Ein neuer Morgen, ein neues Land. Das wird jetzt täglich so sein. Heute legen wir in Belfast an, das liegt in Nordirland, wo man das Geld - ebenso wie in Schottland - pfundweise ausgeben könnte.
Der Himmel ist blau, die Sonne lacht (über wen auch immer), und ein Bus bringt mich und viele andere quer durch die City, bis auf einen großen Hügel, auf dem das kleine Belfast Castle inmitten eines riesigen Parks und wunderschöner Gartenanlagen steht. Dieses kleine Schloß haben die ehemaligen Besitzer vor vielen Jahren der Stadt Belfast geschenkt, mit der Auflage, sich um die Schloßkatze zu kümmern und dafür zu sorgen, daß sie immer Gesellschaft hat. Eine der "Gesellschafterinnen" sieht man hier.
Die nächste Station - wieder quer durch die City - führt zum grandiosen Bau des nordirischen Parlamentsgebäudes. Es liegt gut sichtbar und ohne jeden Schutz auf einem Hügel. Im Krieg hatte man es deswegen schwarz angemalt, damit es nicht so leicht gefunden und zerstört werden konnte. Das hat auch funktioniert, aber danach brauchte man sieben Jahre, um es wieder sauber zu
bekommen.
Und wieder durch die City, langsam nervt es etwas. Belfast ist zwar eine wunderschöne, prächtige, quirlige, moderne Stadt voller hübscher Mädchen, aber viele Straßen sind eindeutig zu klein geraten. Und so stehen wir wieder im Stau, und die Zeit beginnt knapp zu werden. Einen botanischen Garten zeigt man uns noch, in dem das älteste Palmenhaus Grobritanniens steht, wieder ab in den Bus, und in langsamer Fahrt zurück zum Hafen, und dann gibt es noch ein Highlight. Stichwort: Titanic. Diese Berühmtheit wurde vor über 100 Jahren in Dublin geplant und gebaut. An genau der Stelle steht heute ein modernes Museum in Schiffsform, man kann das Originaltrockendock besichtigen, und eins der beiden Tenderboote, die dafür zuständig waren, die Passagiere der ersten und zweiten Klasse zum Schiff zu bringen, ist nach jahrzehntelanger "Tätigkeit" als Restaurant in Paris nach Dublin zurück gekehrt, und liegt jetzt wieder in genau dem Dock, in dem es einst gebaut wurde, wird originalgetreu restauriert und kann dann besichtig werden.
Zurückkehren - manchmal gar nicht so einfach. Aber heute sind die Umstände richtig massiv übel, und das kam so:
Unser Schiff hat Türen für die Passagiere auf Deck 3, 5 und 6, wobei die auf Deck 6 nur benutzbar sind für "Rüssel"-Gänge, wie man sie von vielen Flughäfen kennt. So etwas habe ich für Schiffe bisher nur in Hamburg oder Kiel gesehen.
Deck 3 hat auf jeder Seite zwei Türen, die man aber nicht benutzen kann, wenn entweder die Pier zu hoch oder der Wasserstand zu niedrig ist. Heute haben wir beides.
Auf Deck 5 gibt es zwei Türen an Steuerbord und nur eine an Backbord. Mit welcher Seite man anlegt, schreibt die Hafenbehörde vor. Ihr ahnt es schon? Klar, wir haben mit Backbord angelegt. Wäre auch noch nicht so schlimm, aber von den beiden Typen Gangway, die es gibt (breite und schmale) haben wir - richtig, eine schmale, auf der immer nur in einer Richtung gegangen werden kann. Nun sind aufgrund der Verkehrslage fast alle Vormittagsausflüge zu spät zurück, und müssen erst einmal warten, bis die Leute vom Schiff kommen, die zu den Nachmittagsausflügen wollen. Das dauert bei mir eine halbe Stunde, bei den Leuten weiter hinten mehr als eine. Keine Frage, daß hier Unzufriedenheit aufkommt, und zum Teil auch Personal massiv beschimpft wird. Die Aktion scheint ziemlich hohe Wellen zu schlagen, denn der Captain geht sogar bei seiner Abendansprache darauf ein und bittet um Verständnis. Nur - das kann man eigentlich nicht haben.