Dienstag, 14. Juni 2022

Zeit ist dehnbar

Es war wie immer: die ersten Tage wollen und wollen nicht vergehen, was ja nicht schlimm ist im Urlaub, und je mehr man sich dem Urlaubsende nähert, desto mehr gewinnt man den Eindruck, dass die Tage und Stunden ins galoppieren geraten. 

Bis 12.00 Uhr habe ich noch mein Zimmer, werde aber erst nach 16.00 Uhr abgeholt. Das Zimmer drei Stunden länger behalten für nur 15€? Ein guter Plan, nur leider nicht machbar, denn es kommen zu viele neue Gäste an. OK, Koffer in den Aufbewahrungsraum, Mittag essen, und dann den Rest der Zeit auf einem der unbequemsten Barhocker ever absitzen. Diese letzten zwei Stunden dehnen sich. Ebenso wie die Wartezeit vor dem Hotel auf den Transferbus, obwohl der für spanische Verhältnisse relativ pünktlich kommt.

Die Fahrt über die spätnachmittäglich beleuchtete Insel ist noch einmal sehr schön, und als der Flughafen „César Manrique“ (auch die haben ihren Flughafen inzwischen nach ihrem größten Künstler benannt) in Sicht kommt, mache ich mir Gedanken, ob ich den Koffer wieder über endlose, sich gabelnde rote Wege zerren muss, um in den Flughafen zu gelangen. Nein, kein Problem. Der Bus stoppt direkt vor der Tür zur Abflughalle. Nur wenige Schritte, und ich stehe - ganz am Ende einer von zwei fürchterlich langen Warteschlangen an den beiden Corendon-Schaltern Richtung Nürnberg. Es dauert fast 1 1/2 endlose Stunden in der warmen, stickigen Abflughalle, bis ich endlich dran bin. Mittlerweile hat das Gepäcktransportband an meinem, natürlich dem deutlich langsameren Schalter, den Geist aufgegeben, und ich muss nach dem Einchecken mit dem Koffer nochmal durch die halbe Halle bis zum Sondergepäckschalter. Hier steht allerdings keine lange Schlange, höchstens ein kleiner Wurm.

Dann im Laufschritt durch lange, warme, stickige Gänge, der Sicherheitskontrolle, dem Riesen Duty-Free-Bereich, bis hin zum Gate - es ist bereits Boarding Zeit - wo auch schin wieder eine Riesenschlange steht, natürlich, die gleiche, nur ohne Koffer, daher kürzer.

Die Einsteigezeit wird eine Viertelstunde nach hinten versetzt, die Passagiere in zwei Schlangen geteilt (vorderer und hinterer Teil der Maschine), und der Schweiß fliest bei allen in Strömen. Der eine oder andere beginnt muffig zu riechen oder gar aggressiv zu werden. Aber dann ist auch das überstanden. Wir werden alle platzsparend in die enge und unbequeme Maschine gefaltet, überstehen einen sehr spartanisch ausgestatteten Flug von vier Stunden, der sich deutlich länger anfühlt, bis wir weit nach Mitternacht endlich in Nürnberg ankommen. 

Zum ersten Mal im Leben komme ich als allererster aus einem Flugzeug und fühle mich fast wie ein Staatsgast, obwohl mir keiner zujubelt. Noch eine kleine Fahrt im engen Flughafenbus, ein Marsch zum Gepäckband. Die Luft hier ist lau, angenehm und frisch, und das laufen tut richtig gut. Mein Koffer in ferrarirot mit verchromten Felgen kommt als einer der allerersten, raus aus dem Airport, rein ins Taxi, und eine Viertelstunde später bin ich endlich zuhause. Was freue ich mich, auch für Euch, dass ich wieder so viel schräges Zeug erlebt habe.

Und wenn ich wieder einmal verreise, wann und wohin steht noch in den Sternen, kommt Ihr alle hoffentlich wieder mit.


Euer

Captain Spareribs

 

Montag, 13. Juni 2022

Menschliches - das Personal

Das ist so weit toll, auch wenn ich ausnahmsweise mit einem Negativ-Beispiel beginnen möchte. In verschiedenen Foren wie HolidayCheck hatte ich von einem Kellner gelesen, der einen unfassbar freundlich begrüßt, sich auch in mehreren Sprachen mit den Gästen unterhält, sie aber niemals bedient. Und wisst Ihr was? Es gibt ihn wirklich! Ausgerechnet am ersten Abend in der Pianobar bin ich ihm begegnet. Er begrüßte mich freundlich, wechselte ein paar Worte, nahm mein leeres Glas mit, terminado. Aber tatsächlich war das meine einzige Begegnung mit ihm, was vielleicht auch daran liegt, dass das Servicepersonal hier praktisch jeden Tag die Station wechselt, und vielleicht ist er jetzt an der Rezetion im Spa, wo es ohnehin nichts zu trinken gibt. Rezeption vom Hotel ginge auch, obwohl, da muss man außer freundlich auch noch wohlorganisert arbeiten, noch schlimmer als in der Gastro.

Zurück zum Personal. Jeder, wirklich absolut jeder vom Personal (und auch die meisten Gäste, nur die nicht so laut) grüßen einen hier freundlich. Selbst ein Handwerker, der mir neulich früh mit Werkzeugtasche anscheinend einem Notfall entgegen rannte (nicht übertrieben) hechelte mir ein atemloses „Buenos Diaz, Señor!“ entgegen. Nicht anders verhalten sich die fleißigen Putzfrauen und Gärtner. 

Etwas persönlicher verhalten sich die meisten Kellner und Barkeeper, begrüßen einen eher mit einem vertraulichen „olà“, und beantworten meine spanischen Bestellungen auf englisch, sicher ist sicher. Oder korrigieren: die Bitte „un azucar, por favòr“ wird grundsätzlich mit einem lautstarken „una“ beantwortet. Der Zucker für den Kaffee hier ist weiblich, was ich mir eigentlich merken könnte, denn es gibt ja auch keine süßen Männer, zumindest aus meiner Sicht, weil ich weder Frau noch schwul bin. Süße Frauen gibt es schon ein paar hinter der Theke, und gegen Ende des Urlaubs wurde ich auch schon ab und zu schüchtern angeflirtet, was mir durchaus gefallen hat. Dass ich so etwas überhaupt mal mitkriege…

Aber trotzdem. die Top 3 meiner Lieblings-Hotelangestellten (deren Namen ich längst wieder vergessen habe, die aber auch nichts zur Sache tun) sind Männer.

Platz 3: Einer der Barkeeper. Stellt Euch Boris Johnson, den Prime-Minister von England vor, ordentlich angezogen, macht nett und freundlich seinen Job, und vor allem: er ist gekämmt: das haben wir hier.

Platz 2: Ein Geschirrabräumer und Barkeeper. Ein älterer Herr, kaum Haare (aber die noch dunkel), ein paar Zahnlücken, aber dennoch sehr sympathisch und keinesfalls abstoßend. Irgendwie hat er herausgefunden, dass ich deutsch bin. Wahrscheinlich hört er es am Akzent, wenn ich spanisch rede. Ich höre es ja auch sofort, wenn ein Deutscher mühsam auf englisch sein Bier bestellt (was deutsche Gäste, die es kaum gibt nicht wissen: die an der Theke würden auch deutsch verstehen, aber vermutlich auf englisch antworten.) Ich höre auch, und darauf bin ich stolz, ob ein Engländer eher aus London  oder eher aus dem Grenzgebiet zu Schottland kommt, und ich weiß, dass mein dürftiges Französisch inzwischen einen spanischen Akzent hat. Über mein Spanisch weiß ich nichts und vermute, ich habe einen schrecklich deutschen Akzent, obwohl ich als Franke prima das „R“ rollen kann. Zurück zu Platz 2: Jedesmal, wenn er in meine Nähe kommt, zückt er einen handgeschriebenen Zettel, überfliegt ihn kurz, und beginnt dann, mich auf deutsch zu zu texten. Er spricht es nicht sehr gut, aber verständlich, und er versteht es recht gut. Zudem ist er der einzige „Eingeborene“, den ich hier kennen gelernt habe: ein echter Lanzarotini. Ein großer Teil des sonstigen Personals kommt von irgendwo sonst aus der spanisch sprechenden Welt, außer, und damit kommen wir zu:

Platz 1: Ein Ferienjobber, der hier ist, um sein Spanisch zu verbessern, was er später studieren möchte. Ein stiller, etwas schüchterner junger Mann, immer freundlich und zurückhaltend. Man hört ihn kaum, und weil er so schlank ist, fällt er trotz seiner Größe auch kaum auf. Er spricht hervorragend Englisch, wir kommen ins Gespräch und merken dann, dass wir Landsleute sind. Sein deutsch ist leider nicht ganz so gut wie sein englisch, vor allem, wenn man es selber nur gelernt hat, denn er spricht ausgeprägtes Niederbayerisch. Nachdem er nun festgestellt hat, dass wir beide aus Bayern stammen, hört man ihn sogar ab und zu, denn jedesmal, wenn ich das Restaurant betrete, und er mich sieht, begrüßt er mich auch schon auf größere Entfernung mit einem laut schmetternden „SERVUS!“


Sonntag, 12. Juni 2022

Ersatzreise die zweite

Manchmal geschehen Dinge, die würde ein Drehbuchautor als Szene von einem anspruchsvollen Producer gestrichen bekommen, weil voll unwahrscheinlich. Und doch geschehen sie. 

Ungefähr zur gleichen Zeit in der ich hier auf Lanzarote bin, hatten mein seit Jahrzehnten bester Freund (der z.B. seine Reisen unter „Webreiseberichte“ bloggt, und schon lange auch ohne mich und noch lieber mit mir die Filmerei betreibt) und seine Lebensgefährtin eine Reise in die Schweiz geplant. Bis jetzt völliger Quatsch, oder? Aber es wird besser: Wegen dem schlechten Wetter in der Schweiz, hatten die beiden umgeswitched auf - Lanzarote, wohnen jetzt im Nachbarort (Puerta del Carmen, der Ort, über den ich mich eingangs lustig gemacht hatte) und damit kilometermäßig näher (nur 3km, oder 9-10 Schiffslängen, wie ich es angerührt habe), als wir zuhause voneinander wohnen. Davon erfahren haben sie tatsächlich erst durch meinen Blog. Heute genießen sie den Wanderweg von Puerto del Carmen nach Puerta Calero und besuchen mich in meinem Hotel. Es wird ein wunderschöner Nachmittag, und ich freue mich, wieder einmal deutsch zu sprechen (nicht nur zu schreiben).



Samstag, 11. Juni 2022

Künstliche Intelligenz

Man glaubt ja gar nicht, wo heutzutage überall Künstliche Intelligenz eingebaut wird: in Computer sowieso, in Autos, in Küchenmaschinen, in Heizungsregler, und wir haben hier tatsächlich eine Automatiktür mit KI.

Ihr kennt die Dinger: zweiteilige Glastüren, man läuft darauf zu, und kurz bevor es scheppert, gehen sie auf. Normalerweise. Am hinteren Eingang, das ist der, wo man durch muss, wenn man vom Pool oder aus einem der hinteren Zimmer kommt und früh oder abends etwas zu essen möchte, gibt es eine breite Glaswand mit zwei Türen: einer manuellen, die keiner benutzt, und eben dieser Automatiktür mit KI. Ihr seht sie hier.

An der Rezeption gibt es noch eine, aber die ist doof und geht immer auf, wenn sich jemand nähert. Ich erzähle Euch jetzt von der hinteren, die ich während dem Frühstück oder Abendessen durch die riesige Seitenscheibe des Restaurants gut beobachten kann. Allein deshalb lohnt es sich zum Abendessen zu gehen, auch wenn der Koch mal wieder keine rechte Lust hatte.

Über ein paar Tage hinweg hatte ich beobachtet, dass die Tür meistens ganz normal ihren Job macht, manchmal auch nicht, konnte aber keine Gesetzmäßigkeit erkennen. Meine erste Idee: es liegt am Tempo des Fußgängers. Eines morgens, nach dem Frühstück, die Gelegenheit war günstig, weil mich niemand sehen konnte vor dem ich mich blamiert hätte, habe ich Gas gegeben und bin auf die Tür zu gerannt, so schnell ich konnte (ok, das ist nicht viel), natürlich in voller Bremsbereitschaft, will ja keine blutige Nase. Bremsen war nicht nötig, die Tür ging auf. Das war es also nicht. Über die Zeit konnte ich beobachten, dass die Tür keine kleinen Kinder durchließ, die allein unterwegs waren. Aha, die Größe. Wenn ebenso kleine Kinder aber nicht mehr als zwei Meter vor ihren Eltern liefen, ging die Tür auf. Aha. Größere Kinder wurden durchgelassen, eine alte Dame der gleichen Größe nicht, obwohl ihre Familie vor ihr schon durchgegangen war. Als die Tochter oder Enkelin das bemerkte, kam sie zurück, sah dass Oma nicht wusste was zu tun war, hüpfte wild winkend herum, und schon ging die Tür auf. Klar, das kennen wir alle, nur die Oma nicht, denn am nächsten Morgen (und auch noch an anderen Tagen) konnte ich die gleiche Situation beobachten: Oma steht vor der Tür, weiß nicht was zu tun ist, Tochter/Enkelin hüpft herum, winkt, Tür geht auf. Währe anstelle der Oma ein Schimpanse gewesen, hätte er am nächsten Morgen gewusst, was zu tun ist. Nicht so die Oma. Und selbst wenn: die Tür hat erkannt, dass die Oma Betreuung braucht, und öffnet deswegen nicht. Ein Winkversuch der Oma hingegen hätte vielleicht zum Erfolg geführt.

Anderes Beispiel: ein Teeniemädchen, normal Größe, in der für die heutige Jugend typischen Smombie-Haltung, läuft auf die Tür zu, und läuft, und läuft, und die Tür bleibt zu, bleibt zu, irgendwie kriegt das Mädchen das Problem mit und schafft es tatsächlich gerade noch rechtzeitig zu bremsen. Und während sie mit großen Augen die Glasscheibe direkt vor ihrer Nase betrachtet, gleitet diese unendlich langsam auf.  Und sogar mich hat die Tür schon mal erwischt: Kommt man von innen, also aus dem Restaurant, hängt rechterhand von der Automatiktür immer das Tagesprogramm der Animation. Ich hatte mir angewöhnt, stehen zu bleiben und dieses Programm zu studieren, was die Tür wohl irgendwann mitbekommen hat. Also: der dicke Mann kommt angelaufen, bleibt stehen, liest, und geht dann durch die Tür. Nach ein paar Tagen habe ich das doch tatsächlich einmal nicht gemacht, also das lesen, und bin direkt durch die Tür gegangen. Also, ich wollte. Tatsächlich wollte die Tür das nicht und blieb zu. Gut, ich weiß, hüpfen und winken, aber die restlichen Tage meines Urlaubs habe ich niemals vergessen, das Animationsprogramm zu studieren. Ohne übrigens jemals hin zu gehen.


Freitag, 10. Juni 2022

Familiäres

Nachdem ich gestern meine Nase sehr viel im Wind hatte und sage und schreibe sechzehn(!) Schiffe weit zu Fuß gegangen bin (das ist sehr viel für mich),  setze ich mich heute ganz still in eine Ecke, und gehe einer meiner Lieblingsbeschäftigungen nach: dem Beobachten von Mensch und Tier. Die Tierwelt gibt nicht viel her: die Vögel hört man eigentlich nur, und die Katzen tun das, was Katzen eigentlich immer so machen, nämlich essen und schlafen. Bis auf eine, die hat ein Hobby. Sie sitzt vor der Treppe zum Restaurant auf einem Liegestuhl und schreit Menschen an.


Viele menschliche Gäste sind paarweise erschienen in jeder denkbaren Kombi: Mann-Frau in allen Alters- und Gewichtsklassen, Mann-Mann, jung und stylish, und in Frau-Frau, jung, gutaussehend und äußerst elegant, hatten wir am Samstag sogar eine Hochzeit hier.

Kommen wir zu den Familien. Neben dem Klassiker Vater-Mutter-Kind im Alter von 0-Teenager (auch mit zwei Kindern) sieht man sehr häufig auch den Inhalt kompletter Mehrgenerationenhäuser hier. Das Maximum an Großfamilie, das ich bisher gesehen habe, waren Vater, Mutter, vier Töchter (1,4,15,16, geschätzt), Tante und die Oma. Tatsächlich gibt es so große Familien nicht selten hier. Aber wenn, sprechen sie meistens spanisch, manchmal auch englisch.

Zum Schluss noch zwei Spezialformen: ein Engländer hat mir erzählt, dass er mit Frau und Schwiegermutter hier ist. Sehr glücklich hat er darüber nicht gewirkt.

Und gestern habe ich Familie Feuerlöscher kennen gelernt, es war eine sehr angenehme Bekanntschaft. Die drei hängen hier einfach nur so rum.



Donnerstag, 9. Juni 2022

Meine Anti-Bucket-List

Sicherlich weiß jeder von Euch, was eine Bucket-List ist: eine Liste mit Zielen, die man erreichen möchte. Als Ableger dazu gibt es die Lost-Bucket-List, sozusagen als Papierkorb, wo die aufgegebenen oder nicht mehr möglichen Ziele landen. Bei mir wäre das zum Beispiel ein Flug mit der Concorde.Und da wäre dann noch die Anti-Bucket-List, also Dinge, die man auf keinen Fall machen möchte. Bei mir wäre das zum Beispiel ein Tattoo stechen lassen, rauchen was auch immer, und seit den frühen Neunzigern, als ich zum ersten Mal auf der Insel war, und den wundervollen Ausblick vom Mirador del Rio zum Nachbarinselchen la Graciosa und den erschreckenden Anblick des aufgewühlten Meeres und der schaukelnden Boote genießen durfte, seitdem ist auch ein Besuch der Nachbarinsel per Boot auf meiner Anti-Bucket-List. Warum? Ich bin damals noch nicht „zur See gefahren“, und das äußerste, was man mit mir machen konnte, war eine Tretbootfahrt auf dem Dutzendteich. Falls der Mitfahrer vorher versprochen hat, nicht zu schaukeln. Ihr seht ein Bild aus dem Jahr 2020, nicht vom Dutzendteich.

Die Zeiten und ich haben sich geändert, und natürlich darf man auch aus der Anti-Bucket-List wieder Dinge entfernen und in die Bucket-List zurückschieben. Und darum stehe ich jetzt vor dem Hotel und warte auf den Bus nach Òrzola, dem nördlichsten Fährhafen auf Lanzarote. Der Wind bläst so stark, dass ich ausnahmsweise mal froh bin, so schwer zu sein, um nicht weggeblasen zu werden. Der Ausflug heute sieht aus wie folgt: ab Òrzola mit der Expressfähre nach la Graciosa, kurzer Aufenthalt mit Ortsbesichtigung, umsteigen auf einen großen Segel-Katamaran, Begrüßungsdrink, Ramba-Zamba an Bord, segeln um die Insel, aussteigen, baden und Mittag essen am Naturstrand ohne jeden Sonnenschutz, zurück in den Hafen segeln unter Alkohol und absingen lauter Lieder, zurück auf die Expressfähre, zurück nach Òrzola, zurück nach Hause. So der Plan. Allerdings nicht meiner, ich habe das ganze ohne Katamaran (und ohne Strand) gebucht. Gibt es offiziell zwar gar nicht, war aber kein Problem und gar nicht teuer.

Nach zweieinhalb Stunden unter der OP-Maske wird eine Planänderung verkündet: Der Katamaran fährt schon ab Òrzola, und ich soll auch mitfahren. Will ich aber nicht, weil ich keine Segelboote mag (sage ich) und keine Animation mag (sage ich nicht, ist aber der echte Grund). Die Reiseleiterin sagt, ich soll den Captain der Expressfähre fragen, der sagt nein, ich gehöre auf den Katamaran. Das will ich weiterhin nicht. Die Reiseleiterin rennt zweimal verhandelnd zwischen den Booten hin und her, dann bekomme ich, was ich gebucht habe.

Hatte ich schon erzählt, dass der Wind weiter aufgefrischt hat? Bereits als die ca. 25m lange Personenfähre (Schiffe beschreibe ich nicht in Schiffslängen, schon gar nicht so kleine) ablegt, schaukelt sie mehr, als es mir früher gut getan hätte. Ich sitze auf dem Oberdeck, weit vorne, neben der Brücke, also kein Platz für Leute, die leicht seekrank werden. Kaum außerhalb der Hafenmauern, geht es zur Sache. Das Schiff rollt und stampft, manchmal bleibt es mit dem Bug kurz in der Luft hängen um dann wild spritzend wieder ins Wasser zu platschen. Am meisten aber schaukelt es, weil die Wellen von steuerbord kommen, und das Schiff schräg legen, darunter durchrollen und das Schiff dazu veranlassen, sich auf die andere Seite zu neigen. Die vielen Teenies an Bord haben ihren Heidenspaß, wie man lautstark hören kann, und ich auch. Nur bei mir hört man es nicht, ich bin damit beschäftigt, gute Bilder einzufangen. Sicher würde ich auch sonst nicht bei jeder Welle quietschen.

Nachdem wir die Nordspitze von Lanzarote hinter uns gebracht haben, dient die Insel als Windschutz, die Wellen werden niedriger, der Captain gibt ordentlich Gas, und nach knapp zwanzig Minuten sind wir da, ein paar Minuten vor dem Katamaran, der kurz nach uns losgefahren ist, aber nicht unter Segeln, sonst wäre er jetzt vermutlich auf dem halben Weg nach Fuerteventura.

Mein erster Eindruck: Tatooine, der Wüstenplanet. Es gibt einen betonierten Platz, um den herum sich mehr oder weniger fadenscheinige Restaurants und kleine Läden gruppieren, in der nächsten Reihe gibt es Wohnhäuser und ein paar Fahrradvermietungen  für Geländefahrräder, denn ab hier besteht der Boden aus Sand. Noch zwei unordentliche Reihen mit Wohnhäusern, das war’s. Ende der Welt.

Ich stelle für mich fest, dass sich der Weg nicht gelohnt hat, und die Einöde weiter hinten weitaus reizvoller wäre ohne die vielen Besucher. Noch dazu hat man wegen dem Wind häufig Sand zwischen den Zähnen, wenn man andere Touristen freundlich grüßt, was absolut üblich ist. außerdem ist leider das obere Ende von Lanzarote in Nebel gehüllt, man kann den Mirador del Rio von hier aus nicht blinken und blitzen sehen. Schade.

Ich habe ein Ticket für die Fähre um 16:00 Uhr, aber ich darf schon jetzt, mittags, zurück fahren, nicht ohne den Hinweis des Captains, dass ich in Òrzola auf meinen Bus warten muss. Was ihn das interessiert? Die Expressfähre, der Katamaran und die Zubringerbusse gehören ein und derselben Gesellschaft. 

Òrzola - zugegeben - ist auch nicht der Nabel der Welt, aber es gibt hier mehr und gepflegtere Häuser, und auch die Restaurants sind einladender. In einem esse ich bei schöner Aussicht sehr preiswert eine Riesenportion Spaghetti Carbonara, zusammen mit einem großen Bier und amuse gueule für gerade mal 13,50€.

Die nächste Stunde döse ich auf einer Parkbank, dann besuche ich einen kleinen Supermarkt, etwa ein Kilometer die Straße entlang. Der Inhaber ist ganz begeistert, einen Touristen begrüßen zu dürfen und hofft auf ein nächstes Mal. Leider - da muss ich ihn enttäuschen. 

Zurück im Hafen dauert es nicht lange, bis ich lautstarken Gesang, oder besser: Gegröle auf Fußballfanniveau höre. Nach einer Weile kommt der Katamaran in Sicht, und ich bin wieder froh, nicht an Bord zu sein. Lieber mit der Fähre noch zweimal hin und her geschaukelt, egal wie ich früher darüber gedacht habe.












Mittwoch, 8. Juni 2022

Interaktion

Es ist immer spannend, zum ersten Mal in einem Hotel zu wohnen, in dem man noch nie war. Für viele von Euch ist das immer so, andere besuchen über Jahre hinweg den gleichen Urlaubsort und werden dort schon mit Namen begrüßt, und ich bin so eine Mischform davon. Viele Jahre hatte ich ein Lieblingsresort in Venezuela, wo man mich auch kannte, ebenso bin ich bei Kreuzfahrtschiffen recht konservativ bei meiner Auswahl. Diesmal hat mir meine Lieblingsreiseverkehrskauffrau ein Hotel herausgesucht, das gaz neu für mich ist. Schon die Rezeptionistin weist darauf hin, dass hier eine eher entspannte Atmosphäre herrscht:


was die Besitzerin nur bestätigen kann:



nein, im Ernst, es ist tatsächlich so. Ich habe noch nie ein so großes Ferienhotel (340 Zimmer, davon 40 derzeit im Umbau) mit einer so hohen Familienquote gesehen, in dem es trotzdem so ruhig und entspannt zugegangen ist, bei den Gästen. Das Personal ist auch entspannt, aber immer sehr freundlich und in der Regel äußerst schnell, egal ob ein Getränk bestellt wird oder der Tisch abgeräumt werden muss. Oder auch im Gegenteil, wenn man sich gegen Ende der Frühstückszeit versehentlich an einen nicht eingedeckten Tisch gesetzt hat, obwohl noch genug andere da waren. Nein, nicht umsetzen, sofort wird sehr freundlich eingedeckt und Kaffee serviert. Alles andere muss man sich an den verschiedenen Buffets holen. Ich bin kein Fan vom Anstehen am Buffet, wenn der vor einem stehende sich nicht entscheiden kann, und der hinter einem schon schiebt. Tatsächlich gibt es das hier nicht. Jeder ist rücksichtsvoll gegen jeden, man lässt eher den Vortritt als dass man sich vordrängelt, und niemand hat Angst, dass er nicht das größte Schnitzel kriegen könnte, wenn er hinten in der Schlange steht. Schlangen gibt es auch kaum, die Köche an den Grillplatten sind sehr flott, und selbst auf morgendliche Spiegeleier muss keiner warten. Einfach Anzahl sagen (wenn man dran ist, was nie lange dauert) oder mit den Fingern zeigen, Teller hin halten, alles gut, frisch von der Bratplatte, nicht aus dem Behälter. Wer beidseitige Spiegeleier bevorzugt, muss einen kleinen Moment darauf warten. Und alles läuft ruhig entspannt ab, trotz der vielen Kinder. Unerzogene Schreihälse, die irgendwas aus dem Buffet holen, anbeißen und dann zurück werfen, wie anderswo leider schon beobachtet (auch von Erwachsenen gemacht) gibt es hier nicht. Jeder weiß sich zu benehmen, und wer noch zu klein dafür ist, wird ordentlich beaufsichtigt.
 

Die Anlage insgesamt ist auch sehr schön und entspannt. Es gibt mehrere Pools, viele Pflanzen, und so weit ich weiß auch genug Liegestühle. Alles ist sehr gepflegt und blitzsauber, wenn auch manches etwas abgenutzt aussieht. Auch das Wetter passt gut: den ganzen Tag strahlende Sonne, und für hiesige Verhältnisse kaum Wind, die ganzen Tage.

Das allerdings ändert sich heute Abend, irgendwer da oben lässt die Windmaschine probelaufen. Vielleicht für morgen, denn da wäre Wind nicht ganz so gefragt.


Dienstag, 7. Juni 2022

Kartenspiel

 

Wenn man in diesem Hotel wohnen möchte, hat man verschiedene Möglichkeiten der Gastronomie: Übernachtung mit Frühstück, Halbpension, also Abendessen dazu, normales all inclusive, sowie all inklusive „prestige“. „prestige“ bedeutet viel mehr Geld für wenig mehr. Noch dazu müssen nur die Gäste mit dem teuersten Paket ein AI-Armband tragen, was mit den Karten zu tun hat. Zu denen komme ich jetzt.

Beim einchecken bekommt jeder erwachsene Gast eine Karte, auf der gespeichert ist, was man gebucht hat. Klar, das ist überall auf der Welt und auch auf den meisten Schiffen so: sie öffnet die Zimmertür, schaltet den Strom ein, man kann kostenpflichtiges innerhalb des Hotels damit bezahlen, man muss sie allerdings nicht durchziehen, wenn man das Hotel verlässt oder wiederkommt, denn es fährt ja abends nicht weg und wird auch nach der härtesten Kneipentour (oder Liebesnacht mit einer hübschen Einheimischen) drei Tage später noch da sein, im Gegensatz zu einem Schiff. Kommen wir zur Gastronomie. Beim Frühstück braucht man die Karte nicht, außer um danach wieder das Zimmer zu betreten. Wer hier wohnt, hat auch Zutritt zu dem wirklich guten, vielseitigen und reichhaltigen Frühstücksbuffet. Ebenso zu dem lächerlichen, nicht erwähnenswerten kontinentalen Frühstück danach.

Das Mittagsbuffet wird im Poolrestaurant aufgebaut, und weil hier nicht jeder Mittagessen gebucht hat, und die Getränke inkludiert sind, hat man nur mit Kartenkontrolle Zutritt. Theoretisch. Praktisch wurde ich bisher nur einmal danach gefragt. Das Buffet selbst ist eher auf gutem Imbißniveau, von jedem etwas, aber es gibt immer auch eine Art Paella, sowie 1-2 Sorten Fleisch und 1-2 Sorten Fisch, frisch und nach Wunsch von den anwesenden Köchen auf der Grillplatte gebraten.

Beim Abendessen, das es wieder im Hauptrestaurant gibt, muss man seine Karte zunächst nicht vorzeigen, sondern erst wenn der Kellner kommt, und man etwas zu trinken bestellt. Dann muss man ihm die Karte mitgeben, und beim einbuchen des Getränks sieht er dann, ob man überhaupt da sein darf. Das Buffet selbst ist eher auf gutem Imbißniveau, von jedem etwas, aber es gibt immer auch eine Art Paella, sowie 1-2 Sorten Fleisch und 1-2 Sorten Fisch, frisch und nach Wunsch von den anwesenden Köchen auf der Grillplatte gebraten. Diese Wiederholung war leider beabsichtigt. Tatsächlich sieht das Abendbuffet schöner aus, weil das Restaurant schöner ist. Dafür sind leider immer die Nudeln kalt, und gewürzt wird häufig wie bei Muttern, also meiner, das heißt gar nicht. Aber manchmal schmeckt es auch großartig. Es gab mal ganz tollen Safranreis, und auch die Schnitzel Wieder Art waren echt ok. Also, man wird satt, keine Problem. Aber ausschließlich zum Essen gehen allerdings, käme ich nicht hierher. Außer vielleicht zum Frühstück.

Es gibt auch zwei Bars, eigentlich drei, aber die dritte habe ich noch nicht gefunden, Ihr wisst ja, das Hotel ist viele Schiffe groß. Auch hier bestellt man, läßt die Karte einlesen, und gut ist. Ab dem zweiten Getränk brauchen sie die Karte nicht mehr, außer der Barkeeper wechselt dazwischen. Bei manchen entfällt der Kartencheck schon ab dem ersten drink, je nach Bekanntheitsgrad des Gastes.  All diese Kartenchecks erspart man den AIP-Gästen durch das Armband, auch wenn mancher von ihnen, anstatt das lästige Plastikding zu tragen, lieber die Karte auf den Tisch legen würde.

Kommen wir zur hochkomplizierten Getränkekarte. Hauptproblem: sie ist nirgends im ganzen Hotel auch nur ausgehängt. Vermutlich findet man sie in der Hotel-App, deren QR-Code zwar überall angeschlagen ist, die sich aber beharrlich weigert, auf einem iphone zu laufen, und man findet sie auf der Homepage des Hotels. was zwar eine einigermaßen praktikable Lösung ist, wenn man auf das hoteleigen WLan verzichtet, aber natürlich eine scharfe Brille braucht, um das Smartphone abzulesen. Vielmehr haben sich folgende drei Methoden durchgesetzt: 

  1. einfach bestellen, was man möchte. Wenn es nicht im AI enthalten ist, kriegt man das gesagt und könnte dann den gepfefferten Preis dafür bezahlen (wenn man ÜF oder HP hat.da muss man das immer), oder den halben mit AI. Weitere Möglichkeit: sie haben es gar nicht. Aber sie haben recht viel.
  2. einfach vor der Bestellung fragen, ob sie das gewünschte haben
  3. auch clever: wenn ein anderer Gast etwas interessantes hat, den fragen was es ist und selbst bestellen.

Zum Schluss noch ein Bild von dem scönsten drink, den ich hier bisher hatte: Ein Sangria.


Leider hat er nicht geschmeckt.




Montag, 6. Juni 2022

Das letzte Murmeltier

Gut, das wollen wir nicht hoffen. aber bevor ich zum Thema komme, gibt es erst einmal einen Höllenlärm gegen sieben Uhr morgens. So laut, dass sogar ich davon wach werde, der ich doch sogar im Flugzeug, auf dem Triebwerk schlafen kann. Zumindest habe ich das immer behauptet. Das Schicksal hatte mich in diesem Jahr um einen Beweis gebeten, und ich muss gestehen: Nein, ich kann es nicht, zumindest nicht in einer Boeing 737-800 während des Steigflugs, da sind die Dinger tatsächlich zu laut dafür. Aber kaum ist die Reiseflughöhe erreicht, klappt es prima. Warum erzähle ich Euch das? Ach ja, sieben Uhr morgens, im Gebüsch vor und hinter meinem Zimmer schreien tausende von kleine Vögeln begrüßen temperamentvoll den neuen Tag. Nein, es sind keine Kanarienvögel, natürlich, denn die gibt es wildlebend gar nicht, sondern Spatzen. Offenbar spanische, denn sie sind stimmgewaltig wie die Menschen hier. Das wird jetzt jeden Morgen so sein, aber egal, daheim der Baulärm vom Nachbarhaus ist schlimmer. 

Jetzt aber zum Murmeltier. Ich bin ja nicht zum ersten Mal, auf Lanzarote, war dreimal mit dem Schiff hier, habe und mache noch Urlaub: einmal mit der ersten Frau, einmal mit der zweiten Frau, und aktuell? Reingelegt, natürlich allein, wie sonst auch, seit Ihr das hier lesen könnt.

Seit Anfang des Jahrhunderts (dieses) werden hier U-Bootfahrten für Passagiere angeboten, und 2012 hatte ich schon einmal eine als Landausflug gebucht, so lustig das klingt. Weniger lustig: aus irgendeinem Grund musste dieser Ausflug abgesagt werden. Schade.

Auch 2019 hat es nicht geklappt, wobei ich zumindest U-Boot fahren 2014 schon mal auf Barbados ausprobieren durfte, und weil mir das gut gefallen hat, gibt es heute einen dritten Versuch auf Lanzarote. Er hat geklappt, es war definitiv der letzte, und ich hätte ihn lassen sollen, denn es war unbequem und hat sich auch nicht gelohnt. Immerhin ein cooles Schiffswrack gab es zu sehen.





Sonntag, 5. Juni 2022

Umzugstag

Heute darf ich mein neues Zimmer beziehen. Wie besprochen, erscheine ich zur Frühstückszeit mit Sack und Pack an der Rezeption, alles ist gut vorbereitet, ich bekomme meine neue Schlüsselkarte, und dann gesagt „Ich gehe besser mit, es ist etwas kompliziert!“ Warum überrascht mich das nicht? Wir durchqueren das Atrium in der anderen Richtung als ich bisher gehen musste - da wäre ich auch von selber drauf gekommen - dann zögert die Rezeptionistin kurz (kennt sie den Weg etwa auch nicht?) - biegt in einen schmalen Gang ein, öffnet eine Tür, hinter der sich ein weiterer Gang erstreckt, weist mich an, von hier aus den zweiten Aufzug zu nehmen, nicht den ersten, was die meisten Gäste tun, sondern den zweiten (warum muss ich gerade an ein Murmeltier denken?) und schickt mich los. Der zweite Aufzug bringt mich - abwärts, das weiß ich inzwischen - diesmal in die 1. Etage, öffnet sich, und draußen gibt es einen Wegweise auf dem steht, wo sich welches Zimmer befindet. Schnell habe ich es gefunden, der Schlüssel passt, die Einrichtung ist identisch mit dem alten Zimmer, außer dass der Safe so weit unten angebracht ist, dass man sich zum öffnen und schließen auf den Bauch legen muss, was ich doof finde, und der Kühlschrank eine knallblaue Discobeleuchtung hat, für die ich auch ein Wort mit zwei „o“ finde: cool. Aber einen besser zugänglichen Safe fände ich noch cooler.

Der schöne große Balkon, den ich auch zuhause gerne hätte, zeigt, wie versprochen auf das Meer und weiter unten auf ein paar schmale lanzarotinische Straßen und schöne Häuser. Verkehr gibt es kaum, und ich mag die neue Aussicht lieber als die alte. Doch urteilt selbst:



                                    vorher



                                   nachher


Doch jetzt zum wichtigsten Punkt, der Lage. Wenn Ihr die Karte im unteren Bereich anseht, findet ihr rechts auf der Straße die Nummer 114. Da wohne ich jetzt, also, nicht auf der Straße, sondern im 1. Stock. Bis zum Restaurant Magdalena, wo es Frühstück und Abendessen gibt, ist es nur noch ein halbes Schiff weit, in das Restaurant Oyambre, wo man das Mittagessen bekommt, weit weniger, und in die Poolbar Puerto Chico, wo ich gerne bin, ist es so nah, dass ich im Bedarfsfall am schnellsten meine eigen Toilette erreichen kann. Perfekt!

 

Samstag, 4. Juni 2022

Internationales

Wir sind hier, wie ihr schon längst wisst, auf Lanzarote. Das ist eine der kanarischen Inseln, die bekanntlich geologisch zu Afrika, aber politisch zu Spanien gehören. Und folglich ist die erste Sprache hier im Hotel natürlich - falsch, englisch ist die erste Sprache. Das ist die Sprache, die die allermeisten Gäste sprechen, und worauf sich das Personal so gut eingestellt hat, dass zum Beispiel der Barkeeper der Poolbar meine mühsam gelernte Bierbestellung „Quiero una cerveza, por favor“ mit der Rückfrage „drink here or take away?“ beantwortet. Eigentlich hätte er fragen sollen „aqui o para llevar?“ (sorry, es hätte am Anfang ein auf den Kopf gestelltes Fragezeichen gebraucht, aber ich weiß nicht wie das geht), aber zumindest den zweiten Teil der spanischen Antwort habe ich hier erst gelernt. Es ist aber auch gar nicht so wichtig, jedes Wort zu verstehen, denn alles wird mit weltweit verständlichen Gesten untermalt: Bei „here“ klopft der Barkeeper zweimal nachdrücklich auf die Theke, für „take away“ gibt es zwei „Wörter“: entweder eine ausladene Geste über den Poolbereich, oder die beidhändige Simulation des Flügelschlags von Vögeln. Hintergrund für die Rückfrage ist die Sicherheit: Getränke zum Verschleppen gibt es in bruchsicheren Plastikbechern, wer brav an der Theke trinkt, bekommt ein richtiges Glas. Außer, er hat Kaffee bestellt. Da haben sie Tassen, was auch sonst. Die Verständigung klappt sehr gut, obwohl sie mit jedem Englisch sprechen, sogar mit den Franzosen. Das braucht dann meistens massiv Zeichensprache, wenn die Wünsche über „Bier“ und „Kaffee“ hinaus gehen. Leider gibt es keine Druckversion der ungemein komplizierten Getränkekarte, sondern nur im Internet, und das WLan hier im Hotel ist so preiswert wie unzuverlässig. Über die Getränkekarte und das Abrechnungssystem hier erzähle ich Euch ein anderes Mal.

Das Mittagessen ist vorbei, ich trinke an der Bar noch einen Kaffee (ok, gelogen) und komme nach einer Weile passiven Zuhörens mit drei älteren Männern ins Gespräch. Einer von ihnen spricht schönes, sauberes Englisch. Das ist ein Ire. Der zweite, das habe ich auch so erkannt, weil ich schon oft dort gewesen bin, stammt aus dem Norden Englands. Und der dritte spricht Englisch, ähnlich wie ein Inder oder Araber, recht hart und mit rollendem „R“. Er ist Schotte. Politisch eine heiße Mischung, die drei, eigentlich. Aber sie sind sich einig, friedlich, freundlich, entspannt, und auch optisch ähnlich mit ihren blauen Augen und den wenigen grauen Haaren. Wir verbringen einen schönen Nachmittag, bis der Ire aufgibt, der Schotte immer lauter und der Engländer immer undeutlicher spricht und bald von seiner Frau abgeholt wird. Irgendwie vertragen die Jungs von den Inseln auch nicht mehr so viel wie früher!


Freitag, 3. Juni 2022

Das Hotel und die Orientierung

Der größte Künstler und Architekt der Insel, César Manrique, hatte zu Lebzeiten bestimmt, dass kein Haus auf Lanzarote höher als eine Palme sein darf (für uns Mitteleuropäer: drei Etagen), und bis heute hält man sich daran, bis auf das Grand-Hotel in Arrecife, aber das war einfach schon vorher da. Gern hätte ich in diesem coolen Wolkenkrater gewohnt, aber es war mir zu teuer. Zurück zum Hotel Costa Calero.

Die erste Frage: wenn nur drei Etagen erlaubt sind, warum hat das Hotel dann sechs? Und warum sieht man sie nicht, wenn man ankommt? Ganz einfach: das Hotel ist in zwei sich kreuzende Hänge gebaut und hat einen rechteckigen Grundriss, dessen längere Seite parallel zur Küste verläuft und sanft nach Westen abflacht. Die östliche kurze Seite neigt sich recht steil zur Küste, die westliche eher sanft. Die Zufahrt und damit auch der Haupteingang liegen auf dem hinteren, hohen Straßenniveau und damit auf der dritten Etage. Und da Ihr mir vermutlich schon jetzt nicht mehr folgen könnt, gibt es erst einmal einen Plan vom Hotel, auf den ich mich ab jetzt beziehe:





Rechts oben seht Ihr die Rezeption, dahinter befinden sich, mit der Basis schon in den Hang hinein gebaut, die Gebäude für die Etagen 3-5. Die liegen aber höher als die Rezeption, die auch auf der Etage 3 ist. Vor den genannten Gebäuden haben wir eine Gebäudereihe mit den Etagen 2 und 1. Am rechten Ende des Gebäudes mit der Nummer 289 wohne ich, ungefähr da, wo es Richtung Garten vorspringt. Alle Gebäude rechts davon, bis 244, werden gerade renoviert. Die Zimmer, deren Nummer mit einer 1 beginnen, liegen eigentlich auf der gleichen Etage wir die Pools, aber doch etwas höher, wegen dem Meerblick, und um die Leute zu irritieren. Der gesamte Innenbereich fällt Richtung Meer ab, aber das merkt man nicht gleich. Es gibt sogar unten noch eine Etage 0. da liegen alle Zimmer, deren Nummer mit einer 0 beginnen. Die haben zwar nur Straßenblick, aber immerhin eine Terrasse. Und tatsächlich muss man poolseitig erst in „den Keller“ gehen, um sein Zimmer zu betreten.

Bevor ich mich noch vollends verplappere: die hinteren Zimmer der Etage 2 liegen höher als das Restaurant auf Etage 2, und die vorderen Zimmer der Etage 1 liegen höher als die Pools auf der Etage 1. Eigentlich ist die ganze Hotelanlage zu eckig für den Stil von César Manrique, aber das mit den verschobenen Etagen könnte echt von ihm sein!


Donnerstag, 2. Juni 2022

Die Weichen werden gestellt

Eigentlich ist noch immer Mittwoch, denn Ihr wollt sicher wissen, wie mein Date mit der Reiseleiterin ausging. Sie erschien gut gelaunt und für spanische Verhältnisse pünktlich mit einem Brett, nicht vor dem Kopf, sondern unter dem Arm, fast so groß wie sie selber, was sich als Karte von Lanzarote herausstellte. Fast schon lebensgroß, denn die Insel ist recht klein, man kann jeden einzelnen Einwohner auf der Karte sehen. Ok, vielleicht nicht ganz. 

Bevor sie mich mit ihrem Ausflugsangebot überfallen kann, klage ich mein Leid mit dem weiten Weg zu meinem Zimmer, ziehe - wenn auch ungern - als Trumpf meine Karte mit der Gehbehinderung, und sofort verspricht sie, sich zu kümmern. Da sich an der Rezeption die Kunden gerade ballen, bewirft sie mich dennoch erst einmal mit Ausflugsangeboten, wohl wissend, dass ich schon mehrfach auf der Insel war. Was sie nicht weiß, dass ich mir zuhause längst ausgesucht habe, was ich machen möchte, und genau das verkauft sie mir, sogar zu fairen Preisen.

Etwas später. Die Rezeption ist jetzt frei. Wir gehen hin, und die Reiseleiterin verhandelt mit einer Rezeptionistin, temperamentvoll, auf Spanisch, was lustig ist, denn beide sind Deutsche, wissen es nur noch nicht voneinander. Das ändert sich, als ich ins Gespräch einbezogen werde und gesagt bekomme, ich könnte am Sonntag früh umziehen in den ersten Stock, auch mit Meerblick, am anderen Ende der Anlage, ganz nah zu fast allem. Ich bin einverstanden und bedanke mich höflich.


Jetzt ist wirklich Donnerstag. Da ich - zumindest noch - weit weg von allen Getränkequellen wohne, hätte ich gerne eigene Vorräte im Kühlschrank. Den zumindest habe ich, und sogar Gratiswasser steht drin. Alles andere kostet, egal, es ist sowieso nichts da. Nichts da kann man ändern, habe ich an der Rezeption erfahren: Einfach in die Schreibtischschublade greifen, die Minibarliste mit seinen Wünschen ausfüllen, bis 12.00 Uhr dem Zimmermädchen geben, wird erledigt. Rechnung folgt bei Abreise. Oder man geht in den hoteleigenen Minishop und kauft da ein. Ich probiere Plan A. Einen Schreibtisch hat mein Zimmer, klein und niedlich. Eine Schublade hat er nicht. Jeweils eine davon findet sich an den beiden kleinen Nachttischen, aber auch da ist keine Liste. Ich könnte ein Zimmermädchen darum bitten, aber nachdem 12.00 Uhr schon längst vorbei ist, probiere ich lieber Plan B, den Minishop. Er ist wie fast alles zwei Schiffe weit weg, aber immerhin gut zu finden. Fröhlich öffne ich die Tür, öffne ich die - nein, mache ich nicht, denn wie wollte es Murphy? Die Tür ist abgeschlossen! Na klar. Vorsichtshalber stehen auch nirgends Öffnungszeiten dran. Merkwürdig ist nur die helle Beleuchtung innen und die Verkaufsstände mit Bikinis und Sonnenhüten vor dem Laden. Da höre ich ein  fröhliches òla!, eine kleinere, leicht fußkranke ältere Dame mit einem großen Schlüsselbund  kommt näher, so schnell es geht, und schließt auf. Mit ein paar Getränken und dem gefühlt 110. Kühlschrankmagneten für zuhause ziehe ich mich zurück.


Mittwoch, 1. Juni 2022

Miles and More

Wie schon gesagt, drehen wir erst einmal zurück auf gestern. Wir haben also noch Dienstag, und nachdem in der Empfangshalle keine Willkommensschilder hochgehalten werden (jedenfalls nicht für mich), suche und finde ich sehr schnell den kleinen Schalter von Alltours, wo mich eine hübsche Blondine mit blauen Augen und hüftlangem Haar freundlich begrüßt, auf ihrer Liste abhakt, erklärt, wie ich den Transferbus finde (einfach dem roten Weg folgen bis Parkplatz 48, was weit weg klingt) und sich für morgen Mittag mit mir verabredet (nichts böses denken, sie ist die Reiseleiterin und will nur, nein, nicht spielen, sondern Ausflüge verkaufen). Fertig. Ich verlasse also das Flughafengebäude, finde tatsächlich einen roten Weg und folge ihm froh und optimistisch schwitzend durch die abendliche Wärme. Bis er sich gabelt. Nicht politisch verstehen, bitte: ich entscheide mich, wie meistens, für den rechten Weg, der in diesem Fall zu einem großen Gebäude führt, das ein Parkhaus - naja, zumindest sein könnte. Während ich nach dem Lift nach oben suche, denn das sollte ich tun, hatte sie gesagt, stellt sich mir ein Flughafenmitarbeiter in den Weg, der längst nicht mehr rot ist, also, der Weg, und scheucht mich wieder fort, bevor ich noch unter irgendwelche Transportbänder gerate.

Also den wiedergefundenen roten Weg zurück, die linke Gabelung gewählt. Sieht aber auch nicht richtig aus: der Weg überquert einen Platz, begleitet ein ganzes Stück entlang eine Hochstraße und verläuft dann, nein, nicht im Sand, sondern in einen Fußgängerüberweg. Auf der anderen Seite gibt es - etwas versteckt, kaum zu erkennen, aber dennoch vorhanden: eine Lifttür mit einem Bussymbol. Ich wage es, fahre eine Etage hoch (was anderes gibt es sowieso nicht) und stehe nicht auf einer Hochstraße, sondern einem riesigen Busparkplatz. Der Rest ist einfach, der Busfahrer froh, dass ich auch endlich da bin, und los geht’s. Sogar die gewohnte Geräuschkulisse ist vorhanden: die beiden lauten Damen aus dem Flugzeug sitzen hinter mir und laufen während der nächsten Dreiviertelstundunde zur Hochform auf. Ihr aktuelles Thema: ob sie das richtige Hotel gebucht, oder andere vielleicht ein schöneres haben, ob die eine der anderen dann vielleicht deswegen Kopf abreißt, und weiß der Geier was alles. Der Bus macht halt am östlichen Ende von Puerto del Carmen, wo die ersten Gäste aussteigen. Das Hotel macht einen guten und gepflegten Eindruck, nur die Einfahrt ist etwas eng für den Bus. Egal, der Fahrer macht das schon. Die Damen beurteilen das Hotel als schön, bis sie die große Entfernung zum Strand entdecken. Ich persönlich finde die Lage gar nicht so schlecht, gleich um die Ecke zum Beispiel gibt es einen Lidl, was doch sehr praktisch sein kann, wenn es im Hotel nicht schmeckt. Wir duchqueren die Stadt. Entlang unserer Route ist Puerto del Carmen bunt, schrill und wirkt etwas schlampig und abgenutzt. Wer action möchte, wohnt hier. Wer Lanzarote möchte, lieber in einem anderen Ort.

Der nächste Stop ist am westlichen Ende der Stadt, fast schon in den Bergen. Die Häuser sind nicht besser, aber weniger bunt. Der Bus hält an, indem er die enge Straße komplett blockiert, Zwei junge Frauen steigen aus, und hinter mir höre ich Bemerkungen wie: „Hier gibt’s doch gar kein Hotel“ - „Da hätte ich ja Angst“ - „Wer weiß, was die hier wollen“ - „Meinst Du?“ - „Ja, die schauen doch irgendwie - aus, weißt schon!“ 

Nein, das tun sie nicht, sie sehen ganz normal aus, kräftig geschminkt, gut gestylte lange Haare, leicht arroganter Blick, so wie ganz viele junge Damen heutzutage eben aussehen. Sie verschwinden mit ihren Koffern in einer engen Gasse, wo ich zwar auch kein Hotel vermute, aber vielleicht haben sie eine Ferienwohnung gemietet?

Da es keine Küstenstraße gibt, quält sich der Bus mit letzter Kraft bergauf Richtung Norden und allmählich Richtung West-Süd-West bergab, bis die ersten traditionellen Häuser von Puerto Calero auftauchen: würfelförmig, blitzblank, weiß, mit weißen Fensterrahmen und Türen, im Hintergrund das tiefblau blitzende Meer und der (von Segelbooten gut besuchte) Yachthafen. 

„Uii, ist das schön hier“ höre ich, und „sieht gleich viel teurer aus.“ - „und so sauber“.

Das nächste Hotel kommt in Sicht. Es sieht groß, modern und edel aus, und als wir in die Einfahrt davor einbiegen, ist Platz für mindestens vier Busse. „Das hat bestimmt fünf Sterne!“ höre ich bewundernd.

Jetzt ist es Zeit für meinen Einsatz. Ich drehe mich um, lächle und sage „Leider nur vier!, Ihr dummen Kühe!“. Natürlich, die ungebildeten Huftiere denke ich mir nur, bedanke mich für den zweistimmigen„Schönen Urlaub Ihnen!“, wünsche ihn zurück und steige aus, gefolgt von den neidischen Blicken der beiden, die jetzt nach Playa Blanca fahren. Was sie noch nicht wissen, aber ich: dort ist es auch sehr schön, nur größer, also, der Ort. Und schöne Hotels haben sie auch. 

Mein Koffer und ich betreten das riesige Atrium des Hotels, das so heißt wie die Gegend, nämlich Costa Calero. Um die Rezeption zu erreichen, hat man erst einmal seinen großen Auftritt: Über eine Brücke, die den Blick auf die unterste Etage des riesigen Atriums frei gibt, vorbei an einer üppigen Freitreppe Richtung Pianobar oben drüber, und dann sieht man sie, eher unscheinbar, in einer etwas dunkleren Ecke, besetzt von drei netten jungen Damen, die alle kein deutsch können, aber mich gerne auf Englisch einchecken. Ich bekomme (weil so gebucht) ein Standardzimmer mit Meerblick, wovon sie 62 haben, die alle nebeneinander in der zweiten Etage liegen. Meins ist gefühlt das 59., und der Weg dahin geht wie folgt: Durch die kleine Automatiktür neben der Rezeption, eine schiefe Ebene hoch, viele lange Gänge entlang, sehr viele, dann mit dem 3. Aufzug in den 2. Stock fahren, rechts um die Ecke den Gang entlang und dann auf der linken Seite. Ich versuche also mein Glück und besteige nach ca. zwei Schiffslängen (eine Einheit, die ich kürzlich in Lissabon gemessen habe: 3 Schiffe, hintereinander am Flussufer festgemacht, sind ca.1km lang) den dritten Aufzug. Doch damit kann man nicht in den zweiten Stock fahren, auch nicht in den ersten, nur in den vierten, und da will ich nicht hin. Also zurück zur Rezeption, ich schildere mein Problem, zweiter Versuch. Diesmal geht die Rezeptionistin vorsichtshalber mit. Auf dem Weg erklärt sie mir nochmal, dass ich den dritten Aufzug benutzen muss. Während ich ihr freundlich erkläre, dass ich durchaus bis drei zählen kann, kommen wir an meinem dritten Aufzug vorbei, ohne dass sie auch nur den Schritt verlangsamt, bis wir ihren dritten Aufzug erreichen. Nun funktioniert alles wie versprochen, nach drei Versuchen geht sogar die Zimmertür auf, und ich bin angekommen. Über das Zimmer, es wird nicht das letzte sein, erzähle ich Euch an anderer Stelle.

Nun meldet sich der Hunger. Das Hauptrestaurant liegt auf der gleichen Etage wie mein Zimmer, vom Balkon aus kann ich es sogar sehen, was bei der Orientierung ungemein hilft. Einfach aus dem Zimmer, nach rechts den Gang, entlang, dann rechts ins Atrium, dann rechts um die Ecke, und schon ist man drin. Theoretisch. Im Normalbetrieb auch praktisch, aber: die ersten vierzig Zimmer werden gerade renoviert, sind daher vorne und hinten von einem Bauzaun versperrt und erfordern deswegen einen Umweg. Aber den kenne ich ja jetzt: raus aus meinem Zimmer, nach rechts, links in den Aufzug, und dann runter zum Gang, der zur Rezeption führt. Alles easy. Die Aufzugtüren öffnen sich, der Gang ist nicht mer da. Dafür sehe ich jetzt Abendsonne, Liegestühle, einen Pool und zwei Katzen. Die rennen zwar weg, als ich näher komme, dafür finde ich einen Wegweiser mit vielen Holztafeln. Auf einer steht „Restaurant“. Ich folge dem schön bepflanzten. leicht verwinkelten Weg, etwa 1 1/2 Schiffe lang, bis zu einer langen, flachen Treppe, die zum Restaurant hoch führt, was mich schon wieder irritiert, denn es ist ja unter der Rezeption, und die liegt ebenerdig auf Straßenniveau. Egal, erst einmal essen (auch ein Thema für einen anderen Beitrag), und dann zurück, wie ich gekommen bin. Das ist der Plan. 

Gesättig mache ich mich auf den Weg, über die lange Treppe runter in den Poolbereich, bis zu der Stelle, wo der Wegweiser stand (und noch immer steht, aber in der Dunkelheit nicht mehr lesbar ist. Aber die Stelle ist richtig, ich bin ganz sicher, sehe sogar den Aufzug, gehe hin und drücke erleichtert den Rufknopf. Nichts passiert. Kein Licht, kein Brummen, auch nicht nach dem fünften Versuch. Und jetzt? Ich könnte wieder zum Wegweiser, eineinhalb Schiffe weit bis zum Restaurant, von da aus zur Rezeption, von da aus zwei Schiffe weit auf dem bekannten Weg bis zum dritten Aufzug, vor dem ich vermutlich gerade stehe? Der dann nicht funktioniert? Hier unten könnte ich wenigstens in einem Liegestuhl am Pool schlafen, doch das möchte ich nicht. An der Rezeption könnte ich nochmal nach dem Weg fragen, aber das möchte ich ganz, ganz bestimmt nicht. Da wird es plötzlich heller, weil Mondlicht durch die Wolken bricht, und ich sehe eine Treppe, die sich bisher schamhaft im Hintergrund gehalten hatte. Tatsächlich führt sie direkt zum dritten Aufzug im zweiten Stock, von wo aus ich nun endlich mein Zimmer finde. Ich lege mich hin, und denke mir im Einschlafen, dass ein Navi für Hotelanlagen keine schlechte Erfindung wäre…

Heimkehr

Heute geht es nach langer, langer Zeit wieder nachhause. Hoffe ich, denn seit dem letzten Wochenende fällt überall in Deutschland Schnee, je...