Dienstag, 7. November 2023

An Bord

Zurück im hier und jetzt. Heute lerne ich das Frühstück kennen, über das ich gestern schon gelästert habe, weil ich ja in die Zukunft sehen kann (Späßle). 

Es gibt zwei Kaffeestationen: große Tische mit verschiedenen Sorten Kaffee und auch Tee, dazu alles Zubehör wie Milch in verschiedenen Fettstufen so wie kuhlose Alternativen, und natürlich alles mögliche zum Süßen. Sämtliches Zubehör ist portionsweise verpackt, meist in Plastik. Als Gefäße warten riesige Stapel von Pappbechern auf den Gast, Servietten und Umrührstäbchen, immerhin aus Holz, wie man lobend erwähnen muss. Immerhin kommen Kaffee und Teewasser in großen, nachfüllbaren Edelstahlbehältern mit Zapfhähnen dran.

Aber dann ist schon wieder gut mit loben, denn der Nebenraum mit dem „Buffet“ empfängt den Besucher mit einer zentralen Insel, auf der sich neben zwei Warmhaltebehältern mit Pancakes und was-auch-immer jede Menge Pappteller stapeln, in guter Gesellschaft mit riesigen Serviettenbergen und Eimern voller Plastikbesteck, immer ein ganzer Satz in Plastik geschweisst, wie im Flugzeug, damit man ja nicht mal eine Gabel oder einen Löffel weniger wegwerfen kann. Kurz zur Erinnerung: dies sollte ein 4-Sterne-Hotel sein! 

Kommen wir zum Ende: rechterhand befinden sich mehrere XXL-Toaster, an der Rückwand mehrere geschlossene Plastikboxen mit verschiedenem, weich-pappigem Backwerk, daneben, auf offenen, ungekühlten Tabletts eine kleine, sehr kleine Auswahl von Wurst, Schinken und Käse, während man an der dritten Wand „gesunde“ Sachen findet: Müsli, Joghurt, Quark, verschiedene Proteinriegel, und sogar einen kleinen Korb mit Obst: Bananen, grüne und rote Äpfel. Während die grünen solo im Korb liegen, sind die roten, man glaubt es nicht, einzeln eingeschweisst. Ich entscheide mich für eine Banane, die ist zwar auch einzeln verpackt, aber wenigstens nur in ihrer Schale.

Obwohl wir in den USA sind, werden wir pünktlich und zuverlässig abgeholt mit dem schwarzen Van von gestern und reibungslos die letzten zwanzig Minuten bis zum Hafen gefahren, wo es Reibung gibt zwischen dem Phoenix-Empfangskomitee und den Hafenangestellten über das Thema, ob das Gepäck vor dem Hafenterminal auf den Gepäckwagen aufgeladen wird, oder ob wir Gäste die Koffer erst in das Gebäude bringen müssen, wo es dann auf den Gepäckwagen aufgeladen wird. Die Vernunft setzt sich durch, wir betreten das Gebäude ohne Koffer, zeigen unsere Pässe vor, und gehen nach einem längeren Fussmarsch durch Hallen und Gänge an Bord der Artania, gerade noch rechtzeitig, um Captain Hansen und Kreuzfahrtdirektor Gruschka, die leider von Bord gehen, einen schönen Urlaub zu wünschen. Die Hand geschüttelt zum „Willkommen zuhause“ bekommen wir daher von Jörn Hofer, der ist auch ganz nett. Und sehr lustig, wie wir noch erfahren werden. Ach ja, und der neue Kapitän heißt Alex Zinkovskyi, und so klingt er auch. Er fährt halt das Schiff, egal ob es Gäste geladen hat oder Container.

Und jetzt kann es los gehen: 26 Tage an Bord des schwimmenden Altersheims.




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