Es gäbe Frühstück, schon seit 6.00 Uhr. Aber lieber fahre ich rechtzeitig zum Flughafen, denn die Lufthansa bedient die Strecke, die ich fliegen muss, nur einmal täglich. Es geht nach Miami, Flugzeit gute zehn Stunden, womit sich das „nicht so weit“ ebenfalls erledigt hat. Aber es gibt ein kleines Trostpflaster: die Strecke wird mit einer A 380 geflogen, über deren Luxusausstattung man Wunderdinge hört. Wenn man mit Emirates fliegt. Und nur dann.
Das schöne am Airport ist, dass heute morgen bei weitem nicht so viel los ist wie sonst. Das dumme ist nur, dass auch auf meinem Flug nicht so viele Leute sind, und die Lufthansa deswegen heute die etwas kleinere Boeing 747 (den Jumbo-Jet) benutzt, deren Bestuhlung in der Holzklasse der heutzutage üblichen Legehennenhaltung entspricht. Tröstlich: in der A 380 wäre das auch nicht besser gewesen, nur eben für deutlich mehr Legehennen. Hoffnung: die beiden Sitze neben mir bleiben bis zum letzten Moment frei, und ich warte auf das erlösende Wort: „boarding complete“. Das kommt auch, aber ganz kurz davor noch die beiden Gäste neben mir. Ein junges Paar in den frühen Zwanzigern, schlank und sympathisch, und natürlich gönne ich ihnen von Herzen, dass sie ihr Flugzeug noch bekommen haben, zumal sie den weiten Weg bis Costa Rica vor sich haben. Sie hat Flugangst und kennt nur Kurzstrecken bisher, er hat noch nie ein Flugzeug von innen gesehen, oder höchstens im Museum, und da fliegen sie im allgemeinen nicht durch die Gegend. Das kann spannend werden, denke ich mir. Für mich ist es in etwa der zwanzigste Transatlantikflug, aber der erste ohne Wiederkehr - nein, falsch, der erste ohne Rückflug, weil ich ja mit dem Schiff zurück fahre. Die deutsche Bodenstewardess wollte das gar nicht glauben, wer macht denn sowas? Aber sie hat mich trotzdem fliegen lassen.
Der Flug verläuft ruhig, und auch die beiden neben mir haben keine Probleme, zumal ich jede ihrer Fragen beantworten und jedes Geräusch des Flugzeugs erklären kann. Und tatsächlich ist der Flugneuling der erste, der einschläft.
Die Einreise in die USA ist immer spannend. Musste man vor kurzem noch eine Zollerklärung ausfüllen, die man im Flugzeug bekam, war das im letzten Jahr schon nicht mehr so. Allerdings wurde man genau ausgefragt was man einführt, besonders nach Lebensmitteln, man wurde fotografiert, musste Fingerabdrücke abgeben, und ganz wichtig: man wurde nach seinem Rückflugticket. gefragt, denn in den USA legen die Behörden ganz viel Wert darauf, dass man wieder verschwindet, und zwar innerhalb von 30 Tagen, wenn man per ESTA einreist, also als Tourist.
Im letzten Jahr gab es die Zollerklärung nur noch für zollpflichtige Einfuhren. Allerdings musste man die Koffer öffnen, wenn man in New York JFK ankam, und nicht, wenn man auf Newark landete. Die Genauigkeit der Kontrolle hing also vom Flughafen ab. Doch es geht noch besser. Hier in Miami hängt die Kontrolle davon ab, bei welchem Passkontrolleur man gerade ansteht. Mitpassagiere haben mir erzählt, dass sie ein sehr strenges Interview führen mussten, Fingerabdrücke abgeben, genau erklären, was im Koffer ist, genau erklären, was sie in den USA wollen, und was auch immer. Und das mit häufig nur sehr rudimentären Englischkenntnissen. Hier war ich wieder auf der Gewinnerseite: mein Kontrolleur wollte nur ein Foto von mir machen, hat das mit der Schiffsreise eher anerkennend zur Kenntnis genommen und ansonsten zwanglos mit mir geplaudert. Was ich dabei habe, war ihm auch egal, und abgesehen einmal davon: auch in den USA gibt es nicht erst seit gestern Röntgengeräte.
Und wie es weiter ging, erzähle ich Euch morgen.
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