Donnerstag, 20. Juni 2024

Wo ist der Pass?


 wie auf anderen Schiffen auch, so möchte man hier die Passagiere nicht mit Routinedurchsagen auf die Kabine belästigen, und schaltet deswegen nur die Lautsprecher der öffentliche Bereiche dafür ein. Punkt 9:00 Uhr, also praktisch mitten in der Nacht, brüllt der Kreuzfahrtdirektor ein fröhliches „Guten Morgen“ und reißt mich aus dem Schlaf. Nein, er hat nicht den falschen Knopf gedrückt, aber was aus dem Lautsprecher direkt vor meiner Kabinentür kommt, ist überall gut zu verstehen, sogar bei geschlossener WC-Tür. Ich kriege gerade so noch etwas von „Pass abgeben heute“ und „wenn noch nicht beim Einchecken“ mit, wegen den Regeln auf den britischen Inseln. 


Als ich es endlich aus dem Bett schaffe, trinke ich den ersten Kaffee des Tages auf meinem wirklich großen Balkon und sehe zu, wie das Schiff in Leixões, dem Seehafen von Porto festmacht. Dann mache ich mich fertig, hole den Pass aus dem Safe, wo er nicht ist, und auch nirgends sonst. Ich bin irritiert, denn obwohl ich eher schlampig bin, mein Pass hat immer einen festen Platz, zuhause und auch auf Reisen. Wo also ist er? Wo habe ich ihn zuletzt gesehen und warum? Beim Check-In hatte ich ihn noch. Sollte ich ihn danach in Lissabon verloren haben? Also, ich war beim Check-In und habe der hübschen australischen Akrobatin, die dort Dienst hatte, zwei Sachen gegeben: den Pass und meine Kreditkarte. Dann hat sie eine Weile rumgemacht, mich fotografiert, und mir schließlich zwei Sachen wieder gegeben: die Kreditkarte und den … Bordausweis. Meine letzte Idee, und tatsächlich, sie haben ihn schon. Ich glaube, ich werde langsam alt, und verlasse das Schiff, denn ich will nach Porto. Aber nicht mit einem geführten und wohlorganisierten Ausflug, sondern allein und individuell. Mit vier Wörtern portugiesisch. Als ich aus dem Hafen komme, stehen da tatsächlich Taxis. Jetzt führt kein Weg mehr zurück. Ich erkläre dem Taxifahrer auf spanisch, dass ich kein portugiesisch spreche und zeige ihm auf dem Handy, wo ich hin will. Ich quetsche mich in seinen kleinen Dacia, und schon geht es über Stock und Stein. Es sind nur etwa zwölf Kilometer, aber es kommt mir länger vor. Er fährt so, wie man sich einen südländischen Taxifahrer vorstellt, mit Rennfahrerambition, gerne auch mal auf der Gegenfahrbahn, zeigt mir gleichzeitig mit weit ausholenden Gesten die eine oder andere Sehenswürdigkeit, und verwickelt mich auf Portuspanglish in alle möglichen Gespräche, speziell über Deutschland, die ja gestern beim Fussball gewonnen haben. Ich versuche, mich mit spanischlastigem Spanglish über Wasser zu halten, bis wir unser Ziel fast erreicht haben. Knapp 150m davor jedoch ist die Straße gesperrt, und er meint, zu Fuß wäre ich gleich da. Ich war schon einmal da, aber es kommt mir so absolut gar nichts bekannt vor. Aber gut, ich zahle ihn aus, verlasse das Auto, aber mich nicht auf seine Wegbeschreibung sondern frage mal vorsichtshalber das iPhone, was zu meiner Erleichterung der gleichen Meinung ist wie der Taxifahrer. 




Kurz danach stehe ich vor dem Hard Rock Cafe, kaufe ein paar T-Shirts, gehe Mittag essen in dem absolut schönen Restaurant, habe diesmal sogar die hübscheste Kellnerin und bin sehr zufrieden mit meinem Burger, der ohne Schwierigkeiten in meinem persönlichen Ranking Berlin von Platz 3 verdrängt und schon gefährlich am 2. Platz von Lissabon kratzt. Nur Barcelona als Nummer 1 ist da noch weit voraus. Schade für Hamburg, das damit auf den derzeit letzten Platz 6 rutscht. 




Wieder auf dem Schiff, bekomme ich eine traumhafte Pediküre mit Fussmassage, woraufhin sich meine Treter wie neu modelliert fühlen. 

Eigentlich wollte ich Euch noch etwas über das Schiff schreiben, aber das mache ich dann morgen. 


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