Mittwoch, 19. Juni 2024

Die weiteste Etappe


Es ist Fußball-EM, was nicht nur die Nachtruhe stört, sondern auch den Hotelzimmerpreis mehr als verdoppelt hat, denn am Vorabend, also am 17. Juni, war ein Spiel in Frankfurt gewesen, und etliche Schnappsleichen liegen jetzt noch herum. Zum Glück nicht in meinem Zimmer, dass ich sehr früh verlasse, weil mein Zug zum Flug schon um 5.40 Uhr fährt. Später ginge zwar auch, aber ich misstraue dem Frankfurter Flughafen zutiefst. Hier gibt es immer Umwege, Staus, Verzögerungen und andere  Unwägbarkeiten, die Zeit fressen und bemüht sind, dass man sein Flugzeug verpasst.



Der Tag fängt gut an: mein Zug fährt pünktlich los, also wirklich pünktlich, und kommt pünktlich an. Und dann geht es los: in der ersten Halle ist das Transportband kaputt, und der Koffer und ich müssen zu Fuß gehen. Das dauert zwar nicht unbedingt länger, verbraucht aber unnötig Energie. Und dann geht es weiter: die Haltestelle für den Shuttlebus nach Terminal 2 wurde verlegt, aber die Hinweisschilder nicht angepasst. Natürlich falle ich darauf rein, bis ein netter Taxifahrer meine suchenden Blicke richtig deutet und mir den richtigen Weg erklärt. Das hat Energie und Zeit gekostet, wobei der Vorrat an Zeit größer ist. 

Der bus wird gefunden, das richtige Terminal und sogar der richtige Check-In-Schalter, auch wenn da nur Fraport drauf steht. Und eine Nummer, und laut Abflugplan die richtige. Es ist 6.50 Uhr, und tatsächlich stellen sich die ersten Leute bereits am geschlossenen, nicht beschrifteten Schalter an. Wer weiß, ob das so richtig ist? Der Hintergrund ist der: es handelt sich um einen Charterflug, nur für Kreuzfahrtgäste, durchgeführt von TUIfly Belgium, und die fliegen nicht von Frankfurt. Gar nicht! Also - normalerweise. 



Punkt sieben Uhr wechselst die Beleuchtung des Schalters auf den Namen des Reiseveranstalters, gepaart mit der richtigen Flugnummer. Jetzt stelle ich mich auch mal an die Schlange an. Naja, an das Schlängelchen, bestimmt nicht mehr als 50 Leute vor mir und 80 dahinter. Inzwischen sind drei Schalter offen, die Beleuchtung verrät, dass sie etwas mit TUIfly zu tun haben, auch mit unsere Flugnummer. 

Es geht sehr schnell, um 7.15 Uhr bin ich schon durch und habe jetzt zwei Stunden Zeit, die Sicherheitskontrolle hinter mich zu bringen. Das vorletzte Mal brauchte ich die auch, das letzte Mal war es etwas besser. Heute ist es viel besser. Zehn offene Schalter für 250 Leute, die nur tröpfchenweise eintrudeln, das ist wahrer Luxus. Und es bleibt dabei: Pünktlich zur geplanten Boarding-Zeit wird eingestiegen, zuerst in einen Bus, dann aber doch ins Flugzeug, auf dem übrigens TUI steht aber nichts von Fly (ungewöhnlich), und das zum einen nicht ausgebucht und zum anderen recht komfortabel bestuhlt ist. Ich habe einen Gangplatz und weit weg einen Sitznachbarn am Fenster, der Mittelplatz bleibt frei. Und sogar der Klapptisch passt völlig problemlos an meinem Bauch vorbei, was aber egal ist, weil es sowieso nichts gibt, außer für viel Geld. Die vier hübschen Flugbegleiterinnen, von denen eine wenig deutsch spricht, die anderen dafür gar nicht (jetzt merkt man, und auch an allem, was es schriftlich gibt, dass wir in einem belgischen Flugzeug sind). 

Die Sicherheitsvorschriften werden auf flämisch angesagt und mangels Monitore live vorgeführt, wobei die Mädels nicht ernst bleiben können und sich scheckig lachen. Die gute Laune bleibt, wir fliegen pünktlich ab und landen auch pünktlich in Lissabon. Der Pilot, der zwar auch Belgier ist, fabriziert eine der weichsten Landungen, die ich je erlebt habe, und das, obwohl es sich bei dem Flugzeug um eine Boeing 737-800, besser bekannt als 737-Max handelt, die über längere Zeit eher keinen guten Ruf hatte. 

In Lissabon gibt es einen längere Wanderung durch die riesigen Einkaufsbereiche des Flughafens, bis zu den Gepäckbändern. Das machen die wahrscheinlich absichtlich, damit sie Zeit haben, die Koffer auszuladen. Die kommen dann auch pünktlich, und nicht weniger als 15 elegant angezogene junge Menschen mit Schildern, auf denen der Schiffsname steht, lotsen uns zu den Bussen.

Ach ja - das Schiff. Es ist ein portugiesisches Schiff, das einem Portugiesen gehört, fährt unter portugiesischer Flagge, trägt den Namen eines portugiesischen Seefahrers aus dem 15. Jahrhundert - Vasco da Gama - und ist voller portugiesischer Gäste - nein, das wäre dann nichts für mich, mit meinen vier Wörtern portugiesisch - es fährt für Nicko Cruises und wird nur im deutschsprachigen Raum vermarktet. NC ist eigentlich ein Spezialist für Flusskreuzfahrten, und wahrscheinlich liegt die VdC deswegen im Tejo, dem großen Fluss, der Lissabon in zwei Teile teilt. Späßle, das machen alle Seeschiffe so. Es ist sehr angenehm, direkt in der Stadt anlegen zu können.



Warum ich dieses Schiff gewählt habe, und wie es weiter geht? Das erzähle ich Euch morgen.

 

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