Samstag, 25. Mai 2013

Das war's

Auch wenn ich das Gefühl habe, mindestens einen Monat weg gewesen zu sein (nicht weil es so langweilig war, sondern weil ich so viel gesehen habe): dreizehn Tage sind schnell vorbei, und plötzlich und unerwartet bin ich wieder da. Dafür gibt es jetzt keine Reisegeschichten mehr, jedenfalls bis zum nächsten Mal. Und darauf freue ich mich schon.



Bis zum nächsten Mal

Euer

Captain Spareribs













Freitag, 24. Mai 2013

Erholung


Der letzte Tag ist ein Seetag. Die Sonne scheint, aber es ist kalt. Wir haben Windstärke vier, und düsen mit zwanzig Knoten durch die kabbelige Nordsee. Ergebnis: in den Außenbereichen zieht es wie Hechtsuppe. Heute will - nein, muß ich die Moderationen für meinen Urlaubsfilm aufnehmen. Habe ich meine Ansagen im letzten Jahr noch von der Hängematte aus im sicheren Hafen liegend gemacht, muß ich mich diesmal wahrscheinlich auf dem Balkon festhalten. Aber ich will noch nichts verraten.
Das dumme an einem Schiffstag ist nur immer, das alle da sind und überall herumwimmeln, was bedeutet, daß sämtliche Restaurants und Bars voll belegt sind. Die Lösung: in ein Decke wickeln, einen Platz auf dem Pooldeck suchen, der einigermaßen im Windschatten und einigermaßen nahe an der Poolbar liegt, und dann Alkohol bringen lassen, bis einem warm wird. Klappt aber nicht ganz, denn es ist so kalt, daß sogar der Koch vom Grillrestaurant an seiner Friteuse friert (nicht anfriert). Aber zum Glück kommt der Abend mit einer heißen Dusche und leckerem Essen. Und dann ist es wieder Zeit für den harten Dienst in der TUI-Bar mit gepflegten Getränken und wie immer toller Musik der Bordband, den Shipping Wizzards. Nachdem wir jetzt schon vier mal gemeinsam gefahren sind, möchte ich sie euch einmal vorstellen. 



Von links: Frantisek (Klavier, Trompete), Tibor (E-Gittare, Gesang), Michaela (Sängerin, sieht man schon, oder?), Martina (Schlagzeug) und Milan (Posaune, Gitarre, Bass, Keyboard, Gesang). 

Donnerstag, 23. Mai 2013

Schnäppchen


Ein neuer Morgen, ein neues Land, fast die gleiche Währung, eine neue Insel. Das ist  jetzt zum letztenmal so. 
Es gibt eine Menge lohnenswerte Ziele in England. Städte voller Charme, mit sehenswerter Architektur, Einkaufsstraßen zum bummeln und stöbern, netten Menschen und einem kleinen bißchen englischer Skurilität.



Southampton hat von alledem höchstens die netten Menschen und den Linksverkehr. Es ist laut und häßlich, die Fußgängerzone ist bestückt mit Läden, die fast überall auf der Welt gleich aussehen, und Souvenirgeschäfte sucht man vergeblich. Stonehenge ist nahe, war aber schon ausgebucht, und nach London beträgt der einfache Weg mindestens 2 1/2 Stunden. Es ist kalt und regnet. Was will das Schiff hier eigentlich? Als ich wieder in den Hafen kommen und und das Tankschiff sehe, was längsseits gegangen ist, wird mir alles klar: der Sprit ist hier billiger!

Mittwoch, 22. Mai 2013

Kleinschiff


Ein neuer Morgen, ein neues Land, eine neue Währung, eine neue Insel. Heute ist das wieder so. 

Es gibt Häfen, da bekommt man ein so großes Schiff wie unseres mit keinem Trick der Welt hinein oder zumindest nie mehr heraus. Um da trotzdem hineinzufahren, haben wir spezielle Beiboote, die Tender heißen und nichts mit den Kohlewagen alter Dampfloks zu tun haben. Sie wohnen zusammen mit den Rettungsbooten auf Deck 6, werden bei Bedarf hinunter gelassen, an unserem eigenen ausklappbaren Landungssteg festgemacht, mit Passagieren gefüllt, und dann in den zu kleinen Hafen gebracht. Das funktioniert allerdings nur bei einigermaßen ruhiger See.
Einer von diesen Häfen ist zum Beispiel der von Monaco. Hier war kürzlich unsere "kleine" Schwester Mein Schiff 2, die aber wegen dem Wellengang nach zwei Stunden wieder abdampfen musste. Ein anderer dieser Häfen ist St. Peter Port auf der Kanalinsel Guernsey, vor der wir heute liegen. Aber dabei bleibt es zum Glück nicht, denn das Meer ist ruhig, und die "Kleinschiffe" bringen uns an Land.



Dort erwartet uns ein Kleinbus, für etwas 20 Leute. Auch das Personal ist klein, Sue, die Fahrerin, macht gleichzeitig die Reiseleitung, und so beginnt die kleine Inselrundfahrt. An machen Stellen muß Sue ihren Bus zurücksetzen, wenn ein anderer kleiner Bus entgegen kommt. "Dies ist eine Hauptstraße" erklärt sie in ihrem lustigen Guernsey-Dialekt, "aber wir haben auch noch schmalere!"
Als erstes wird ein traditionsreiches Herrenhaus besichtigt, Sauzmarez Manor. Hier gibt es eine deutsche Reiseführerin, die sich dauernd dafür entschuldigt, daß das kleine Haus normalerweise nicht so große Gruppen bewältigen muß, sie würde uns einfach immer in zwei Zimmer gleichzeitig hineinlassen. Während dieser Erklärungen vor dem Haus hat sich ein Küken zu uns gesellt, das besonders - nein falsch geraten, es ist besonders groß, ungefähr wie ein junges Huhn, denn es hat Rebhuhneltern. Die laufen hier auf dem Grundstück frei herum, aber meistens hinter dem Haus, im Garten. Das Küken begleitet und nun, läuft ständig allen zwischen den Füßen herum, und hüpft dann die Freitreppe ins Haus hoch, und besichtigt mit uns gemeinsam die teuren Wandteppiche. Aber bevor es sich auf dem wertvollen Boden verewigen kann, greift es einer der Mitreisenden und setzt es vorsichtig vor die Tür. "Merkwürdig!" Sagt die Reiseführerin, "das erlebe ich um ersten Mal. Die gehen sonst nie ins Haus, wirklich!".
An diese Worte erinnere ich mich, als ich bei der Erklärung des zehnten Zimmers gelangweilt aus dem Fenster in den Hof sehe, wo der Wirt des dazugehörigen Cafés gerade so ein Küken aus der Küche jagt.
Später zeigt man uns eine kleine Kapelle, nie nur mit Schwierigkeiten gesegnet werden konnte, weil der Pfarrer nicht durch die Tür passte, eine kleine Kuhherde mit nur fünf Tieren und einen Souvenirshop mit einem kleinen aber feinen Angebot sowie einem Willkommensschild für die Besucher vom Schiff. Man muß nur mit dem Wechselgeld aufpassen, denn Guernsey-Pfund kriegt man nirgends sonst wieder los.



Dann ist die kleine Inselrundfahrt auch bald zuende, und Sue entschuldigt sich, daß sie so kurz war. Aber was will man machen, auf einer Insel mit zwei Bergen? Mein Fazit: freundlich und sehenswert, aber für den Nachmittag kann man sich gerne etwas anderes vornehmen.

Dienstag, 21. Mai 2013

Termine


Ein neuer Morgen, aber kein neues Land, keine neue Insel, keine Währung. Das ist nur heute so, denn wir haben Seetag, oder auch Schiffstag, jedenfalls ein Tag an dem das Schiff nur fährt und nirgends ankommt. Manche Kreuzfahrtgesellschaften nennen das auch Erholung auf See. Ich glaube aber nicht, daß die wissen, was wir hier so machen.
Nachdem auch der gestrige Abend in der TUI-Bar wieder lang, promillehaltig und laut war (Band), beginnt der Tag ganz langsam. Schon nach zehn, ich habe wieder einmal das Frühstück verpasst, und habe halb elf meinen ersten Termin: Massage. Nach einer Stunde kneten für Fortgeschrittene geht es zum Friseur, und dann ist es aber auch schon fünf vor zwölf, und im Bufettrestaurant (Spitzname: Kantine) kein Platz mehr zu Kriegen. Nebenbei bemerkt: die öffnen erst um zwölf. Zum Glück kann die Würstchenbude auf dem Pooldeck weiterhelfen, denn um halb eins bin ich mit meinen ca. 600 besten Freunden zum Captain eingeladen. Wiederholertreffen nennt sich das, fand das letzte Mal noch in der Abtanzbar statt, und war ein intimer kleiner Stehempfang. Inzwischen muß das Theater dafür herhalten, und aus dem gemeinsamen Gespräch mit den Offizieren von Hotel und Nautik ist eine von Shownummern unterbrochene Präsentation der beiden neuen Schiffe geworden.




Nach einer Stunde ist es Zeit für die tägliche Cocktailverkostung, etwas Smaltalk am Pool, shoppen im Neuen Mall, Kaffee ohne Kuchen, duschen und aufhübschen, Aperitif in der Außenalsterbar (wo es schrecklich zieht), dann 5-Gänge-Menue im Restaurant Atlantik, Digestif in der Poolbar, und schließlich Musik und Getränke in der TUI-Bar.

Klingt das etwa nach Erholung auf See?

Montag, 20. Mai 2013

Irish Coffee


Ein neuer Morgen, ein neues Land, eine neue Währung, eine neue Insel. Das ist schon wieder so. Wir liegen in Cobh, dem nach Sydney zweitgrößten Tiefseehafen der Welt. Von hier aus gingen vor hundert Jahren die letzten Passagiere an Bord der Titanic, bevor sie versuchte, den Atlantik zu überqueren. Aber so weit sind wir noch nicht, sondern wollen erst einmal von Bord. Schnell noch den auf Euro umgerüsteten, aber dann vergessenen Geldbeutel geholt, und ins Getümmel gestürzt, schließlich haben wir heute wieder mit Backbord angelegt. Aber hier sind sie schlau: sie haben eine schwimmende Pier, die natürlich nicht sehr hoch ist, und zwei Gangways an den unteren Türen erlaubt. Von dort führt eine bequeme, je nach Gezeitenstand unterschiedlich schiefe Ebene, und schon ist man an Land. Platz genug für viele Busse gibt es auch. Unsere Gruppe umfasst nur dreizehn Personen, dazu wieder ein Kinderbespaßungsmädchen zum übersetzen. Unser Bus scheint diesmal besonders klein zu sein, jedenfalls ist er nicht zu sehen. Dann erscheint Patrick, ein großer, kräftiger Haudegen im frühen Rentenalter, und los geht's. Ach so, der Ausflug geht zu Fuß. Da muß ich wohl etwas überlesen haben.
Wir bekommen den Hafen gezeigt, verschiedene Gedenksteine von irischen Volkshelden und anderen kleinen Katastrophen, ein Mahnmal an die Opfer des deutschen Angriffs auf die Lousitania, dann das ehemalige Terminal der White Star Line, durch das die Passagiere zur Titanic mussten, den im Originalzustand belassenen Anlegesteg (an dem niemals die Titanic lag, sondern nur ihre Zubringerboote) sowie das ehemalige Hauptquartier der Cunard Line, damals klein wie ein Hühnerstall, heute Betreiber z.B. der QM2.
Schön, das war's dann oder? Von wegen! "Up the hill!" Sagt Patrick, und hetzt uns eine lange, unebene Treppe hoch bis zur die Stadt überragenden Kathedrale. Wer noch aus den Augen gucken kann, genießt die Aussicht. Die anderen schnappen erst einmal nach Luft, denn immerhin kriegt unsere kleine Gruppe locker 700 Lebensjahre zusammen. Aber die Belohnung ist nicht mehr weit: als Abschluß der Tour winkt ein leckerer Irish Coffee, den Patrick persönlich serviert in einem Pub, das durchaus nicht renovierungsbedürftig ist. Hier hilft nur noch Abriß.



In den am Wegrand liegenden Souvenirgeschäften fette Beute machend, zieht die Gruppe schließlich zurück zum Schiff. Zum Glück ist der Weg nicht weit, denn es liegt ja praktisch mitten in der Stadt.






Sonntag, 19. Mai 2013

Dampflok


Ein neuer Morgen, ein neues Land, eine neue Währung, eine neue Insel. Das wird jetzt meistens so sein.
Nachdem die Tasche gepackt ist und der Inhalt des Geldbeutels wieder einmal komplett ausgetauscht wurde, kann es losgehen. Ach so, ganz vergessen: wir sind in Holyhead, das liegt in Wales. Das Schiff hat mit der Steuerbordseite angelegt, zwei schöne Breite Gangways führen auf eine Pier, die im Bugbereich des Schiffs schnell im Meer endet, und im Heckbereich, also wo ich wohne, ist sie auch schon vorbei. Das Land findet man ein paar hundert Meter entfernt, und als Verbindung dient eine schmale Einbahnstraße auf Pfählen. Wenn nun ein Bus kommt, hält er vor den Gangways, entlässt seine Passagiere, fährt zum Ende, wendet mühsam in 4-5 Zügen, kommt wieder zur Gangway, nimmt neue Passagiere auf, und entfernt sich wieder über die Pfahlbrücke. So weit so gut? Dann stellt Euch das bitte mal mit siebzehn Bussen gleichzeitig vor. Geht nicht? Gibt's nicht! Aber Zeit braucht es ohne Ende. Schließlich sitzt jeder in seinem Bus, mit einem walisischen Reiseführer. Der kann aber kein deutsch, und deshalb fährt eines von den Kinderbespaßungsmädchen vom Schiff mit, zum übersetzen. Die Fahrt geht durch die flachen Küstenregionen in Richtung der Berge von Snowdonia, vorbei an der Airbase, wo Prinz William als Helipilot stationiert ist, und wo man angeblich Kate beim einkaufen treffen kann, durch Wälder, immer höher, bis zu unserem ersten Ziel Rhyd Ddu. Dort wartet eine wundervoll erhaltene alte Eisenbahn mit Dampflok auf uns. Fauchend und ratternd geht es über sanfte Wiesen, dichte Wälder, durch enge Kurven und Täler, vorbei an kleinen Orten, bis auch diese Stunde viel zu schnell vergeht, und wir in Caernarfon wieder in den heimbringenden Bus steigen müssen.



Da alle Busse gleichzeitig am Schiff ankommen, andere schon wieder los müssen, und wir nur diesen Einbahnstraßensteg haben - siehe oben. Zum Mittagessen war es jedenfalls mal wieder zu spät.

Samstag, 18. Mai 2013

Uhrzeit


Ein neuer Morgen, ein neues Land, eine neue Währung. Das wird jetzt meistens so sein.
Wir sind in Dublin, der Hauptstadt der Republik Irland (oder: von Südirland), und hier ist Euroland. Das heißt: der Inhalt des Geldbeutels muß komplett gewechselt werden. Habe ich gestern alles gemacht, und da ich für heute zwei Ausflüge gebucht habe, verlasse ich mich nicht auf meine innere Uhr (die wegen den langen Abenden in der TUI-Bar ohnehin schon nachgeht), sondern habe mein Handy gebeten, mich zu wecken, und zwar um 6:45 Uhr. Das macht es auch, unter dem Absingen fröhlicher Lieder. Ich wache auf, es ist schon hell, das Schiff macht Anlegegeräusche, alles klar. Morgentoilette, anziehen, kämmen, Uhr dran, los geht's. Voller Vorfreude auf das Frühstück trabe ich drei Etagen tiefer, und - stehe vor verschlossenen Türen. Seltsam, denke ich, die müssten doch schon auf haben. Ich sehe auf die Uhr und stelle entsetzt fest, daß es erst 6:20 ist. Wie konnte es nur so weit kommen? Das Handy steht auf deutsche Zeit, aber in GB sind wir eine Stunde zurück. Das Schiff dagegen war fast eine Stunde zu früh dran, und so hat es wieder zusammen gepasst. Und ich hätte so gerne noch eine Stunde geschlafen! Aber man muß aus allem das beste machen, und so habe ich einfach mehr Zeit für alles, zum Beispiel, um einen Blick vom Balkon zu werfen. Und siehe da, heute haben wir mit Steuerbord festgemacht, und da kommen auch schon anstatt einer schmalen zwei breite Gangways. Geht doch!
Als erstes steht eine Stadtrundfahrt durch Dublin (was die einheimischen genauso aussprechen: duublinn, nicht dabliin) auf dem Programm, die ist nett, die Stadt auch, aber irgendwie kann ich mich an keine wirklichen Highlights erinnern. Es ist ein bißchen wie Belfast: eine wunderschöne, prächtige, quirlige, moderne Stadt voller hübscher Mädchen, aber viele Straßen sind eindeutig zu klein geraten. Und so weichen wir im zweiten Teil des Ausflugs auf den Fluß aus und fahren einmal rauf und einmal runter, wo wir die gleichen Sehenswürdigkeiten gezeigt bekommen. Wieder im Bus, bildet den Schluß des Ausflugs ein Schwenk über die an der Küste gelegene "gute" Wohngegend von Dublin, wo schöne und teure Häuser stehen und manchmal auch Yachten liegen. Dadurch kommen wir zu spät zum Schiff zurück, kein Mittagessen, nur den Bus wechseln, und es geht weiter mit dem nächsten Ausflug. 




Wahrscheinlich beneidet mich jetzt der eine oder andere Biertrinker, denn am Ziel steht die größte Brauerei der Welt, an der man den schönen Namen "Guinness" lesen kann. Aber vorher gibt es noch eine Stadtrundfahrt, genau die gleiche wie vormittags. Außer, daß jetzt alle Läden offen haben und mehr hübsche Mädchen auf den Straßen herumlaufen. Übrigens ist das mit den vielen rothaarigen Leuten in Irland ein Mythos. Ich habe fast gar keine gesehen, in Schottland dagegen waren sie deutlich häufiger als bei uns.
Und jetzt liegt es endlich vor uns: das Besucherzentrum der Guinnesbrauerei, 7 Stockwerke hoch und geformt wie ein Guinnessglas, allerdings als Stahlkonstruktion. In den ersten drei Etagen erfährt man alles über das Bier brauen, dann kann man einen großen Schluck "junges" Guinness verkosten, woraufhin man sich durch die "Logistikausstellung" mit Lastwagen und Schiffen arbeitet, durchquert zwei weitere Etagen mit Restaurants und Gastronomie, steigt noch ein paar Treppen hoch, und ist schließlich am Ziel der Wünsche: in der 7. Etage liegt die Kristallbar, kreisrund, Glaswände, Wahnsinnsblick auf Dublin (außer heute, es regnet ein bißchen), viele Leute, lautstarke Musik von Queen (nicht von der Queen), und in der Mitte eine riesige runde Theke, an der sich ein paar nette junge Leute einen Wolf Zapfen, um die Nachfrage zu befriedigen. Hier kann man einen Abschnitt seiner Eintrittskarte gegen eine Pint (das ist ungefähr eine Halbe) of Guinness eintauschen (sofern man volljährig ist) und genießen. Tolle Stimmung, alle sind gut drauf (obwohl sie sich gar nicht kennen), und als das Glas leer ist geht es zur Taschengeldvernichtung in den Souvemirshop. da gibt es T-Shirts, Schlüsselanhänger, Flaschenöffner, Unterhosen, Fußballtrikots, Golfbälle und was nicht alles. Ich selbst war natürlich standhaft, und so wollte der Kassierer nur etwas fünfzig Euro von mir...


Freitag, 17. Mai 2013

Sonne


Ein neuer Morgen, ein neues Land. Das wird jetzt täglich so sein. Heute legen wir in Belfast an, das liegt in Nordirland, wo man das Geld - ebenso wie in Schottland - pfundweise ausgeben könnte.
Der Himmel ist blau, die Sonne lacht (über wen auch immer), und ein Bus bringt mich und viele andere quer durch die City, bis auf einen großen Hügel, auf dem das kleine Belfast Castle inmitten eines riesigen Parks und wunderschöner Gartenanlagen steht. Dieses kleine Schloß haben die ehemaligen Besitzer vor vielen Jahren der Stadt Belfast geschenkt, mit der Auflage, sich um die Schloßkatze zu kümmern und dafür zu sorgen, daß sie immer Gesellschaft hat. Eine der "Gesellschafterinnen" sieht man hier.



Die nächste Station - wieder quer durch die City - führt zum grandiosen Bau des nordirischen Parlamentsgebäudes. Es liegt gut sichtbar und ohne jeden Schutz auf einem Hügel. Im Krieg hatte man es deswegen schwarz angemalt, damit es nicht so leicht gefunden und zerstört werden konnte. Das hat auch funktioniert, aber danach brauchte man sieben Jahre, um es wieder sauber zu
bekommen.



Und wieder durch die City, langsam nervt es etwas. Belfast ist zwar eine wunderschöne, prächtige, quirlige, moderne Stadt voller hübscher Mädchen, aber viele Straßen sind eindeutig zu klein geraten. Und so stehen wir wieder im Stau, und die Zeit beginnt knapp zu werden. Einen botanischen Garten zeigt man uns noch, in dem das älteste Palmenhaus Grobritanniens steht, wieder ab in den Bus, und in langsamer Fahrt zurück zum Hafen, und dann gibt es noch ein Highlight. Stichwort: Titanic. Diese Berühmtheit wurde vor über 100 Jahren in Dublin geplant und gebaut. An genau der Stelle steht heute ein modernes Museum in Schiffsform, man kann das Originaltrockendock besichtigen, und eins der beiden Tenderboote, die dafür zuständig waren, die Passagiere der ersten und zweiten Klasse zum Schiff zu bringen, ist nach jahrzehntelanger "Tätigkeit" als Restaurant in Paris nach Dublin zurück gekehrt, und liegt jetzt wieder in genau dem Dock, in dem es einst gebaut wurde, wird originalgetreu restauriert und kann dann besichtig werden.
Zurückkehren - manchmal gar nicht so einfach. Aber heute sind die Umstände richtig massiv übel, und das kam so:
Unser Schiff hat Türen für die Passagiere auf Deck 3, 5 und 6, wobei die auf Deck 6 nur benutzbar sind für "Rüssel"-Gänge, wie man sie von vielen Flughäfen kennt. So etwas habe ich für Schiffe bisher nur in Hamburg oder Kiel gesehen.
Deck 3 hat auf jeder Seite zwei Türen, die man aber nicht benutzen kann, wenn entweder die Pier zu hoch oder der Wasserstand zu niedrig ist. Heute haben wir beides.
Auf Deck 5 gibt es zwei Türen an Steuerbord und nur eine an Backbord. Mit welcher Seite man anlegt, schreibt die Hafenbehörde vor. Ihr ahnt es schon? Klar, wir haben mit Backbord angelegt. Wäre auch noch nicht so schlimm, aber von den beiden Typen Gangway, die es gibt (breite und schmale) haben wir - richtig, eine schmale, auf der immer nur in einer Richtung gegangen werden kann. Nun sind aufgrund der Verkehrslage fast alle Vormittagsausflüge zu spät zurück, und müssen erst einmal warten, bis die Leute  vom Schiff kommen, die zu den Nachmittagsausflügen wollen. Das dauert bei mir eine halbe Stunde, bei den Leuten weiter hinten mehr als eine. Keine Frage, daß hier Unzufriedenheit aufkommt, und zum Teil auch Personal massiv beschimpft wird. Die Aktion scheint ziemlich hohe Wellen zu schlagen, denn der Captain geht sogar bei seiner Abendansprache darauf ein und bittet um Verständnis. Nur - das kann man eigentlich nicht haben.

Donnerstag, 16. Mai 2013

Whisky

Greenock ist erreicht, unser zweiter schottischer Hafen. Nach einem schönen faulen Vormittag geht es wieder auf Tour, und zwar auf eine hochprozentige. Heute wird die Glengoyne-Whiskydestillerie besichtigt. Hier macht man seit über hundert Jahren guten schottischen Single Malt Whiskey, der nur aus gutem schottischen Hochlandgetreide hergestellt wird, traditionell, mit viel Zeit und Ruhe. Jedes Fass (es sind immer benutzte spanische Sherryfässer, wegen dem Aroma) bekommt bei Abfüllung einen Namen. Manche Leute kaufen ein ganzes frisches Faß, und besuchen es während der Reifezeit ab und zu. kein Witz! Die müssen auch ganz schön warten, denn der jüngste Whisky, den man hier bekommt, ist zehn Jahre alt. Da ist er noch ziemlich hell. Der Whiskey auf dem Bild unten ist bereits volljährig, deutlich dunkler, und voller im Geschmack. Es gibt auch noch viel ältere, aber nur für viel Geld. Preiswert ist er leider nicht, denn in Schottland beträgt die Alkoholsteuer sage und schreibe 80%.


Mittwoch, 15. Mai 2013

Geburtstag


Heute hat das Schiff Geburtstag. Bestimmt ist es ganz aufgeregt, denn es schaukelt schon die ganze Nacht von links nach rechts, was durchaus unterstützend wirken kann, wenn man sich im Bett umdrehen möchte. Es ist aber etwas hinderlich, wenn man von einer Seite des Schiffs zur anderen geht, denn man hat immer drei Schritte bergauf und dann sofort zwei bergab, oder umgekehrt. Ein Schiff bewegt sich leider nicht so regelmäßig wie eine Schaukel, sondern so, wie die Wellen eben gerade kommen. Die meisten Leute stört es nicht, aber manche habe sich ein paar von den ausliegenden Spucktüten mitgenommen.

Aber zurück zum aktuellen Anlaß: die Mein Schiff 1 feiert heute ihren 4. Geburtstag, obwohl sie eigentlich schon 17 und im besten Teenageralter ist. Damals wurde Sie als "Celebrity Galaxy" gebaut und getauft, und war bei Indienststellung das größte Kreuzfahrtschiff der Welt. Dann hat man Sie 2009 umgebaut und neu getauft auf den Namen "Mein Schiff". Das feiern wir heute. Seit Ende 2010 heißt sie Mein Schiff 1, was wir aber nicht feiern. Das hatte nämlich nur kosmetische Gründe, weil sie eine jüngere Schwester bekommen hat, die Mein Schiff 2. Oder vielleicht wiederbekommen hat, denn die jüngere hieß ursprünglich "Celebrity Mercury" und war auch da schon die jüngere Schwester. Es gibt auch noch ein "Sandwichkind", dessen Name mir aber entfallen und dessen Verbleib mir nicht bekannt ist.

Genug verwirrt? Dann zurück zu den Feierlichkeiten. Ich weiß nicht, was man einem Schiff schenken könnte, außer vielleicht Bewunderung oder Aufmerksamkeit. Die Crew hat ihm jedenfalls eine große Torte gebacken, der Capatain und die Taufpatin Ina Müller haben sie angeschnitten, und da Schiffe keine Torte essen, hat man sie an die Passagiere verteilt, und die Reste an die Crew. Einen Riesenauftrieb war das, mit mindestens 1000 Passagieren wo 500 hinpassen, ein Hauen, Treten und Kratzen um die besten Plätze, wo es gar keine guten gab, und nach 10 Minuten war alles vorbei. So richtig gut sehen konnte Ina, die selbst nicht die größte sein soll, wohl kaum jemand.
Abends das gleiche Bild: Für das Konzert um 21:30 stehen die ersten Leute schon zwei Stunden vorher Schlange, ein Hype wie bei einem Popstar. Von Siebzig- bis Achtzigjährigen habe ich das nicht erwartet. Mit dem sicheren Wissen, daß das Theater nur die Hälfte der Passagiere fasst, beschließe ich, mich nicht an der Schlacht der Stöcke und Rolatoren zu beteiligen, was am nächsten Tag prompt belohnt wird: auch wenn Ina das Schiff bereits verlassen hat, und ihr Pianist wohl schon schläft, gibt es mit dem Rest der Band gemeinsames Trinken und ein privates Foto:




Dienstag, 14. Mai 2013

Ungeheuer

Früher Morgen, das Schiff schaukelt nicht mehr, ist aber ziemlich brummig. Nein, es hat keine schlechte Laune, die Töne kommen vom Heckstrahlruder, wir legen nämlich gerade an. Invergordon, ein kleines Industriestädtchen in Nordschottland, nimmt uns in Empfang, wodurch sich die Einwohnerzahl von ca. 3000 schlagartig verdoppelt, denn zählt man Passagiere und Mannschaft der Mein Schiff 1 zusammen, sind wir auch so viele. Der Weg zum Busparkplatz führt uns vorbei an einem einsamen Musiker, der die Dudelsackhitparade rauf und runter bläst, bis hin zu John, unserem Reiseleiter, der ein waschechter Highländer ist, standesgemäß mit Kilt, Kniestrümpfen und grimmigen Blick, ein ganzer, wilder Kerl Anfang sechzig. Daran ändert auch sein gutes Deutsch nichts. Er begleitet uns auf der rund einstündigen Fahrt nach Loch Ness, das man zwar tatsächlich so ausspricht, aber gar kein Loch ist, sondern der größte See Schottlands. "Loch" ist das gällische Wort für das innere Ende eines Fjordes, meist nach dem hineinfliesenden Fluß benannt, in diesem Fall heißt der Fluß eben "Ness". Again what learned... Die Landschaft auf dem Weg dorthin ist so abwechslungsreich wie das Wetter: alle paar Minuten etwas neues, wobei die Beliebtheit klar an die Landschaft geht. Das Wetter kann mit einstelligen Temperaturen und viel Feuchtigkeit nur mäßig punkten. Da erscheint es als weniger gute Idee, den See mit einem Schiff zu überqueren, um die Ruine von Schloß Urquart zu besuchen, aber das Wetter hat ein Einsehen: Sonne während der Überfahrt, was die Suche nach Nessie natürlich erleichtert.





Es gibt Sonne und Wolken während der Schloß(-Ruinen)Besichtigung, und Platzregen, während alle den Souvenirshop und die Cafeteria besuchen. Und so geht es weiter: gemischtes Wetter bei der Rückfahrt, und Sonne während dem ungeschützten Rückweg vom Busparkplatz zum Schiff, immerhin 600 m über einen weit in den Fjord hineingebauten Anleger. Am späten Nachmittag besucht eine schottische Volkstanz- und Gesangsgruppe das Schiff, und zeigt uns ausführlich ihr Können, leider nicht auf dem Pooldeck, wo viel mehr Leute hätten zusehen können. Aber die waren wohl ohnehin nicht da, denn als kurz vor 18.00 Uhr die Motoren angelassen werden und wir abfahren wollen, höre ich immer noch Dudelsackmusik. Draußen zeigt sich über die gesamte Länge des Anlegers eine Reihe von mindestens noch 200 Passagieren, die nicht an Bord können, weil unsere schottischen Besucher gerade im Takt ihrer langsamen Marschmusik gemessen und stilvoll das Schiff über die einzige Gangway verlassen. Und erst als die durch sind, können unsere Passagiere an Bord kommen und das Schiff losfahren. Vielleicht sollte man doch einmal den Mut zur Zweitgangway aufbringen...

Begleitung


Heute ist Seetag. Das ist so ein Tag, wo man normalerweise früh aufsteht, den Vorhang öffnet, und das Meer sieht. Mehr aber auch nicht. Heute ist das anders. Wir haben ein Begleitschiff, das in mehr oder weniger respektvollem Abstand neben uns her fährt: 



Keine geringere als die QM2 durchpflügt im hellen Sonnenschein das etwas aufgewühlte Meer. Im Augenblick fahren wir den gleichen Kurs. Dann habe ich einen Massagetermin. Die Masseurin fühlt sich nicht besonders. Als sie mich fragt, ob mir die Schiffsbewegungen etwas ausmachen, und ich das verneine, meint sie nur kleinlaut, ihr schon. Ich verkneife mir die Frage, warum sie dann auf einem Schiff arbeitet. Massieren kann sie jedenfalls. Wir haben herrlichen Sonnenschein, üppige 9 Grad Celsius und ein steife Brise. Die Offiziersbegrüßung wurde ins Theater verlegt, das Vormittagsbuffet ins Restaurant, und meine Lieblingsbar hat zu. Jetzt sieht niemand mehr, was der Pool für schöne Wellen macht, außer dem Koch an der Grilltheke. Und gerade haben sie überall Spuktüten aufgehängt. Ich weiß auch nicht, warum. Obwohl, geradeaus gehen kann man auf dem Schiff inzwischen nicht mehr. Alle laufen in Schlangenlinien, auch die Nüchternen.


Sonntag, 12. Mai 2013

Von Schlangen und Paraden


Von Nürnberg nach Hamburg wollte ich nicht fliegen, denn mit dem Zug geht es, rechnet man die Extrazeiten für Check-In und Flughafentransfer dazu, genauso schnell. Außerdem ist die Bahn komfortabler, und bietet sogar Ruheabteile an. In so einem sitze ich, aber außer mir weiß es keiner. Eine Horde Niederbayern, alle schon schwer im Metallzeitalter (Silber im Haar, Gold in den Zähnen und Blei in den Knochen) unterhält in wechselnder Besetzung den ganzen Wagen. Vermutlich nicht absichtlich, aber mindestens einer von ihnen scheint für sein Hörgerät neue Batterien zu brauchen. Der Gießkannentenor seiner Ehefrau jedenfalls lässt darauf schließen. Als die Themen Krankheit, Nachbarn und mißratene Kinder genügend durchgehechelt sind, kommt es zu Reiseerlebnissen, erst die letzten drei Jahrzehnte, und dann die unmittelbare Zukunft. Ihr ahnt es schon? Genau, die Herrschaften bleiben mir die nächsten zwei Wochen erhalten. Aber das Schiff ist ja groß...

Groß ist auch die Schlange, an der man sich in Hamburg anstellen muß, um einen Platz in einem der Busse für die Weiterfahrt zum Hafen zu ergattern. Sie reicht über den halben Bahnhofsplatz, und ist im Gegensatz zu einem echten Reptil eher hinten bissig, wegen der Warterei. Aber die Busse kommen im Fünf-Minuten-Takt, und bald sind wir alle an Bord, rechtzeitig zum Finale des diesjährigen Hamburger Hafenfests, das mit der Ausfahrt dutzender Schiffe endet: große und kleine, lange und kurze, mit Motor, Dampf oder Segeln, alle voller winkender Menschen, und alle fahren laut tutend an uns vorbei. Doch dann tutet unsere Schiffssirene, und alle an Bord müssen zur Seenotrettungsübung. Als die vorbei ist, sollen wir sofort losgehen. Geht es aber nicht, denn die Parade läuft noch, und das beste kommt gerade: über 300m lang, der Rumpf in einem matten anthrazit, die Aufbauten weiß, der riesige Schornstein leuchtend rot, und als sie uns passiert, verdunkelt sich quasi die Sonne: die HMS Queen Mary 2 gibt sich die Ehre, voller winkender Leute, martialisch laut tutend, und - ganz unbritisch - mit etlichen deutschen Flaggen geschmückt, die auf den Balkons der Passagiere hängen.



Jetzt ist unsere Zeit gekommen. Die letzten Leinen werden gelöst, Sekt an die Passagiere verteilt, die Schiffshymne abgesungen, und sie beginnt: die Fahrt rund um Großbritannien.

Samstag, 11. Mai 2013

Abreise im Kopf...



Oder vielleicht obendrauf?




Spaß beiseite - Leguan und Palmen sind zwar diesmal nicht angesagt, aber meine neue Reise scharrt sozusagen in den Startlöchern. Morgen früh geht es ab nach Hamburg, anschließend mit dem Schiff Richtung Norden, und dann zwei Tage lang geradeaus. Ich freue mich sehr, daß Ihr wieder dabei seid. 

Bis bald

Euer

Captain Spareribs



Heimkehr

Heute geht es nach langer, langer Zeit wieder nachhause. Hoffe ich, denn seit dem letzten Wochenende fällt überall in Deutschland Schnee, je...