Wie Ihr schon wisst, möchten die amerikanischen Behörden, dass der Einwanderungs- so falsch wie das ist, es handelt sich lediglich um den Einreiseprozess, heute nochmals durchgeführt wird. Also sind wir Passagiere gehalten, mit Pass, Visum und allen sonstigen Einreisepapieren (was das genau ist, überlässt man uns selbst, was dazu führt, dass manche Leute nur ihren Pass, andere dagegen einen ganzen Leitz-Ordner bei sich tragen) zu den jeweils angegebenen Zeiten das Schiff verlassen und die große Halle der Behörden zu betreten, um den Prozess durchzuführen. Wir erinnern uns: Passkontrolle, kurzes Interview, was man hier will und wann man wieder geht, Abnahme aller zehn Fingerabdrücke. Und das ganze beginnt für den ersten Teil der Passagiere, die mit den ganz frühen Ausflügen, schon um 7.15 Uhr. Da schlafe ich noch, oder schliefe, wenn es hier im Hafen nicht so laut wäre.
Da ich noch sehr viel Zeit habe und keine Lust auf Frühstück, wälze ich mich etliche Male im Bett hin und her, dusche, ziehe mich an, entlocke meiner Kabinenmaschine den ersten Espresso des Tages, und habe ihn kaum getrunken, es ist zehn Uhr, als die Stimme des Kreuzfahrtdirektors alle noch an Bord befindlichen Passagiere deutlich vorfristig zur Einwanderung schickt, weil dort gerade nichts los wäre.
Es folgt eine entspannte Wanderung über zwei lange Fahrgastbrücken, durch mehrere lange Gänge, eine Halle, über einen Ebenenwechsel, wo man aufgrund der kaputten Rolltreppe die Wahl hat zwischen vier Etagen laufen oder ewig anstellen an zwei Aufzügen, wo - völlig zurecht - Rollstuhlfahrer und sichtbar gehbehinderte Menschen vorgenommen werden.
Unten angenommen, gibt es noch zwei sehr lange Gänge, und dann ist die Kontrollhalle erreicht, laut Schrittzähler nach 1 1/2 Schiffen (oder 1/2km). Man hat mindestens 20 provisorische Kontrollschalter aufgebaut, fast alle sind besetzt, und schon im Vorfeld wird man lautstark, aber freundlich auf einen davon eingeteilt und angewiesen, seinen Reisepass aufgeklappt und mit dem Bild nach vorn zu tragen. Die aufwendige Kontrolle (ich habe sie vorhin nochmal beschrieben) läuft nun ab wie folgt: der (oder die, einmal gendern pro Blog muss wohl sein) blickt in den Pass, dann ins Gesicht, dann nochmal in den Pass, ruft laut den Vornamen des Passinhabers auf, fügt einen guten Wunsch hinzu, in etwa "have a nice day" oder "take good care of yourself", und das war's dann, in gerade mal 10-15 Sekunden. Man hätte auch an Bord kommen, sich das Schiffsmanifest zeigen und die Passagiere in Ruhe lassen können, das wäre noch schneller gegangen.
Wir Passagiere verlassen also die Kontrollhalle und verteilen uns: auf die Ausflugsbusse, Taxis, Fahrräder, individuell. Der Rest bildet einen sinnlosen Haufen, der sich kurz danach zu einer Schlange Richtung der nächsten Halle, die 100m weiter links um die Ecke liegt, formiert. Alsbald öffnet sich dort eine Tür, durch die sich die Schlange hinein ringelt, nicht ohne Legitimierung. Ich glaube, diesmal ist die Bordkarte gefragt.
In der gut gekühlten (wir waren gewarnt) Halle stehen in mehreren abgesperrten Abteilungen, ordentlich aufgereiht, viele Stühle, auf die wir uns jetzt setzen müssen. Wir warten, und sitzen die gewonnene Stunde fast schon ab, dann geht es endlich zurück auf's Schiff. Wohlorganisiert, first in, first out, so dass wir alle auf gleicher Temperatur sind, als wir zurück an Bord kommen.
Ich verbringe einen gemütlichen Resttag an Bord, besuche die meisten Außenbars noch einmal, lerne wieder neue nette Menschen kennen, und - glaubt es oder nicht - freue mich auch ein bißchen auf zuhause.
Abends packe ich den Koffer, dazu erzähle ich morgen noch etwas, und verbringe den letzten Abend wieder in der TUI-Bar.
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