nur mit Mühe findet. Da weiß man gleich, was es kostet, wenn man einen Stuhl in den Fernseher wirft. Aber mal nachgedacht - so was kenne ich von der Bundeswehr, und vielleicht manchen Jugendherbergen. Aber in einem Hotel - da fühlt man sich so richtig willkommen. Aber immerhin - informiert.

Verlassen wir das immerhin wirklich saubere Zimmer. Überhaupt - sauber ist hier alles, selbst die Matratzen. Obwohl es hier nicht die allgemein üblichen Auflagen zwischen Matratze und Bettlaken gibt.

Das Hotel bietet nur Halbpension an. Dass man trotzdem mittags à-la-carte essen kann, sagt einem keiner. Oder die Bar. Cocktails gibt es nur, wenn der einzige Barkeeper Dienst hat. Seine Kollegin kennt nicht einmal die Namen der Drinks, sondern serviert sie nur. Der Barkeeper macht übrigens sehr schöne Drinks. Kein Wunder, er hat das bei Celebrity Cruises gelernt, und vier Jahre auf einem amerikanischen Kreuzfahrtschiff gehen nicht spurlos an einem vorbei. Oder fast nicht, denn lächeln kann er bis heute nicht.

Ein kleiner Einschub, wir gehen mal in die "Kantine". Also, dass ist ein Raum von mindestens 150qm, gefliest, eine raumhohe Fensterwand, ein paar Säulen, mit viel Raum dazwischen gestellte Tische für zwei bis acht Leute, ein paar wenige Raumteiler und hinten links das L-förmige Buffett. Optisch kein Brüller. Wir beginnen rechts. Eine kleine Vitrine mit angemachten Salaten, danach ein Mehrfach-Gastronormbehälter aus Edelstahl mit einzelnen Salatkomponenten (diese Behälter benutzt man in der Küche, um die Zutaten griffbereit zu haben. Beim Gast haben sie nichts verloren). Dann kommt ein großer Teller mit verschiedenen Schinkensorten, das Ende des ersten L-Schenkels ist erreicht, jetzt reihen sich ein paar große aber technisch veraltete und teilweise nicht mehr wirklich funktionierende Warmhalteschalen aneinander. Erst Fisch, dann Kartoffelbrei oder Reis, dann Huhn, Gemüse, Rind oder Schwein, kann mal Burger sein, oder einmal gab es sogar Schnitzel Wiener Art. Und dann noch eine Kartoffelbeilage. Die Nachtischabteilung bietet abwechselnd kleine Kuchen und Eis, und immer den gleichen Obstsalat und frische Früchte. Und auch wenn es mal rohe Bratkartoffeln gibt, und öfter mal was kalt ist, was warm sein müsste, und auch, wenn das Auge zumeist nicht mit isst, und wenn man mal dekoriert, so richtig hausfrauenmäßig daneben haut (einen Hühnersalat präsentiert man nun einmal nicht auf einer Platte, die einen Fischschwanz hat): die Küchencrew hier macht alles selbst: Salat schnippeln, Katoffelbrei stampfen, Fisch filetieren, Schnitzel panieren und in der Pfanne braten (muß man bei der Generation Friteuse schon betonen), und auch der Obstsalat, bestehend aus Apfel, Pflaume, Pfirsich und Orange wird jeden Tag aus frischen montenegrinischem Obst selbst geschnitten. Als Alternative bieten sie das Obst noch im ganzen an (auch mal was zugekauftes: Banane) oder auch geschält und in Stücke geschnitten ( außer der Banane). Auch alle Fleischgerichte und das Gemüse sind einheimische Produkte, besondere Highlights: der dunkle rohe Schinken, ähnlich unserem Schwarzwälder, und ganz besonders das gebratene Gemüse, bestehens aus Zucchini, Paprika, Pilzen und Aubergine, kräftig gewürzt und früh wie abends angeboten, ist der absolute Hammer.

Aber eigentlich hatten wir das Thema Information. Stehen vor dem Kantinen-Restaurant die Öffnungszeiten noch in russisch, englisch und deutsch, fehlt das deutsch am Buffett, und an dem morgendlich aufgestellten Behälter mit verschiedenen Pfannkuchensoßen auch englisch. Wer braucht das schon.



Heute abend haben sie vor dem Restaurant einen Tisch voller (gefüllter) Sektgläser aufgestellt. Leider niemanden dazu, der den Gästen erklärt, dass sie aufs Haus gehen. So wurde diese nette Geste erst angenommen, als einer der Gäste sich neben den Tisch gestellt und die Leute zum Trinken eingeladen hat. Mit Handbewegungen, da braucht es keine Sprache.

Und zum Schluß noch ein ziehmlich gutes Beispiel für Informationen: das à-la-carte-Restaurant hat Speisekarten auf russisch, auf englisch und auf deutsch, und - sehr gute Idee - außen kleine Nationalflaggen aufgeklebt. Nicht schlimm, dass unsere Flagge auf einigen Karten auf dem Kopf steht. Nobody is perfect.

Sonntag, 10. Juli 2016

Abenteuer - 10. Juli 2016

Man kann ja lange im Hotel sitzen und vorgeben, an einem Drehbuch zu arbeiten. Irgendwann zieht es einen doch nach draußen. Nicht nur die Neugierde ist es, nein, auch das eine oder andere Souvenir muß noch gekauft werden. Ob dafür der späte Sonntag vormittag der richtige Zeitpunkt ist, sei dahin gestellt. Der in der Hotelhalle auf russisch ausliegende Plan, sagt mir - trotz oberflächlicher Kenntnis der kyrillischen Schrift - erst einmal gar nichts. Doch Versuch macht klug - oder auch nicht, denn die Rückseite zeigt nicht nur Petrovac (der kleine Ort, in dem ich seit ein paar Tagen hause), sondern ganz Montenegro auf kyrillisch. Noch ein Versuch - es gibt die Karte auch auf englisch. Und da finde ich einen Supermarkt, ganz am anderen Ende der halbrunden Bucht. (Mein Hotel steht ganz an dem einen Ende), aber da Petrovac so "groß" ist, schaft die Strecke selbst ein Langsamläufer wie ich in maximal 20 Minuten. Auf dem Weg dorthin, immer die Strandpromenade entlang, die direkt an den extrem schmalen Kiesstrand anschließt, wo die Leute Nummern ziehen, um sich mal hinlegen zu können (ok, ist ein bißchen übertrieben. Stellt Euch das ohne Nummern vor) wechseln sich Imbißbuden, Souvenirshops, Minimärkte und schöne Restaurants mit nur einem "t", mit kleineren Hotels und Pensionen ab, und überall flanieren Leute, zu zweit, zu dritt, Pärchen, Familien, in sehr entspannter Atmosphäre, bei strahlendem Sonnenschein und sanfter Meeresbrise.

Wie schon angedeutet, habe ich das Ende der Bucht problemlos erreicht. Ich mach die beiden einzigen Fotos auf dieser Reise, nämlich vom Hotel, sagen wir, ich versuche es, weil die Bäume stehen ziehmlich hoch. Vielleicht werde ich etwas photoshoppen müssen.



Nützt nicht viel, deswegen nur kurz: das Hotel, obwohl es aussieht wie 3.Reihe, liegt mit dem Garten direkt am Meer.

Nach einer guten Stunde bin ich wieder dort und habe auch alles bekommen, was ich wollte - unterwegs, in den kleinen Läden. Ob der Supermarkt auch offen hatte, weiß ich nicht. Ich habe ihn nämlich leider nicht gefunden.

Ach ja, Restaurant mit einem "t", das muss ich noch thematisieren (was für ein Wortspiel, zumindest, wenn man es laut liest). Also: was würdet Ihr Euch denken (falls überhaupt) wenn die Leuchtschrift eines Restaurants nur ein "Restauran" anpreist? Klar, ist die Leuchtschrift ausgefallen. Und wenn das "t" bei Tageslicht immer noch fehlt? Macht keinen guten Eindruck. Aber wenn sich das häuft? Genau, dann ist es richtig. Montenegro hat sich hier über die international übliche Schreibweise tatsächlich hinweg gesetzt.

Wie es schmeckt, erzähle ich Euch morgen, so wie noch vieles andere zum Thema "Information"

Samstag, 9. Juli 2016

Abenteuer - 9. Juli 2016

Nachdem ich nun mehrere Tage gebraucht habe, um die Organisation der einzelnen Gastronomiabteilungen in diesem Hotel zu durchschauen, und endlich damit Erfolg habe, kann ich mein Wissen nun leider nicht für mich behalten. Also, wenn Ihr vor dem Hotel steht, am Eingang, also gleich nach der Betonwand, dann seht Ihr ein längliches Gebäude, was links zu den Hügeln und Bergen tendiert und rechts dem Meer zustrebt (huch, wie poetisch). Hügelseitig beginnend, finden wir in dem Gebäude erst einmal die Bar, dann den Eingangsbereich (der jetzt gerade nicht interessiert), gefolgt von dem großen Bereich des Hauptrestaurants und dem kleinen Bereich des À-la-carte-Restaurants. Kaum zu glauben, wie schnell 70m vorbei sind. Von nun an geht es bergab, auf einem schön gefliesten Weg bis zu einer ganz schmalen Straße und dem fast noch schmaleren Strand, ungefähr noch einmal 80m.
Davor ist ein dicht bewaldeter Garten mit saftigem Gras und schön gepflegt, nur unterbrochen von der Terrasse der Bar, der gemeinsamen Terrasse der beiden Restaurants, den beiden Poolanlagen und ganz am Ende, kurz vor dem Zaun zur Straße, Steht noch eine Art kleine Poolbar. Nicht einschlafen, dieses Basiswissen ist notwendig, um sich ein Bild zu machen über die Möglichkeit, hier an Getränke zu kommen.
Also: in der Bar haben sie Cocktails, Flaschenbier und Kaffee, und Softdrinks, eigentlich alles außer Fassbier.
Im Hauptrestaurant haben sie morgens Kafee und Saft und abends Soft Drinks und Wein.
Die fahrbare Bierzapfanlage steht draußen vor dem À-la-carte-Restaurant, neben der kleinen Eistheke, und in der Poolbar ist ein großer Kaffee-Vollautomat.
Trotz dieser nahezu sinnfreien Verteilung ist für den Gast alles überall verfügbar. Sitzt man zum Beispiel im Restaurant und möchte ein Bier vom Fass, läuft der Kellner auf die Terrasse, zapft es dort, und bringt es dan. Geht ja noch, je nachdem wo man sitzt. Der Wunsch nach einem Eiskaffee in der Bar scheint angesichts der großen Kaffeemaschine dort einfach zu erfüllen, aber für das Vanilleeis muß der Barkeeper zum Ende der Restaurantterrasse laufen. Was dem Kaffee Zeit gibt, kalt zu werden. Aber es geht noch besser: man sitzt ganz unten im Garten, nahe dem Zaun zur Straße, und wünscht sich einen Cocktail. Kein Problem, der Poolbar-Kellner legt den ganzen Weg bis zur Bar zurück, kommt zwischendrin noch einmal wieder, weil er die Zimmernummer vergessen hat (sie schreiben hier alles auf das Zimmer), läuft wieder los und kommt dann nach zweifacher Durchquerung der Anlage mit dem gewünschten zurück. Und als Kirsche auf der Torte stellt Euch nun noch eine vierköpfige Familie vor, von denen jedes Mitglied einen anderen Wunsch hat, und dann alles am Strand trinken möchte. 
Also, mich wundert es nicht, dass die Getränke relativ teuer sind. Die Preise enthalten sicherlich Kilometergeld.



Freitag, 8. Juli 2016

Abenteuer - 8. Juli 2016

Wie zumindest ein Teil von Euch weiß, habe ich nach einer Reise zu einem Ort gesucht, wo ich einerseits weit weg bin vom Alltag zuhause, und andererseits Ruhe und Frieden habe, um an meinem neuen Drehbuch zu schreiben. Und zu diesem Thema werfe ich Euch jetzt drei kontraproduktive Schlagwörter zu: Hauptsaison - viele Kinder - Russen.
Tief Luft holen. 
Das mit der Hauptsaison hätte einem das Reisebüro vielleicht mitteilen können. Vielleicht mangels Wissen aber auch nicht, denn hier in Montenegro gibt es beispielsweise drei Hauptsaisons: eine im Herbst, da kommen die Deutschen. Eine zum Jahreswechsel, wer auch immer da kommt. Und eine jetzt, da sind die Russen da. Mit vielen Kindern.
Kommen wir zu den Vorurteilen.
1. In der Hauptsaison ist es teuer. Das stimmt so nicht ganz, jedoch ist Montenegro generell etwas teurer als es sein müsste, weil sie den Euro nicht nur benutzen, sondern sich auch dem Preisniveau der Euroländer angepasst haben. Ohne die beiden Rabatte hätte ich diese Reise nicht gebucht.
2. Viele Kinder machen viel Lärm. Stimmt meistens, hier jedoch nicht. Bis auf gelegentliches Babygeschrei ist alles in einem fast beängstigend disziplinierten Rahmen. Faszinierend, dass selbst ganz kleine Kinder schon russisch können. Gestern hat mir ein vielleicht fünfjähriges Mädchen irgend etwas auf russisch erzählt. Das hat sich so hübsch angehört, ich hätte ihr stundenlang zuhören können. Ohne ein einziges Wort zu verstehen, klar.
3. Wo Russen Urlaub machen, halte Dich besser fern. Vor nicht allzu langer Zeit, als die (touristische) Welt im nahen Osten noch in Ordnung war, gab es in Ägypten Hotels, die keine russischen Buchungen mehr akzeptierten, weil immer nur Saufgelage waren und Stress. In diesem Hotel hier, mit mindestens 95% russischen Gästen, hatte ich am ersten Abend die Bar für mich allein. Es ist im Speisesaal und überall sonst zu jeder Zeit ruhig. Jedes kleine Kind wird sofort ermahnt, wenn es zu laut wird. Am Buffett ist man höflich und rücksichtsvoll. Das einzige: man bleibt unter sich. Aber kein Wunder, die Sprachbarriere!
Am besten wird die Stimmung hier symbolisiert von dem heutigen Foto, das die relaxte Stimmung in diesem Hotel wiederspiegelt. Für jeden ist genug Platz und Ruhe vorhanden.


Donnerstag, 7. Juli 2016

Abenteuer - 7. Juli 2016

In früheren Zeiten, als das Land hier noch ein Teil von Jugoslawien war, kannte man als ausländischen Touristen nur den Deutschen. Geblieben ist die Pünktlichkeit. Zum Beispiel beim Abendessen. 
Aber erst einmal ein kleiner Einschub, sonst versteht Ihr den Schlußgag nicht. Also, wenn man - so wie ich - diese Reise bei TUI bucht, und zwar rechtzeitig, erhält man:
10% Frühbucherrabatt (habe ich)
10% - jetzt lacht bitte nicht, das war bestimmt ein Druckfehler, aber ich habe ihn bekommen - Seniorenrabatt ab 55 Jahre (bei allen anderen Reisen ab 65)
20% Rabatt auf die Minibar (ich glaube, das wissen die hier noch gar nicht)
Einen Obstkorb zur Begrüßung ( das ist jetzt wichtig)
Zurück zur Pünktlichkeit: Abendessen gibt es von 19:00 bis 21:00 Uhr. Man (und zwar alle) kommt in der ersten Viertelstunde, sucht sich entspannt einen Platz, drin oder auf der großen Terrasse, und alles ist gut.
Heute aber zieht ein Sturm auf. Zwar schaukelt nicht das Hotel, und auch die Wellen halten sich in Grenzen, aber die Terrasse wurde nicht eingedeckt. Als ich also um 19:20 im Restaurant eintreffe, ist es gestopft voll. Sogar der gruselige Alleinunterhalter, der sonst draußen angebunden ist, darf seine Töne heute überdacht ausstoßen. 
Ich versuche, die Wartezeit in der Bar zu überbrücken. Die hat heute leider geschlossen, jedenfalls im Moment. Und als ich um 20:30 Uhr zurück kehre (wäre ja noch 'ne halbe Stunde Zeit zum Essen), sind tatsächlich nahezu alle Plätze frei. Kein Wunder, es ist auch schon geschlossen.
Und jetzt wisst Ihr, wie wichtig manchmal ein Obstkorb sein kann.

Mittwoch, 6. Juli 2016

Abenteuer - 6. Juli 2016



Ich komme also gestern an - hinter der Betonwand ist tatsächlich das gebuchte Hotel - und werde sehr freundlich und in gutem deutsch empfangen. Das freundliche ist auch dringend nötig, denn es gibt ein Problem mit dem Zimmer. Sie haben nämlich keins, zumindest nicht meins, sondern nur ein Familienzimmer, (was man mir als besonders schön anpreist), und das brauchen sie morgen wieder, aber da wäre dann meins frei. Alternativen: keine, es ist nämlich Hochsaison (wenn ich das gewusst hätte, ich hatte doch etwas ruhiges gesucht). 
Also gut. Das Zimmer liegt im ersten Stock, hat einen schönen Blick auf das andere Hotelgebäude (ungefähr so nahe, als wenn zwei Kreuzfahrtschiffe auf den beiden Seiten des selben Anlegers festgemacht hätten, also 10-15 Meter, weshalb man seinen Gegenüber-Nachbarn prima in die Fenster gucken kann). Ansonsten besticht das 30-qm-Zimmer (für vier Leute!) mit dem 80er-Jahre-chic, der sich durch das ganze Hotel zieht. Daran ändern auch der Flatscreen und das renovierte Bad nichts, insbesondere weil es zur ansonsten modernen, schneeweißen Einrichtung dort eine beige-gelbliche Wandbetätigung der Toilettenspülung gibt, und die ist noch original alt. 
Ansonsten kann sich die Familie morgen noch freuen auf: eine nicht funktionierende Klimaanlage (zum Glück gibt es zwei), durchlöcherte Lichtschutzvorhänge (blöd für Leute, die es ganz dunkel brauchen), im Bad einen , Seifenspender ohne Seife, daneben nicht passende Spenderseife ohne Spender, die man aber ohne den passenden Spender nicht raus bekommt, eine Badewanne mit undichtem Abfluss, ein wenig Schimmel in der Ecke und einen Wasserhahn, dem jemand die Chromschicht abgeschrubbt hat. Wenn das ein schönes Zimmer ist, dann bin ich mal auf meins gespannt...
Zurück im hier und jetzt. Nach einem kantinenmäßigen Abendessen und zwei durchschnittlichen Cocktails, die ich als einziger Gast der einzigen, aber gar nicht so häßlichen Bar hinter mir hatte, war ich gespannt auf die erste Nacht in einem (fest auf der Erde stehenden) Hotel seit Dezember 2014, das sind immerhin 18 Monate. Und ich habe gut geschlafen, wenngleich so eine leichte Wellenbewegung - ok, der Oktober ist ja nicht mehr weit.
Das Frühstück hatte zum Abendessen gepasst, aber der Kaffee ist durchaus trinkbar. 
Nun kommt die allgemeine Pflichtübung für Pauschaltouristen: Begrüßung durch den Reiseleiter, gepaart mit verzweifelten Versuchen, zum einen überteuerte Ausflüge zu verkaufen, und sich zum anderen um nichts zu kümmern. Das wird lustig, weil, ich bin ja der einzige Neuankömmling, wie schon erwähnt, und muß mich leider beschweren, wegen des Zimmers, und vor allem, weil ich bei nur sieben Tagen Aufenthalt noch einmal umziehen muß, jawohl!
Aber manchmal bietet das Leben auch Überraschungen. Violeta, die Reiseleiterin, ist nämlich schon über alles im Bild und bietet als Alternative zur offiziellen Beschwerde (bei der neben viel Schreibkram auf beiden Seiten oft nur ein sinnloser Reisegutschein mit unsagbar kurzer Gültigkeit heraus kommt) den Ausgleich auf kleinem Dienstweg an: ein Essen im Spezialitätenrestaurant, beispielsweise. Aber bei den vielen "Spezialitätenrestaurants", die ich in den verschiedensten Hotels weltweit schon ausprobiert habe, lag die "Klogriffrate" bei weit über 90%. Wir einigen uns auf eine Flasche einheimischen Rotwein, den kenne ich schon vom Herbst letzten Jahres. Ausflüge will ich auch keine, bin ja nicht zum Spaß hier, und was ich möchte, gibt es nicht. Violeta erklärt mir noch, wie ich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren kann, und weg ist sie.
Ich suche mir im Garten einen Platz zum schreiben mit Aussicht auf das Meer und finde ihn. Schön, oder?



Dienstag, 5. Juli 2016

Abenteuer - 5. Juli 2016

Montenegro ist eigentlich gar nicht so weit weg, also rein geographisch, aber wenn man dann tatsächlich hin will, dann fühlt man sich wie ein Schauspieler beim Filmdreh. Das ist nämlich auch oft mehr warten als dass es voran geht. 
Ich warte heute auf das Taxi - nein, das kommt gleich - aber auf den verspäteten Zug, daraufhin in München auf die S-Bahn, gar nicht beim gut organisierten check-in der Lufthansa, dafür dann zwei Stunden bis ich ins Flugzeug nach Dubrovnik darf, das liegt zwar in Kroatien, aber anders geht es nicht. Der Flug selbst dauert nur eine Stunde, und dan warte ich eine ganze Weile auf das Gepäck. Als ich dann endlich aus dem Flughafen komme, also, wartet dort ein TUI-Mitarbeiter. Den Bartstoppeln nach auch schon länger, und zwar auf mich, ausschließlich. Nein, ich habe mir keinen Privattranfer geleistet. Ich bin nur der einzige, der nach Montenegro will. dS macht mich nachdenklich. Aber egal, erst einmal abwarten.
Die Fahrt geht heraus aus Dubrovnik, durch Täler voller Zypressen, die Küste entlang, bis zu einer kleinen Grenzstation, dessen Posten sich noch nicht einmal die Mühe macht, einen einzigen Blick ins innere des abgedunkelten Busses zu werfen, sondern nur den vom Fahrer heraus gereichten Pass abstempelt und zurück gibt. Hauptsache Pass, und wenn er von Tante Eulalie stammt. Nach einer Stunde überqueren wir die Meerenge von Kotor per Fähre, um dann nach einer weiteren Stunde voller spektakuärer Fahrteindrücke - zunächst über enge Serpentinenstraßen, danach an der abendlichen Steilküste - das gebuchte Hotel in Petrovac zu erreichen. Es ist wirklich da, auch wenn man es wegen einer Baustelle nicht sieht. Der Kleinbus rollt in eine Art Tiefgarage, in der es neben einem Hinweisschild auf das Hotel sogar einen roten Teppich gibt und einen Angestellten, der sich um meinen Koffer kümmert. Und wenn Ihr wissen wollt, was mich hinter den Betonwänden erwartet hat, müsst Ihr leider bis zum nächstenmal warten.

Montag, 4. Juli 2016

Abenteuer - die Einleitung

Hallo Ihr Lieben, Euer Captain Spareribs ist wieder da. Kaum zu glauben, aber mein letzte Reise ist schon acht Monate her. Es wird Zeit, wieder einmal den heimatlichen Hafen zu verlassen, und diesmal sollte es etwas sein, das ich noch nie gemacht habe: ich setze mich in mein Auto, und fahre irgendwohin, wo es still und friedlich ist. Schön wäre ein nettes Zimmer im Gasthof einer kleinen Brauerei, wo das Bier schmeckt und das Essen gekocht wird wie bei Muttern (oder noch besser: Großmuttern). Idealerweise sollte das Ziel meiner Wünsche nicht allzu weit weg von zuhause liegen, also vielleicht in der Fränkischen Schweiz oder dem Allgäu. Aber weder hier noch da fand sich etwas geeignetes, es war alles ziehmlich häßlich oder unfassbar teuer. Oder auch beides. Und der wohlgemeinte Vorschlag (ich weiß schon gar nicht mehr, von wem er kam) meine Suche nach Thüringen auszudehnen, war mir dann doch zu abenteuerlich. Zum Glück hatte ich einen Plan B.
Während meiner letzten Schiffsreise hatte ich ein Land kennen gelernt, das große, unberührte Strände bietet, nette kleine Hotels, gutes Essen und kleine Preise. Wer schon dort war, gab lobende Worte von sich und würde wieder hin fahren. Und für mich war es im letzten Jahr der Abschluss meiner Sammlung von 50 besuchten Ländern. Dieses Land heisst Albanien, aber das war meinem Reisebüro zu abenteuerlich. Zum Glück hatte ich einen Plan C.
Angenommen, man wäre unterwegs in Richtung Albanien, bremst aber kurz zuvor. Dann befindet man sich in einem Land, das ungefähr so viele Einwohner hat wie Nürnberg und Fürth zusammen. Da es so klein ist, bietet man den Touristen maximal Tagesausflüge an (sogar nach Albanien), und währungsmäßig geht man hier ganz eigene Wege: obwohl noch immer kein EU-Mitglied, hatte man hier früher die D-Mark als offizielles Zahlungsmittel. Als der Euro kam, hat man einfach mit umgestellt. Und wenn man irgendwann doch in die EU eintreten darf, hat man das Währungsproblem schon einmal nicht. Dieses Land heisst Montenegro, und weil es schon lange vom Tourismus lebt, kann ich Plan D für mich behalten.

Heimkehr

Heute geht es nach langer, langer Zeit wieder nachhause. Hoffe ich, denn seit dem letzten Wochenende fällt überall in Deutschland Schnee, je...