Donnerstag, 31. Oktober 2019

Halloween auf dem Schiff

Enttäuscht wurde ich heute von der nicht vorhandenen Mitteilsamkeit meiner größtenteils recht drögen Mitreisenden. Vielleicht sind sie auch nur müde von den letzten beiden Sonnentagen, oder überfordert, weil sie sich heute beim Mittagessen zwischen vier statt drei Restaurants entscheiden müssen, und spät abends, zum late night snack um 22:00 Uhr nochmals zwischen zwei verschiedenen Möglichkeiten, denn heute haben wir Halloween, dazu Seetag, das ist nicht jedem geheuer. Jedenfalls hocken sie überall herum, die Mumien, sind aber unfassbar still, selbst die weiblichen. Vereinzelt hat das Schiff auch schon den einen oder anderen Mitreisenden in den Schlaf geschaukelt. Und ehe Euch das jetzt auch passiert, schneiden wir nochmal zurück auf das gestrige Frühstück.

Zurück zur "Lehrerin". Es ist nur eine Vermutung, weil ausgebildete Sängerinnen nicht rülpsen müssen. Ihre Äußerungen hingegen lassen entweder auf sehr weltfremde Unterrichtsfächer schließen wie altgriechisch oder Panflöte, oder sie ist doch Sängerin, eine Sopranistin mit porösem Luftmananagement. Sopranistinnen haben - intellektuell gesehen - den gleichen Ruf wie z.B. Primaballerinen im Ballett (jetzt musste ich den sehr seltenen Plural glatt nachprüfen, denn ich möchte mich nicht auf das RTL-II/VOX-Niveau begeben, wo heutzutage ernsthaft von Globussen erzählt wird und davon, dass Zigaretten und co. "Rauchwaren" seien). Welchen Ruf eigentlich? Ach ja, den der klassischen Blondine (was vor etlichen Jahren mal eine damals noch sehr junge, aber schon sehr prominente Starsopranistin in aller Öffentlichkeit erzählt hat, Sandra Schwarzhaupt war es, auf die Frage, wie weit sie mit dem Führerschein wäre).

Zurück zum Thema und unserem alten Ehepaar:

"Schau mal, auf dem Schiff steht Royal" (was sie hinten betont). Es steht - neben dem Schiffsnamen - auch nicht nur "Royal" darauf, sondern - gut lesbar - der ganze Reedereiname "Royal Caribic". Das sind die, die auch die ganz ganz großen Schiffe haben wie die "Allure of the seas", und deswegen schon fast zur Allgemeinbildung gehören.

"Ob das aus England kommt" fährt sie fort.

"USA!" ist die ausführliche Antwort.

Aus einer völlig anderen Richtung hört man eine leise, schüchterne Schiffssirene. Einmal nur.

"Jetzt fährt sie los" begeistert sich die Dame.

"Nein" sagt er. Macht sie natürlich nicht. Warum auch, sie ist ja gerade erst angekommen. Außerdem hupen Kreuzfahrtschiffe in der Regel dreimal, wenn sie los fahren, und die anderen antworten entsprechend, was zu einer richtigen Lärmbelästigung führen kann und mittlerweile in Civitavecchia (ausgerechnet Italien) verboten ist.

Man hört das internationale, auch jedem Kreuzfahrtgast bekannte, Notsignal: 7x kurz, 1x lang.

"Aber jetzt fährt sie los" meint die Dame

"Nein, das ist Probealarm!"

"Für's auslaufen?"

Die Antwort kriege ich leider nicht mehr mit, denn während sich ein kleines, verrostetes Schiff - das, was zuerst gehupt hatte - vorsichtig davon macht, erklärt der Kreuzfahrtdirektor über Lautsprecher den Rest des Tages. 

Zurück im Hier und Jetzt: Gruseliger wurde es nicht mehr, trotz Halloween. Wie denn auch.




Mittwoch, 30. Oktober 2019

Urlaub auf dem Schiff

Gran Canaria, warme Sonne, die Frisur hält. Das sollte sie auch, denn innerhalb des Schiffes ist es windstill. Außerhalb auch, und schon morgens haben wir Flaute mit 25°C im Schatten. Bei Euch soll es ja bereits Nachtfröste geben...

Es ist ein herrlicher Platz für ein langes, gemütliches Frühstück auf der Terrasse der Kantine (=Buffetrestaurant) auf Deck 8. Während sonst hier während der gesamten Essenszeit ein hauen und stechen um Sitzplätze und Lebensmittel (vor allem das letztere ist unverständlich) herrscht, natürlich in Zeitlupe, aber umso verbitterter, hat man heute freie Auswahl an Plätzen und freie Aussicht auf den Hafen, wo bereits die "Explorer of the Seas" liegt (das ist keine von den ganz, ganz großen, "nur" 3.500 Passagiere), und sich hinter uns die "Saga Sapphire" anschleicht, eher eine Nußschale für 700 Passagiere. Und da es recht leise ist überall, bekomme ich (leider) wieder einmal mit, was die greisen Tischnachbarn so von sich geben. Das Paar am nächsten Tisch besteht aus einer ziemlich aufgetakelten großen schlanken Dame jenseits der siebzig, über die ich zumindest positiv vermerken möchte, dass sie nicht den Standard-Herrenhaarschnitt von 80% der Damen hier trägt, und auch nicht die ebenfalls recht populäre 50er-Jahre Beton-Dauerwelle, sondern eher eine flotte, poppige, silbergraue Langhaarfrisur à la Miss Piggy, was aber gut zu ihren Glitzerohringen und ihrem Benehmen passt. Der sehr dünne Mann dazu ist geschätzte 2,10m groß, hält sich aber krankheitsbedingt sehr krumm. Ansonsten scheint er ganz in Ordnung zu sein, er holt sich trotz seiner Behinderung den Tee selbst, ganz übermütig ohne Stock, und wenn er mal was sagt, ist das meist auf den Punkt. Wahrscheinlich sogar immer, aber er sitzt mit dem Rücken zu mir, und im Gegensatz zu seiner Frau spricht er leise. Die Frau dagegen spricht nicht nur laut und deutlich. Wann immer der Mann gerade weg ist, beginnt sie zu singen oder pfeifen, und das klingt nach ausgebildeter und geübter Stimme. Ich sinniere vor mich hin, ob sie in ihrem Berufsleben Lehrerin oder Sängerin war, da gibt sie die Antwort selbst. Ihr entschlüpft ein Bäuerchen, naja, ein Landwirt, also, um ehrlich zu sein, ein massiver Gutsherr, und er wird nicht allein bleiben an diesem Morgen. Also Lehrerin. Einen ganz kleinen Moment lang wachsen mir Teufelshörnchen, und ich spiele mit dem Gedanken, sie erröten zu lassen, indem ich sie anlächele und "prost" sage (ihr Mann ist nämlich gerade Tee holen). Aber im letzten Moment entscheide ich mich dafür, es nicht zu tun und unauffällig zu bleiben, denn vielleicht liefert sie mir in den nächsten Tagen noch mehr Stoff. Und ich sollte nicht enttäuscht werden.





Dienstag, 29. Oktober 2019

Das Lanzarote-Murmeltier

Unter all den Inseln, die ich bei meinen vielen Reisen schon besucht habe, gehört Lanzarote für mich zu den top five. Und das, obwohl es hier stellenweise aussieht wie auf dem Mars, oder vielleicht gerade deswegen. Ich hatte hier schon zweimal sehr schön Urlaub gemacht, und war einmal mit dem Schiff da gewesen. Für den Aufenthalt damals hatte ich einen ganz speziellen Landausflug gebucht: ich wollte zum ersten Mal im Leben eine Fahrt mit einem U-Boot machen (ist nicht wirklich ein Landausflug, ich weiß). Doch ausgerechnet an diesem Tag musste das U-Boot - wie man mir am Vorabend, also absolut rechtzeitig, mitteilte - repariert werden, so dass die Fahrt leider ausfiel, und ich mich auf einen kurzen Spaziergang in Arrecife, der Hauptstadt, beschränken musste.

Sieben Jahre später. Wie U-Boot fahren geht, weiss ich inzwischen. Dennoch steuert das Schiff unbeirrt Lanzarote an, und ich habe auch wieder einen Ausflug gebucht: Nordlanzarote, mit Besuch der Fundacíon César Manrique. CM ist der Mann, der weit über seinen Tod hinaus als Künstler, Politiker und Architekt bis heute einen riesigen Einfluss darauf hat, dass Lanzarote möglichst im Naturzustand blieb, und es unter anderem auch keine hohen Gebäude gibt. Die Fundacíon war sein Wohnhaus und Atelier, das er in eine große Lavablase einbauen ließ, mit Pool, Grillplatz und allem drum und dran. Ich war zwar schon einmal dort gewesen, aber das ist ein so toller verwunschener Platz, den könnte man auch ein zweites Mal besuchen. Könnte. Aber: ausgerechnet heute wäre Manrique 100 Jahre alt geworden, und aus diesem Anlaß hat die Fundacíon heute geschlossen. Stattdessen fährt man zu den weltweit einmaligen kleinen weißen Höhlenkrebsen von Jameos del Agua.

Da ich die kleinen Krebse alle noch persönlich kenne, beschränke ich mich stattdessen auf einen sehr kurzen aber ziemlich heißen Spaziergang in Arrecife, der Hauptstadt.



Montag, 28. Oktober 2019

Eine Insel mit viel Bergen

Heute besuchen wir einen Ort, der auf einer Insel liegt, die so groß ist, dass sie gleich an vier Meeren liegt: dem Atlantik, dem indischen Ozean, dem roten Meer und dem Mittelmeer. Diese Insel heißt Afrika, und der Ort ist Agadir in Marokko. Hier war ich schon einmal, vor sieben Jahren, und es hatte mir recht gut gefallen. Kaum sind wir da, gehe ich auf ein Außendeck, um die schöne Aussicht und die frische Morgenluft zu genießen. Mit der Aussicht klappt das auch, aber lüften könnten sie hier schon einmal wieder. Ein Blick ins Wasser erklärt, warum es so stinkt: Das Hafenwasser ist dermaßen voller Müll, als hätten sie seit meinem letzten Besuch nicht mehr sauber gemacht. Haben sie wahrscheinlich auch nicht. Und das setzt sich auch fort während der langen, anstrengenden Busfahrt nach Marrakesch: egal ob bergauf oder bergab, alles ist staubig und vermüllt. Marrakesch selbst zeigt laut und überfüllt, den versprochenen Zauber von 1001 Nacht findet man wahrscheinlich erst, wenn die Sonne untergeht und alles von bunten Lichtern erleuchtet wird. Aber da sitzen wir leider längst schon wieder im Bus, denn die Mumien-Karawane muss weiter...



Sonntag, 27. Oktober 2019

Die Mumien kehrten zurück

Laut Katalog heißt diese Reise "zu den Sonneninseln im Atlantik". Das bedeutet: schönes Wetter an Orten die man nur per Schiff erreichen kann, innerhalb einer bestimmten flüssigen location. Wer sich solchen Quatsch nur immer ausdenkt. Ich habe mal anhand des Routenplans nachgezählt: bei großzügigster Definition haben wir elf Inseln, die aber auch bei allergroßzügigster Definition nicht alle im Atlantik liegen, oder vielleicht doch? Wie schon erwähnt, beginnen wir in Málaga, was auf einer riesengroßen Insel namens Eurasien liegt, die wiederum teilweise vom Atlantik umflossen ist, aber nicht an der Stelle um die es gerade geht. Wie Ihr natürlich alle wisst, liegt Málaga am Mittelmeer, und von dem führt nur eine kleine Straße zum Atlantik, nämlich die von Gibraltar. Aber immerhin Sonne und Wärme haben wir, man kann noch draußen essen, falls man einen Platz findet. Aber das ist schwer, denn überall sind sie: die Mumien vom letzten Jahr, samt ihren Rollatoren, Rollstühlen, sonstigen Gehhilfen und Nordic-Walking-Stöcken. Und fast alle anderen bewegen sich wie die Zombies aus "The Walking Dead". Ohne Scheiß. Das wird ein cooles Halloween dieses Jahr!




Heute haben wir einen Seetag, und befinden uns zweifelsfrei im Atlantik. In der Seenacht davor war das noch nicht so. Manch einer hatte sogar seinen Schönheitsschlaf unterbrochen, um die Passage der Meerenge zwischen Mittelmeer und Atlantik zu betrachten. Allein, mehr als eine schlecht beleuchtete Nebelwand war nicht zu sehen, und dafür morgens um drei aufstehen? Hat sich denn wohl nicht gelohnt. Aber das Wetter ist schön, man könnte draußen essen. Früh gelingt mir das auch, mittags nicht, und abends ist das erste Galadinner dieser Reise, was traditionell sowieso ohne mich statt findet, wegen einer Mischung aus fehlendem Outfit und grundsätzlicher Ablehnung solcher Sachen. Während ich stattdessen vergnügt zusehe, wie 20 Millionäre in Mexico im Kreis herum fahren, genieße ich mein spezielles Galadinner aus den Kabinenvorräten. Hat zwar etwas Arbeit gemacht, war aber äußerst delikat.









Samstag, 26. Oktober 2019

Wäre Lufthansa nicht besser gewesen?

Früher Morgen, ich sitze im ICE nach Dortmund, und der ist gut gefüllt mit jungen fruchtbaren Paaren und ihren reichhaltigen Anhängen zwischen zwei und fünf Jahren. Die Geräuschkulisse ist dementsprechend, aber seit ich meine Tage nicht mehr in einem Großraumbüro verbringen muss, kann ich so etwas besser ab als früher. Zum Glück fährt der Zug auch gar nicht bis zum Fraport, warum auch immer, und ich darf in Wiesbaden aussteigen und in eine praktisch leere S-Bahn wechseln. Die hält am Flughafen aber nicht im S-Bahnhof, sondern da, wo eigentlich der ICE hingehört. Der Lautsprecher auf dem Bahnsteig erzählt etwas von Streckenumbau und neuen Signalen, und dass es für den Rückweg gar keine Bahnverbindungen gibt. Macht nichts, ich komme ja nicht zurück, also, mit dem Flugzeug.

Wo muss ich eigentlich hin? Normalerweise nicht weit, denn die Schalter der Lufthansa sind direkt am Eingang von Terminal 1. Das Problem ist nur, dass auch PHOENIX seine Gäste gelegentlich überrascht, und wir diesmal mit CONDOR fliegen. Hoffentlich, gehören sie doch eigentlich zur pleite gegangenen THOMAS-COOK-Gruppe, aber im Reisebüro hatte man mich da beruhigt. Und selbst wenn, besser in Frankfurt stranden als in Timbuktu und dann Prügel kriegen vom Hotelier.

Nach einer langen Wanderung durch T1 gibt es eine Verengung, linkerhand das (seltsamerweise geöffnete) Servicecenter von Thomas Cook, rechterhand die Condor-Schalter der 1. und 2. Klasse, und dann öffnet sich die riesige Halle der Condor-Holzklasse. Laut Infotafel sind für jeden Flug 3-4 spezielle Schalter vorgesehen, wo man sich gut vorsortiert anstellen kann. Eigentlich. Ein PHOENIX-Reiseleiter zeigt wo man sich anstellen soll, und es scheint natürlich die längste Schlange zu sein. Ist es aber nicht. Es ist die einzige. Die wenigen offenen Check-in Schalter sind auch nicht mit Flugzielen beschriftet, sondern nur mit dem Wort "Economy", was in diesem Fall wohl heißen soll, wir sparen Personal, und jeder macht alles. Bei der LUFTHANSA dagegen waren die Schalter alle auf und meistens so schön leer.

Da die Schlange zu lang ist für die Halle, schlängelt sie sich zweimal hin und eineinhalb mal her, und natürlich stehen die Leute mit der meisten Zeit (dem spätesten Abflug) nicht zwangsläufig hinten, eher im Gegenteil. Ein Bodensteward versucht gelegentlich die Passagiere, deren Flugzeuge los müssen, aus der Schlange heraus zu lösen, aber da er nur ein dünnes Stimmchen hat, verhallen seine "Punta Cana"- oder "Mexico"-Schreie oft ungehört.




Kaum eineinhalb Stunden später stehe ich - in der nächsten Schlange, nämlich der vom Sicherheitscheck. Da hier alle Schalter besetzt sind, geht es etwas schneller voran, und schon findet man sich in einem Warteraum mit komfortablen Rüsselanschluss (ich weiß, das Ding heißt eigentlich "Fluggastbrücke") und man braucht auch bis zum boarding nicht mehr lange zu warten. Allerdings - da kommt ein Bus, weil das Flugzeug auf einer Außenposition steht. Das tun wir auch, fast eine Viertelstunde lang, nämlich im Treppenhaus vor dem Bus, weil das Flugzeug noch nicht ganz fertig ist. (Nein, zusammengebaut ist es schon, aber noch nicht gereinigt und gecatert). Aber auch das geht vorbei, und ob es bei der Lufthansa besser gewesen wäre, keine Ahnung. Schließlich erreichen wir die betagte Boeing 757-300. Gepflegt scheint sie zu sein, besonders die Thomas-Cook-Beschriftung ist noch 1A. Zum schnelleren boarding gibt es zwei Gangways, eine vorne und eine hinten. Leider achtet kaum jemand darauf, wo er - abhängig von seiner Sitzposition - besser einsteigt, was zu heftigen Stauungen während des Gegenverkehrs innerhalb der Maschine führt. Da der einzige Gang schon für die schlanken Stewardessen recht knapp bemessen ist, tun sich die häufig adipösen und schwergängigen Kreuzfahrtgäste, zumeist bewaffnet mit überdimensionalem Handgepäck und heftiger Ungeduld, hier richtig hart. Nach einer gefühlten Ewigkeit fehlen nur noch wenige Fluggäste, egal, aber leider ist das Gepäck schon Bord, nicht egal. Wie die meisten von Euch sicherlich wissen, muss das wieder raus wenn Herrchen und/oder Frauchen fehlen. Als es endlich gefunden und beseitig wurde, ist der slot für den Abflug weg, und wir starten erst mit einstündiger Verspätung. Na gut. Dafür geht in Málaga das aussteigen schneller, weil wir dort - nein, nicht mit dem Fallschirm abspringen, aber angerüsselt werden, und das ist doch sehr viel komfortabler, selbst mit Rollator.

Der Flughafen von Málaga ist ziemlich groß, geschätzt wie der von Mallorca, und sie haben 42 Gepäckbänder. Auf Nummer 38 läuft die erste Hälfte unseres Gepäcks, und die zweite Hälfte dauert, und dauert, und dauert, die ersten älteren Damen werden schon hysterisch und nerven ihre Ehemänner mit negativen Bemerkungen, aber schließlich kommen auch alle anderen Koffer, alles ist gut, wie bei der Lufthansa. Die hat übrigens auch einen Direktflug von Frankfurt, eine Stunde nach uns, und bringt noch jede Menge glückliche und zufriedene Kreuzfahrer, wahrscheinlich diejenigen mit den teuren Kabinen.

Viel später, auf dem Schiff, in Harry's Bar. 



Eine ältere Dame erzählt, dass ihr Koffer nicht mitgekommen ist, und sie jetzt nichts zum Anziehen hat, und keine Zahnbürste und so. Ein paar andere Gäste erzählen, was sie vorsichtshalber immer so ins Handgepäck tun (kein Wunder, dass die Gepäckstücke so groß sind). Die Dame und ihre 38(!) Leidensgenossen würden sich ja gerne ein paar neue Sachen kaufen, kein Problem, aber leider hat ausgerechnet heute die Bordboutique geschlossen. Morgen machen die das Geschäft ihres Lebens, auch wenn sie leider keine Abendbekleidung führen. Da wäre nämlich auch noch der erste Galaabend und Fototermin mit dem Captain, denn für Morten Hansen hätte man sich gerne schön gemacht.

Die gute Nachricht ist: die Koffer wurden alle gefunden und werden sofort hinterher geschickt. Allerdings sind wir morgen auf See, da müsste man sie mit dem Fallschirm abwerfen, das macht man lieber nicht. Und am Montag, nach Agadir in Marokko, außerhalb der EU, in den wilden Orient, das macht man lieber auch nicht. Folglich findet die Wiedervereinigung erst am Dienstag statt, auf Lanzarote, das ist auch spanisch, sicher ist sicher.

Ach ja - und der Flug mit den fehlenden Koffern, das war übrigens die Lufthansa.

Freitag, 25. Oktober 2019

Das große Inselhüpfen - Wie es dazu kommen konnte

Das ist eine lange Geschichte, also holt Euch erst einmal etwas zu essen und zu trinken und macht es Euch bequem.

Zur Historie: Nachdem mein Lieblingsschiff, die (alte) MeinSchiff1, allmählich ihren letzten Tagen bei TUI-Cruises entgegensah, und mir die Neubauten dort mit steigender Größe immer weniger gefallen haben, musste eine Alternative her. Das war dann das größte Schiff der kleinen PHOENIX-Flotte, die Artania. Nachdem die erste kleine Reise im Oktober 2015 so weit ganz ok gewesen war, hatte ich dann im Februar ganz mutig eine längere Atlantikreise gebucht. Naja - versucht, denn für Singles gab es zwar nur wenig Aufpreis, aber dafür eine lange Warteliste. Egal - etwas Zeit war ja noch bis Ende Oktober diesen Jahres. Habe ich übrigens schon erwähnt, dass die Buchung der Atlantikreise im Februar stattfand? Ja, habe ich. Im Jahr 2017? Das hatte ich wohl vergessen. Last minute kennt jeder, und das Gegenteil, Frühbucher, natürlich auch. Aber was ich getan habe, war wohl der "Ganz-Früh-Bucher-Versuch", und bei dem blieb es zunächst.

Im Herbst 2018 hatte ich dann nochmal eine Mittelmeerreise auf der MS Artania gemacht (nicht für jede Reise gibt es eine Warteliste), wobei das Publikum in nur drei Jahren so schlimm gealtert war, dass sich selbst die 75-jährigen über den hohen Altersdurchschnitt beschwerten. Seitdem steht das "MS" vor dem Namen für "Mumienschiff" (die Idee eines 75-jährigen). Ich hatte mir deswegen fest vorgenommen, mich nach der Rückkehr sofort von der Warteliste für die nächste Reise streichen zu lassen. Jedoch - wie so vieles, was man sich vornimmt sofort nach dem Urlaub zu erledigen, habe ich es natürlich nicht getan. Und als nach drei Wochen der wirklich schön gemachte Film vom Schiffsfernsehen eintraf, habe ich mir die Sache noch einmal überlegt.

Die Monate vergingen, es wurde Juni 2019, und eines späten Nachmittags beschloss ich, mich nach einer anderen Kreuzfahrt umzusehen. Ich würde also am nächsten Morgen bei PHOENIX anrufen, mich streichen lassen, und dann zwecks Plan B in mein Lieblingsreisebüro fahren. Computer aus, schnell weg, denn es war der Abend der monatlichen Vereinssitzung.

Wieder zurück, nochmals Emails checken, und glaubt es oder nicht: Im Posteingang hing ganz frisch eine Nachricht von PHOENIX, in der stand, dass es jetzt einen Platz für mich gibt und der Eintrag auf der Warteliste sich in eine Festbuchung verwandelt hat. Was für ein timing!

Nun habe ich den Salat, Ihr aber auch. Viel Spaß beim Lesen während der nächsten immerhin 22 Tage!

Euer
Captain Spareribs


Heimkehr

Heute geht es nach langer, langer Zeit wieder nachhause. Hoffe ich, denn seit dem letzten Wochenende fällt überall in Deutschland Schnee, je...